Schnelle Job-Erholung: Das bedeutet weitere Probleme für die Fed
Deutsche Bank, UBS, Citigroup, Barclays und Bank of Tokyo-Mitsubishi rechnen damit, dass die Erholung am US-Arbeitsmarkt schneller erfolgt als die Federal Reserve prognostiziert. Das führt allerdings zu Verwirrungen, was das Anleihe-Kauf-Programm der Notenbank angeht.

Fed-Chef Ben Bernanke hatte im vergangenen Monat erklärt, dass sie mit den Bond-Käufen etwa Mitte nächsten Jahres aufhören könnte, wenn die Arbeitslosenquote wahrscheinlich in der Nähe von sieben Prozent wäre. Fünf der größten Banken der Welt erwarten jetzt allerdings, dass diese Quote bereits im vierten Quartal erreicht oder fast erreicht wird - also sechs Monate früher als Bernanke vorhersagt.
Das bedeutet definitiv weitere Kommunikations-Probleme für die Fed, sagt Drew Matus, stellvertretender Chef-Volkswirt für die USA bei UBS Securities in Stamford, Connecticut, der zuvor Analyst bei der Federal Reserve Bank of New York war. Und erneut wird es sich dabei um Probleme handeln, für die sie selbst verantwortlich sind.
Steigende Volatilität
In den vergangenen sechs Wochen sind die Bond-Preise gefallen und die Volatilität hat zugenommen, da Investoren versuchen, sich einen Reim auf die Pläne der Fed zu machen. Joseph LaVorgna, Chef-Volkswirt für die USA bei der Deutschen Bank, rechnet damit, dass die Preise in den nächsten zwölf Monaten weiter fallen werden, da der unerwartet schnelle Rückgang der Arbeitslosigkeit Druck auf die Fed ausüben dürfte, vorzeitig aus dem Bond-Programm auszusteigen.
Eine Konsequenz der Sieben-Prozent-Quote sei ein Anstieg der Rendite zehnjähriger Treasuries auf 2,75 Prozent bis zum Jahresende, sagt LaVorgna. Bis Juni könnte es dann auf 3,25 Prozent hochgehen. Voraussetzung dafür sei, dass die Notenbank bis Januar ihre Käufe auflöse. Am Mittwoch pendelte die Rendite der zehnjährigen US-Staatspapiere um 2,47 Prozent.
Die Renditekurve wird steiler werden, da die Zinsen für die zweijährigen Bonds durch das Versprechen der Fed verankert sind, die kurzfristigen Zinsen auf lange Zeit nahe Null zu halten, fügt LaVorgna hinzu. Die Rendite dieser Papiere lag am 3. Juli bei etwa 0,34 Prozent.
Im späteren Verlauf des Jahres wird sich die Volatilität am Bond-Markt wohl noch erhöhen, erwartet Matus. Er rechnet damit, dass die fallende Arbeitslosigkeit zu Verwirrung bei Investoren führen dürfte, was die Absichten der Fed angeht.
Im Gegensatz zu LaVorgna geht Matus allerdings nicht davon aus, dass die Fed ihre Käufe vorzeitig beenden wird. Vielmehr werde die Notenbank auf andere Indikatoren hinweisen - wie beispielsweise die anhaltend niedrige Inflation - um eine Verlängerung ihres Programms bis Mitte 2014 zu rechtfertigen.
Die Volatilität der Treasuries hat am 24. Juni bei 110,98 den höchsten Stand seit November 2011 erreicht, wie aus dem MOVE-Index von Bank of America Merrill Lynch hervorgeht. Der Durchschnitt in diesem Jahr beträgt 62,55.
Fragen über Fragen
Der Fokus der Fed auf die Arbeitslosenquote von sieben Prozent hat die Frage aufgeworfen, welche Bedeutung die Währungshüter anderen Arbeitsmarkt-Indikatoren zuweisen werden, wenn es um das Ende der Bond-Käufe geht. Wie sieht es beispielsweise mit dem Stellenwachstum aus? Und was passiert, wenn die Marke nur deswegen erreicht wird, weil mehr Amerikaner aus der Erwerbsbevölkerung herausfallen?
Die Investoren sind unsicher, was das Ende der quantitativen Lockerung bringen wird, sagt Nathan Sheets, früherer weltweiter Chef der International-Finance-Sparte der Fed und nun weltweiter Chef für internationale Volkswirtschaft bei Citigroup. Die Zentralbank sollte genauer erklären, mit welcher Entwicklung der Beteiligungsquote sie rechnet und wie ihre Politik beeinflusst wird, sollte sie nicht steigen, sagt Sheets.
Das sorgt für Verwirrung an den Märkten darüber, wie sie die angekündigten Wegweiser für die Arbeitslosenquote interpretieren sollen, sagt er.