Renditen für heimische Corporate-Bonds steigen

Während die Renditen im Gleichklang mit den Leitzinssenkungen der Notenbanken bis Mai auf Tiefststände gesunken waren, ist das allgemeine Zinsniveau nun wieder angestiegen. Für Anleger bedeutet das Kursrückgänge, aber auch mehr Ertrag bei neuen Käufen.

Renditen für heimische Corporate-Bonds steigen

Als Hauptauslöser der gestiegenen Zinsen gilt für Experten die Ankündigung der US-Notenbank Fed, das Anleihenkaufprogramm bei sich bessernder Wirtschaftslage noch heuer zu drosseln und nächstes Jahr eventuell ganz zu stoppen. Das an der Wiener Börse zuletzt gute Marktumfeld für Neu-Emissionen von heimischen Unternehmensanleihen - Emissionsvolumen von rund 2,6 Mrd. Euro seit Jahresbeginn - hat sich dadurch eingetrübt. Unternehmen müssten für neue Anleihen jetzt nämlich mehr Zinsen zahlen als zuletzt.

Wie schnell sich der Markt gedreht hat, zeige die Strabag-Anleihenemission vom Mai, so Bank-Austria-Experte Gottfried Ransmayr. Strabag bot Investoren einen Kupon von drei Prozent mit einer Laufzeit von sieben Jahren - und das bei enormer Nachfrage: Die Anleihe war zehnfach überzeichnet. "Das wäre heute anders", kommentierte Ransmayr.

Auch die Pleite des zweitgrößten österreichischen Baukonzerns Alpine dürfte die Anleger verunsichert haben. Am 19. Juni wurden die Alpine-Anleihen vom Handel an der Wiener Börse ausgesetzt. Ransmayr hält die Auswirkungen auf den gesamten Unternehmensanleihenmarkt aber für gering, die Pleite würde eher "branchenbezogen" eingeordnet werden. Auch bei Raiffeisen heißt es, der Bausektor müsse die Alpine-Pleite verdauen.

Die Baugesellschaft Porr hat jedenfalls kurz nach der Alpine-Insolvenz eine geplante Anleihenemission zurückgezogen. Die Porr-Anleihen werden von heimischen Banken als spekulativ eingeschätzt. Die Rendite stieg im Juni auf deutlich mehr als fünf Prozent. Auch die Anleihen von Swietelsky gelten als riskant.

Ransmayr wertet es positiv, dass Anleger sich darüber informieren, wie hoch das Risiko einer Anleihe ist. Er hält aber fest, dass seit der Euro-Einführung in Österreich nur zwei größere Anleihen - Alpine und A-Tec - notleidend geworden sind.

Raiffeisen findet Novomatic- und Egger-Bonds attraktiv

Bei Raiffeisen werden derzeit die Anleihe des Tiroler Holzproduzenten Egger sowie die Novomatic-Bonds als attraktiv eingestuft. Die Titel von OMV, Telekom Austria, Verbund und EVN seien hingegen wenig ertragsreich. Generell seien die Risiken oftmals nicht mehr adäquat abgegolten, schreiben sie in ihrem aktuellen Marktbericht.

Der oberösterreichische Luftfahrtzulieferer FACC platzierte im Juni eine siebenjährige Anleihe in der Höhe von 90 Mio. Euro. Laut Erste-Group-Research stieß sie auf hohe Nachfrage. Aktuell wirft die Anleihe eine Rendite von knapp über vier Prozent ab. Auch die Telekom Austria gab Ende Juni eine zehnjährige Anleihe mit einem Volumen von 300 Mio. Euro aus. Mit einer Stückelung von 100.000 Euro richtet sich der Bond aber in erste Linie an große institutionelle Anleger.

Für den Sommer rechnen die Bond-Experten mit weniger neuen Anleihen. In den Emissionsabteilungen würden die Vorbereitungen zwar laufen, aber die Termine in den September verschoben. Unternehmen, die das Geld nicht sofort brauchen, würden abwarten, bis der Zinsauftrieb zum Stehen kommt, heißt es. Die Anleihen-Analysten der Erste Group gehen für 2013 von einem Gesamtjahresvorlumen von 3,5 bis 4 Mrd. Euro am heimischen Primärmarkt aus.