Werden Sie Ihr eigener Chef! Tipps, Tricks und Geschäftsideen zur Firmengründung

Die einen wollen sich von lästigen Zwängen befreien, die anderen zwingt der Jobverlust dazu. Noch nie haben sich so viele Österreicher getraut, eine eigene Firma zu gründen. trend zeigt die besten Chancen und größten Fallen, die genialsten Ideen und waghalsigsten Abenteuer auf dem Weg in die Selbstständigkeit.

Als Heinz Redl die Schlagzeile der Wochenendausgabe der Tageszeitung „Der Standard“ las, spulten sich plötzlich die letzten beiden Jahre seines Lebens wie im Zeitraffer in seinem Kopf ab: „Neuer Rekord bei Unternehmensgründungen, 31.500 Jungfirmen als Jobmotor – Angestellte werden Unternehmer“, stand da am 19. März zu lesen. Heinz Redl ist einer davon. Einer von 31.500, die den Sprung von einem gut bezahlten Angestelltenjob in die Unsicherheit von Auftrags- und Honorareingängen gemacht haben. Einer von 31.500, die deshalb schlaflose Nächte, Hoffnungen, Triumphe und Enttäuschungen durchlebten.

Es herrscht ein Gründerboom in Österreich. Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Anzahl der neu gegründeten Unternehmen mehr als verdoppelt – und der Aufwärtstrend ist noch lange nicht vorbei.

Wird aus dem Land der Angestellten und Beamten, in dem die Unternehmerquote immer deutlich unter dem europäischen Niveau lag, also doch noch ein Land der Selbstständigen? Haben Erfolgsgeschichten wie jene von Red-Bull-Erfinder Dietrich Mateschitz oder Quadriga-Boss Christian Baha auch den rot-weiß-roten Gründergeist nachhaltig beflügelt?

Ein genauer Blick zeigt: Es sind primär 1-Mann- bzw. 1-Frau-Unternehmen, die die Statistik vorantreiben. Im vergangenen Jahr wurden um 1470 mehr dieser Mikrobetriebe gegründet als 2003 – insgesamt gab es ein Plus von 1393. Betrug der Anteil der Einzelfirmen an den Neugründungen 1993 noch 67 Prozent, so sind es heute bereits 81 Prozent. Was in Deutschland seit Jahren unter dem griffigen Kürzel Ich-AG finanziell gefördert und medial befördet wurde, wird nun auch in Österreich schleichend zum Phänomen.

Aber was sind diese Betriebe? Die Red Bulls von morgen? Das kommende Rückgrat der heimischen Wirtschaft? Oder doch eher „zu wenig nachhaltig“, um sie als Unternehmen überhaupt gelten zu lassen, wie etwa die gestandene Unternehmerin Angelika Kresch (Remus Auspuff-Anlagen) meint?

Das hängt vor allem davon ab, was die Gründer vorhaben. Und da gibt es sehr unterschiedliche Motive.

Gründe fürs Gründen. Der Spirit stimmt, behauptet die Wirtschaftskammer und stützt sich dabei auf eine Umfrage von Legend Consulting aus dem Jahr 2004. Über 70 Prozent gründen demnach, weil sie lieber Chef sein als einen Chef haben wollen. Der Grund, arbeitslos geworden zu sein, spiele dem gegenüber eine untergeordnete Rolle: Nur 10,5 Prozent fühlen sich in die Selbstständigkeit gedrängt.

Hätten die Interviewer von Legend auch die schnörkellose Kategorie „mangelnde Perspektive am Arbeitsmarkt“ angeboten – die These eines neuen Gründerfiebers würde in sich zusammenfallen. Denn nicht nur die tausenden Neo-Firmenchefs, die alljährlich über das Gründungsprogramm des Arbeitsmarktservice (AMS) ins Unternehmerdasein starten, fallen darunter. Auch gefeuerte Manager, die keinen vergleichbaren Job mehr finden, oder Jungakademiker nach einem entnervenden Bewerbungsmarathon finden sich immer öfter unverhofft unter den Gründern. Für sie war der Gedanke an eine eigene Firma bisher wie ein Notfallplan im Hinterkopf, den man vermutlich nie brauchen würde – aber dann ist der Notfall eingetreten.

Zwangsweise ausgelagerte Servicetechniker und Berater wider Willen bevölkern die Gründerstatistik deshalb mindestens in gleichem Ausmaß wie Start-ups, die aus zündenden Geschäftsideen entstanden sind. Und dieser Trend wird sich fortsetzen, prognostizieren Arbeitsmarktforscher. Statt des Friseursalons mit vielen Angestellten werden sich in Zukunft einzelne Friseure als Ich-AGs in den Salons einmieten, meint die Wifo-Expertin Gudrun Biffl – in New York könne man das schon beobachten. Servierkräfte in der Gastronomie würden bald, wie in den USA, ausschließlich vom – dann zu versteuernden – Trinkgeld leben. Biffl weist überdies auf „osteuropäische Arbeitskräfte“ hin, „die in burgenländischen Handelsunternehmen fürs Regalschlichten als Selbstständige angestellt werden“.

Wie vielfältig die Gründe auch immer sein mögen. In Österreichs Arbeitswelt findet der Transformationsprozess von der Angestelltenwelt zum selbstständigen Dasein statt. Die Zeit des sicheren Gehalts am Ende des Monats neigt sich ihrem Ende zu. Das Risiko der unregelmäßigen, von Aufträgen abhängigen Einnahmen wird immer mehr zur Normalität.

In dieser trend-Titelgeschichte blicken wir hinter die nach außen so schöne, neue Selbstständigenwelt – und präsentieren Erfahrungen, Hoffnungen und Ängste jener Menschen, die sich in den vergangenen drei Jahren in das Abenteuer Unternehmensgründung gestürzt haben. Und zeigen Schicksale jener Personen, die den sprichwörtlichen Sprung ins kalte Wasser gewagt haben.

Eine von ihnen ist die Wienerin Manuela Mutschler, die mit Schrecken an die Lehren aus ihrem ersten Start-up-Abenteuer denkt. Sie hat alles durchlebt, was das Unternehmerleben zu bieten hat: das Abenteuer des Aufbaus, den Rausch des Wachstums und die Hölle des Absturzes. Sie hatte in einer Ordination als Assistentin gearbeitet, bis sie 1998 alles aufgab, um eine eigene Medizintechnikfirma zu gründen. Sie beriet Ärzte, wie diese ihre Ordinationen auf den modernsten Stand der Technik bringen könnten, sie verkaufte ihnen die passenden Geräte und übernahm den Aufbau der Inneneinrichtung. Nach zwei Jahren hatte sie drei Großkunden gewonnen und vier Firmen gegründet, um die gut bezahlten Aufträge abzuwickeln. Es lief prächtig, bis ein privater Super-GAU alles zerstörte. Mutschler verließ ihren Lebensgefährten, der gleichzeitig zweiter Gesellschafter der Firmen war. Seine private Rache war erbarmungslos: Er stachelte die Kunden dazu an, Zahlungen zu verweigern. Als Insider wusste er, welche Informationen er dafür den Kunden zuspielen musste. Nach zwei Jahren waren Mutschlers Firmen pleite.

Inzwischen versprüht sie wieder Optimismus. Sie leitet „Gedankensprung“, ein Ausbildungszentrum für Kunst- und Sozialberufe. Menschen ab 35 Jahren sollen dort die Chance erhalten, berufliche Träume zu verwirklichen, die ihnen im ersten Berufsleben verwehrt blieben. Die meisten Absolventen werden 1-Personen-Firmen gründen und hören daher sehr genau zu, wenn ihnen Mutschler von den Gefahren und Folgen einer Unternehmerkrise berichtet.

Das Leben danach ist hart. Die Banken geben gescheiterten Unternehmern so genannte „Sperrvermerke“. Sie bekommen bis zu 15 Jahre lang keine unbesicherten Kredite mehr. „Auch die Eröffnung eines einfachen Kontos mit Überziehungsrahmen oder ein Handyvertrag werden dann zum Problem“, weiß Unternehmensberaterin Regina Haberfellner, die mit ihrer Plattform www. unternehmer-in-not.at Betroffenen Unterstützung gibt. Auch den Anspruch auf Arbeitslosengeld hat man verspielt.

Ein Drittel der Klienten in österreichischen Schuldnerberatungen sind daher mittlerweile gescheiterte Selbstständige: Laut ASB Schuldnerberatung gaben von 10.213 untersuchten Fällen (Zeitraum: 2002 bis 1. Halbjahr 2004) 27,3 Prozent als Hauptursache für ihre Geldprobleme Selbstständigkeit an.

Allen Gefahren zum Trotz: Es gibt gerade wegen der angespannten Arbeitsmarktlage auch gute Gründe, selbstständig zu werden. Sigrid Richter von der Unternehmensberatung ÖSB, die für das AMS Arbeitslose bei der Firmengründung berät: „Die beste Garantie gegen Arbeitslosigkeit ist, sich nebenbei eine Selbstständigkeit aufzubauen.“

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