Der Bau-Meister
Wie der steirische Immobilienentwickler Leitner Altbauten zu Schmuckstücken revitalisiert.

Wenn Rudolf Leitner die Qualität seiner Arbeit demonstrieren soll, reicht ihm eine kleine Handbewegung. Sie umreißt grob die Kubatur des Besprechungsraums seiner Baufirma. Die Holzkonstruktion des ausgebauten Dachbodens des alten Grazer Innenstadtgebäudes ist hier keineswegs hinter Rigipsplatten versteckt, sondern tritt als gestalterisches Element deutlich hervor. Original erhalten, liebevoll gebürstet und dunkel gebeizt. Dort, wo die Statik es zulässt, sind Glasflächen eingesetzt. Und die Raumeinteilung für die anliegenden Büros geben offensichtlich nicht neuzeitliche Arbeitsplatzstudien vor, sondern die Winkel und Ecken des historischen Grundrisses.
Sofort wird klar, worauf sich die Unternehmensgruppe Leitner spezialisiert: auf die Revitalisierung alter Bausubstanz. Und das ist mehr als nur Sanieren oder Renovieren. Baumeister Leitner: "Es geht dabei auch um die Lebenserhaltung ganzer Stadtteile, die sonst zu Geisterstädten verkommen. Wir erfüllen damit einen raumplanerischen Auftrag. Oder: Alt soll sich mit Neu verbinden, wie einer der vielen Lieblingssprüche lautet, die der leutselige Firmenboss gerne zum Besten gibt.
Leitner könnte so etwas sein wie das regionale Vorbild René Benkos, des aktuellen Trend-"Mann des Jahres, der eben die Wiener Innenstadt aufpoliert. Dessen opulent umgesetztes Geschäftsmodell, zuerst lohnende Immobilienprojekte und hinterher Investoren zur Verwirklichung zu suchen, hat Leitner in bester Manier vorexerziert. Etwa bei der vielfach prämierten Sanierung des Grazer Zanklhofs, eines gegen Ende des 19. Jahrhunderts errichteten Industriebaus. Oder aktuell in Bad Gleichenberg bei der Adaptierung des Kurhotels zu Wohn- und Geschäftseinheiten.
Schon sein Vater betrieb eine kleine Zimmerei, weitere Verwandte waren im Baunebengewerbe tätig. Im Laufe der Jahre landeten die Unternehmen bei Rudolf Leitner - und seither ist er stolz auf das umfassende Verständnis seines Jobs: "Viele Baumeister haben sich auf einzelne Dienstleistungen spezialisiert. Wir können alles aus einer Hand anbieten.
Einer für alles
Finanziert werden viele der Projekte durch eine Art Bauherrenmodell. Leitner ist Projektentwickler, Errichter und Vermieter und beteiligt Privatpersonen als Kommanditisten. Dass er dabei auch das komplexe öffentliche Förderungswesen im Wohnbau im kleinen Finger hat, ist wohl kein Nachteil. Die Bilanz: Rund 1700 Wohnungen und Geschäftsflächen wurden errichtet oder durch Sanierung gewonnen. Die Leerstandsrate: unter einem Prozent.
Für diese Performance muss man bautechnisch den anderen immer einen Schritt voraus sein. So hat der Steirer schon früh auf Passivhausstandards gesetzt oder auf Photovoltaik- oder Erdwärmeanlagen - trotz hoher Investitionskosten, doch dafür sinken die Betriebskosten. Und die machen langfristig 75 Prozent der Kosten eines Objekts aus, weiß Leitner: "Irgendwann rechnet sich das immer. Neuerdings fließen auch Car-Sharing-Aspekte in seine Planungen mit ein. Das erspare Stellplätze und verbillige Mieten. Und im Übrigen sponsert man auch wissenschaftliche Arbeiten - etwa zum seniorengerechten Wohnbau.
Es ist beinahe so, als ob sich das Bau-Know-how der Familie aus fast hundert Jahren in der jetzigen Unternehmensgruppe verei-nigt hätte. So kann sich eben Altes mit Neuem harmonisch verbinden, ganz so, wie der Bau-Meister zu sagen pflegt.
Leitner Planung & Consulting GmbH
Gesellschafter: Fam. Leitner u. Mitarbeiter
Firmensitz: 8010 Graz
Umsatz 2011: 12 Mio. Euro; EBIT-Marge: 10%
Umsatz 2012e: 13 Mio. Euro; EBIT-Marge: k. A.
Exportanteil am Umsatz: 15%
Mitarbeiter 2011: 60
Mitarbeiter 2012: 62
Gewerbeberechtigung: Baumeister u. a.
Internet:
www.baumeister-leitner.at