Reisen à la carte: Trendtravel

Anregendes und Nützliches für die zweitschönste Sache der Welt. Das trend-Service für Globetrotter und Urlaubshungrige, frisch aus dem wuchernden Dschungel der Flug- und Reiseangebote.

DESTINATION DES MONATS: VENEDIG MIT CARPACCIO

Eigentlich sei das Reisen reine Zeitverschwendung, meinte dereinst Friedrich Torbergs Tante Jolesch apodiktisch, weil alle Städte tatsächlich ziemlich gleich aussähen. Nur eine Ausnahme ließ die strenge Tante gelten: Venedig mit seinen Gondeln sei doch ein bisserl anders.

Der Reiz Venedigs liegt schon einmal darin, dass uns mittlerweile das, was bis vor hundert Jahren selbstverständlich war, nämlich eine Welt ohne Autos, höchst faszinierend erscheint. Venedig mit seinen verschlungenen Kanälen und abblätternden Palazzi, in denen sich Donna Leons diverse Mörderfiguren tummeln, zieht uns durch seine radikale Andersartigkeit in den Bann.

Der Markusplatz etwa, der wahrscheinlich schönste öffentliche Salon der Welt, ist, wie Jean Cocteau schrieb, ein magischer Ort, an dem die Tauben zu Fuß gehen und die Löwen Flügel haben. Und ist es ein Wunder, dass der wohl berühmteste Verführer aller Zeiten, Giovanni Giacomo Casanova, der übrigens ursprünglich Priester werden wollte, aus Venedig stammt? Oder dass besonders raffinierte kulinarische Köstlichkeiten wie das Carpaccio hier erfunden wurden?

Die Sache mit dem Carpaccio begann übrigens im Jahr 1929, als einem jungen, reichen Amerikaner namens Harry Pickering in Venedig das Geld ausging. Pickering pumpte sich Bares vom gutgläubigen Barkeeper des Hotel Europa, einem gewissen Giuseppe Cipriani. Zwei Jahre später erhielt der Venezianer sein Geld mit üppigen Zinsen zurück und eröffnete damit eine Bar unweit des Markusplatzes, die er in Erinnerung an Pickering schlicht „Harry’s Bar“ taufte.

Wegen seiner besonderen Atmosphäre, der erstklassigen Lage und den leichten kulinarischen Genüssen avancierte Harry’s Bar schnell zum Treffpunkt der damaligen Reichen und Schönen und wurde schließlich weltberühmt. Letzteres verdankte es illustren Stammgästen wie Ernest Hemingway, aber ebenso dem Ideenreichtum Guiseppe Ciprianis, der zum Beispiel eines Tages einfach hauchdünne, speziell marinierte, rohe Rindfleischscheiben auf die Speisekarte setzte und sie Carpaccio nannte. Zu den Stammgästen zählte übrigens auch der österreichische Milliardär und Kreisky-Freund Karl Kahane, der sogar eine Wohnung über Harry’s Bar besaß, wo er schließlich auch starb.

Aber kehren wir noch einmal zu Herrn Cipriani zurück. Wir schreiben das Jahr 1956, der einstige Barmann ist inzwischen ziemlich vermögend geworden, Kunstliebhaber, mit dem Jetset wohlvertraut, und er hat einen Traum: Er will das absolut schönste Hotel der Lagunenstadt bauen. Tatsächlich überredete Cipriani die drei Töchter des Second Earl of Iveagh, des immens vermögenden Oberhaupts der britischen Bierdynastie Guinness, zur Finanzierung eines Luxushotels auf der Insel Guidecca genau gegenüber dem Markusplatz.

So entstand die neben dem Danieli berühmteste Nobelherberge Venedigs, eben das Cipriani. Dort logieren heute Millionäre aus aller Welt, und Filmstars wie Nicole Kidman, George Clooney, Johnny Depp und Anthony Hopkins gelten als Stammgäste. Berühmt ist das Hotel für seinen Swimmingpool, den einzigen in Venedig und einen der größten Hotelpools Europas: Das Bauunternehmen, das ihn errichtete, hatte ihn dreimal so groß als geplant hingestellt, weil man angeblich „feet“ mit „meter“ verwechselte. Na ja, die Venezianer waren schon immer schlau. So kam Venedig ab dem 12. Jahrhundert zu einer Fast-Monopol-Stellung im höchst lukrativen Pfeffer- und Gewürzhandel. Die schönen Palazzi am Canale Grande zeugen heute noch von den sagenhaften Gewinnen jener Zeit.

Aber kehren wir noch einmal auf die Insel Guidecca zurück, von der man den wunderbarsten Blick auf den Dogenpalast hat (Tipp: Restaurant Cip’s beim Palazzo Vendramin, Venedigs schönstes Dinner with a view). Guidecca war früher Venedigs Garten der Köstlichkeiten, mit Weinbergen, Obstgärten und lauschigen Sommerpavillons, den so genannten „casini“.

Vor genau 250 Jahren machte sich Giovanni Giacomo Casanova zum Ehebruch nach Guidecca auf. Casanova war damals 28 Jahre alt, hatte schon halb Europa bereist und führte ein unbeschwertes Leben, das erst zwei Jahre später enden sollte, als ihn eine Anklage der gefürchteten Inquisition wegen Alchemie in die Bleikammern führte. Im Sommer 1753 also ging der geistreiche Lebenskünstler seiner Lieblingsbeschäftigung nach: der Eroberung des weiblichen Geschlechts.

In diesem Fall war es eine bildhübsche und ziemlich leichtfertige Person namens Caterina Capretta, deren Herz Casanova erobern wollte. Dass die Schöne verheiratet war, störte nicht weiter, denn der Ehemann weilte häufig außer Haus. Auch Geld spielte für den Herzensbrecher keine Rolle. So bürgte er großzügig für einen Wechsel des Bruders der Angebeteten, um im Gegenzug einen Schlüssel für dessen Pavillon auf Guidecca zu bekommen – samt Rendezvous mit der schönen Caterina natürlich. Casanova machte mit ihr weite Spaziergänge und ließ sie bei einem Wettlauf galant gewinnen. Am Ende hatte er, wenn wir seinen Aufzeichnungen Glauben schenken dürfen, das Herz der jungen Caterina erobert, die sich sogar artig bei ihrem Bruder für dessen Kupplerdienst bedankte. Der Seitensprung mit Casanova hatte sich offensichtlich gelohnt. So war das in Venedig, damals vor 250 Jahren.

  • Reiseführer-Tipp: Polyglott Start, Venedig.
  • Flug-Tipp: Bratislava–Venedig mit SkyEurope, Tickets ab 25 Euro. Shuttlebus ab Wien zehn Euro. Tel.: 998 555 55.
  • Hotel-Tipp: Hotel Cipriani, Doppelzimmer ab 570 Euro inklusive American Breakfast und kostenlosen Bootstaxis zum Markusplatz alle zehn Minuten. Telefonische Reservierung (gebührenfrei) unter 0-800-29 52 84 oder via e-Mail: info@hotelcipriani.it
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