Machen Sie Ihr Spiel!

In den USA mussten Anleger mit Unternehmensanleihen herbe Kursverluste einstecken. Doch die Emission der Casinos Austria International war in Österreich dreifach überzeichnet. Wohin rollt die Kugel für Käufer von Corporate Bonds in Zukunft?

Dass die Manager der Casinos Austria das Risiko im Griff haben, weiß jeder spätestens dann, wenn er vom Spieltisch finanziell erleichtert und mit Gram belastet aufsteht. Wenn es um das wirklich große Geld geht, ist das bei den österreichischen Glücksspielprofis nicht anders. Die Casinos Austria International begaben Anfang April eine Unternehmensanleihe, obwohl in den USA zahlreiche Negativmeldungen das Vertrauen der Investoren in dieses Anlageprodukt nicht gerade gestärkt hatten. Das Spiel ging dennoch auf. „Die Anleihe war dreifach überzeichnet und wurde auf insgesamt 180 Millionen Euro aufgestockt“, freut sich Patrick Butler, Vorstand der RZB, die die Emission leitete. Die Gründe für das nicht gerade störungsfreie Umfeld: Ende März musste der US-Autoriese General Motors, einer der weltweit größten Konzerne, eine Gewinnwarnung abgeben. Gleichzeitig überlegte Fed-Chef Alan Greenspan laut, ob angesichts der zunehmenden Inflation seine Politik der mäßigen Zinsschritte noch ausreichen würde. Beides war zu viel für die ohnehin schon angespannte Lage bei den Unternehmensanleihen. Nach einem mehr als zweijährigen Aufwärtstrend steckte der Sektor gröbere Verluste ein.

Die Emission der Casinos Austria International berührte das herzlich wenig. Wohl auch, weil es sich im internationalen Vergleich doch um ein eher bescheidenes Volumen handelte. Eine durchschnittliche Emissionsgröße fängt bei rund 500 Millionen Euro an. „Für den österreichischen Markt hat es aber gereicht. Würde man die Anleihe international platzieren wollen, müsste man sich erst eine Bonitätsbewertung von internationalen Ratingagenturen einholen, und das ist sehr teuer“, begründet Butler die strategische Entscheidung. Stattdessen habe man Casinos Austria International eine bankinterne Bewertung verpasst.

Chancen in Europa. Wie sieht nun aber generell die Zukunft für Unternehmensanleihen aus? Sind sie weiterhin ein relativ sicheres Anlageprodukt mit besseren Renditen als Staatsanleihen oder eher ein Investment für Spieler? „Eine Korrektur war schon aus technischer Sicht längst zu erwarten. Unternehmensanleihen hatten sich im Vergleich zu Bundesanleihen reichlich verteuert“, sieht RZB-Vorstand Butler das Ereignis gelassen. Zudem sei für europäische Anleger die Zinsentwicklung im Euroraum wichtiger. „Hier erwarten wir keine baldige Erhöhung“, prophezeit der Anlageprofi. Außerdem sei die Nachfrage nach soliden Unternehmensanleihen nach wie vor robust (siehe Tabellen „Heimspiel“ und Auswärtsmatch“ auf Seite 130).

Dennoch sollte auf die Bonitätsbewertung vermehrt geachtet werden. Die so genannten Ratings dienen vielen Fonds als wichtige Grundlage zur Entscheidung, ob eine Unternehmensanleihe für ihre Portfolios überhaupt infrage kommt (siehe Tabelle „Gemischte Gewinne“). „Dabei prüfen Agenturen wie Moody’s und Standard & Poor’s (S&P) die Bilanzen einzelner Gesellschaften. Fällt eine Bonitätsnote unter Baa3 von Moody’s oder unter BBB- von S&P, verliert die Anleihe die wichtige Bezeichnung „Investment Grade“ und erlangt den „Junk“-Status (auf Deutsch: Müll). Dieses Schicksal droht nun übrigens General Motors aufgrund der miserablen Geschäftsaussichten. Bei Junk-Anleihen winken dann zwar extrem hohe Renditen, damit sich überhaupt Anleger finden, die sie kaufen. Allerdings ist auch das Ausfallsrisiko in dieser Kategorie entsprechend groß.

„Im Gegensatz dazu ist die Ausfallsquote bei Investment Grades relativ niedrig und liegt aktuell bei durchschnittlich 0,5 Prozent“, umschreibt Bernhard Piep, Fondsmanager bei der Capital Invest, sein Anlageuniversum. Deshalb ist bei diesen Anleihen der Zinssatz geringer als bei riskanten Junk-Unternehmensanleihen, aber immer noch höher als bei Bundesanleihen. „Ein gewisses Risiko, dass ein Unternehmen trotz gutem Rating Pleite gehen kann, hat man schließlich immer“, warnt Piep.

Bessere Renditen. Der Aufschwung der Corporate Bonds begann, als sie sich als Alternative zu den mickrigen Zinsen von Bundesanleihen durchsetzen konnten. Das hat die Kurse entsprechend beflügelt und damit in weiterer Folge die Renditen nach unten gedrückt. Der Abstand zu den Erträgen von Staatspapieren ist bereits deutlich geschrumpft. Im Oktober 2002 verdienten Anleger mit einem soliden Industriebond durchschnittlich 1,76 Prozentpunkte mehr als mit dem staatlichen Pendant. Mittlerweile hat sich dieser Wert fast halbiert. Zugleich wird das Angebot immer knapper. Viele Gesellschaften hatten eigentlich mit einer weiterhin schleppenden Konjunktur gerechnet und waren bemüht, ihre Schulden eher abzubauen als auszuweiten, um sich für schlechte Zeiten zu wappnen, erklärt Gartmore-Fondsmanager Richard Hodges. Was aber wiederum die Sicherheit für Anleger erhöht.

Eine Branche, die sich besonders um ihre Bilanzen bemühte, war der Telekomsektor. Vor allem große Konzerne wie die France Telecom oder Deutsche Telekom haben in der Vergangenheit hart daran gearbeitet, ihre Schuldensituation in Ordnung zu bringen. Für Martin Bruckner, Vorstandsmitglied der Allianz Invest, bietet daher diese Branche – neben dem Finanzsektor – eine gute Investmentchance. Auch in einer jüngsten Studie der RZB wird sie positiv beurteilt: Der Telekomsektor generiere einen sehr guten Cash Flow, das dürfte sich positiv auf entsprechende Unternehmensanleihen auswirken.

Anleger können weiters darauf vertrauen, dass Unternehmen, die ihre Unternehmenskennzahlen verbessert haben, von den Ratingagenturen nach oben gestuft werden. Je besser die Bonität ist, desto geringere Zinsen muss eine Gesellschaft für ihre Schulden bezahlen. Bestehenden – und damit höher verzinsten – Anleihen des jeweiligen Unternehmens beschert das somit Kursgewinne.

Rasch handeln. Während Anleihen von US-Automobilkonzernen derzeit tendenziell unter möglichen Herabstufungen leiden, sieht AXA-Investmentmanagerin Anne Rainguez-Velot hingegen bei DaimlerChrysler eine gegenläufige Entwicklung: „Das Unternehmen könnte bald vor einer Bonitätsverbesserung bei den Agenturen stehen. Wichtiger ist es dabei aber, die Bilanzen selbst zu analysieren und die Anleihe zu kaufen, bevor mögliche Ratingentscheidungen ins Spiel kommen“, rät die Fondsmanagerin. Dann ist es oft zu spät, denn die Kurse sind in Erwartung einer Heraufstufung meist bereits gestiegen.

Angst, dass Zinssteigerungen generell selbst bei erfolgreichen Unternehmen die Gewinnentwicklung bremsen könnten, hat Rainguez-Velot nicht. „Dieser Trend deutet eher darauf hin, dass die Wirtschaft wieder wächst. Damit sollten die Gewinne steigen, was insgesamt positiv für ein Unternehmen ist“, beruhigt die AXA-Fondsmanagerin Befürchtungen über die Auswirkung von Zinserhöhungen. Nur bei Gesellschaften, die sich in der Vergangenheit allzu stark verschuldet hätten, rät die Expertin zu Vorsicht.

Gartmore-Manager Hodges empfiehlt generell bei Unternehmensanleihen ein wenig Zurückhaltung: „Werden Inflation und damit die Zinsen nur von steigenden Rohstoffpreisen hinaufgetrieben, ohne dass die Wirtschaft wächst, ist das Gift für Unternehmensanleihen. Allerdings ist so ein Szenario aus jetziger Sicht unwahrscheinlich“, betont der britische Fondsmanager. „Wichtig sind auch die Kursschwankungen auf den Aktienmärkten. Nehmen diese stark zu, könnte das eine generelle Umschichtung in sichere Anlagen wie Bundesanleihen auslösen. Davon wären auch Unternehmensanleihen negativ betroffen.“

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