Können Triebe Sünde sein?

Noch immer ist die „Liebe im Büro“ umstritten – vor allem bei denen, die ihrer nicht teilhaftig werden.

Als Anfang März dieses Jahres ein leitender Direktor des US-Flugzeugherstellers Boeing gefeuert wurde, da ruchbar geworden war, er habe ein Verhältnis mit einer Angestellten derselben Firma, wurde wieder einmal in Erinnerung gerufen, dass selbst die persönlichsten Prioritäten protokollarisch zu verlaufen haben. Höhere dürfen Niedrigere kujonieren, hassen und kündigen – aber nicht lieben. Es ist im kommerziellen Codex nicht vorgesehen, dass Menschen unterschiedlichen Einkommens einander näher kommen. Jeder Kuss widerspricht der Korrektheit.

Er gilt sozusagen als eine Unzucht mit Abhängigen. Nirgendwo sonst zeigt sich das offiziell klassenfreie Verhältnis des nominellen Dienstverhältnisses so unauffällig deutlich wie in diesem strikten Verbot eines intimen Verhältnisses.

Hier wird der Untere vorm Oberen beschützt – als nähme sich der auf jeden Fall eine Frechheit heraus, die er sich nur aufgrund seiner Macht herausnehmen kann; selbst, wenn es sich eigentlich ums Hineinstecken handelt.

Hier wird aber auch der Obere vorm Unteren beschützt; denn Sex vor sechs, also in der vielleicht deswegen so genannten Happy Hour, könnte zu eventuellen Erpressungen führen.

Denn, ob Chef-Biene oder Chef-Drohne, wo hinein man einmal fliegen durfte, da fliegt man nicht mehr leicht raus.

Drittens wird die Firma vor beiden beschützt, denn im Fall eines solchen Umfallers ist ja nicht auszuschließen, dass anderen bestimmte Begünstigungen nicht zuteil werden. Aber waf kann die flachbrüftige Ftenotypiftin mit dem füfen Lifpeln dafür, daff fie nicht auf der Faifelongue ihref fef dahinfmelzen darf? Und was hat der hochintelligente junge Assistent mit dem fliehenden Kinn, dem etwas krummen Rücken und der Warze neben dem linken Mundwinkel verbrochen, dass er von der Prinzipalin brachial benachteiligt wird?

Und schließlich wird die Gesellschaft vor solchen gefährlichen Liebschaften beschützt. Denn womöglich werden die Produkte der Firma schlechter, wenn zwei Menschen sich im Liebestaumel befinden, von denen einer eigentlich auch noch ein Auge für den zu verscherbelnden Krempel haben sollte – wenn schon verliebte Köche die Speisen versalzen, wie verspamt ist dann die Software eines virulent in einen Engel verbr-, verzehrten Computertechnikers?

Äußerste Gefahr droht den jenseits der Legalität Libidinösen von den Aktionären; sollten diese wittern, dass statt Hausse und Baisse Höschen und Blusen bevorzugt im Blickfeld stehen, dass erogene Zonen extra odinairer evaluiert werden als Gewinnzonen, werden die ineinander Verstrickten nur noch gemeinsam an jenem Strang ziehen, an dem sie beruflich baumeln werden.

Gibt es für Sie, seelensengende Verzauberte, für Sie, herzzerfranster Vergisssienicht, denn gar keine Lösung für Ihre so sinisterträchtige Sinnlichkeit?

Können Konzerne stärker sein als die Chemie, müssen sich Herzen von Holdings spalten lassen? Können Triebe Sünde sein?

Keineswegs. Schmachtende müssen nur umdenken und danach handeln. Alle diesbezüglich bisherigen Ratgeber gehen von der völlig unmöglichen, trügerischen, weil unnatürlichen Basis aus, dass Sie Ihre Lusterwartung, Ihre Leidenschaft, Ihre Liebe kaschieren können. Dass Sie imstande sind, sich nichts anmerken und andere nichts bemerken zu lassen. Das ist ein sehr oft ebenso fieberhaft wie fruchtlos versuchtes Unterfangen. Wer, der den Zungenkuss der liebsten Person auf Gottes Erdboden von letzter Nacht noch in der seitdem glühenden Kniekehle fühlt, kann sich anderntags beherrschen, diesem Elixier der Erotik nicht ins gleich unterlaufene Auge zu schauen? Wer, der vor rein und raus weder aus noch ein weiß, kann verhindern, dass sich beim Anblick der Träger-Rakete des eigenen Triebs die Stimme, als stiege etwas Feuchtes empor, guttural wird?

Das kann keine Kreatur von einem verlangen, nicht einmal der diesem Begriff meistens kongeniale Personalchef. Um Ihre geheime Zweisamkeit erfolgreich zu tarnen, müssen Sie eine diametral entgegengesetzte Taktik anwenden.

Lieben Sie alle! Alle in Ihrem Büro oder Betrieb! Natürlich weder seelisch noch körperlich, sondern: fake it! Machen Sie, sobald Sie in eine Person sterblich verknallt sind, allen anderen die schönsten Augen! Vielleicht, wenn Sie in so einem Unternehmen arbeiten, nicht auch noch dem security man oder dem Betriebsarzt, aber sonst vögeln Sie sich mit den Augen quer durch. So diskret natürlich, dass jeder glaubt, nur er/sie kann allein gemeint sein, damit Sie nicht in nymphomanischen bzw. casanovaresken Ruf kommen. Es wird Sie keine/r vernadern, alle werden sich geschmeichelt fühlen, denn wenn schon Ihr Ein und Alles Ihrem Lächeln erlegen ist, dann liegt der schäbige Rest der Belegschaft sowieso auf dem Amor. Und wenn Sie jetzt die dritte Hand vom Subkassier sind und dabei erwischt werden, dass Sie mit der Frau Direktor sich in cunnilinguistischer Sprache unterhalten, wird niemand sagen, dass Sie über Ihre Verhältnisse lieben.

Wenn Sie sprossenleitriger, sinnlicher Single sind, dann wünscht Ihnen das Allerheißeste Ihre trendstation Sehnsucht.

Avaaz sammelt nicht nur online Millionen von Unterschriften, sondern begleitet seine Kampagnen oft mit öffentlichen Aktionen. In vielen Fällen, gerade bei globalen Anliegen, ist das von Erfolg gekrönt.
 
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