Fabriksbesuch wird zu Geschmackerlebnis:
Immer mehr Betriebe öffnen sich Besuchern

Zweifelsfrei: Der Mann hat eine Mission und erklärt sie jedem, der sie hören will, gerne und ausführlich. Josef Zotter, der Neu-Erfinder des Schokoladeriegels, ist davon beseelt, möglichst vielen Menschen zu erklären, was der Vorteil von „nachhaltiger Produktion“ ist. Er möchte allen Schokofreunden die Bedeutung von biologischer Qualität nahebringen und den sperrigen Begriff „Fairtrade“ mit Leben erfüllen. Genau deshalb, sagt der begnadete Selbstdarsteller, hat er sein „SchokoladenTheater“ gebaut. Was aber nur ein Teil der Wahrheit ist, und das weiß der erfolgsverwöhnte Chocolatier besser als alle anderen.

18,5 Millionen Euro hat der gute Mann in seine neue Produktionsanlage auf der grünen Wiese nahe der steirischen Riegersburg investiert und nochmals 1,5 Millionen draufgelegt, um nun mit seiner Schokoerlebniswelt hundertfünfzigtausend Besucher pro Jahr beglücken zu können – Besucher, die im Anschluss an den kostenpflichtigen Rundgang auch noch brav kaufen. „Einen klaren Schub nach oben“ habe die Erlebnisinvestition gebracht, gesteht er, und das gleich in mehrfacher Hinsicht: Mittlerweile erzielt der Erfinder hunderter neuer, süßer Geschmackserlebnisse fast zehn Prozent seines 10-Millionen-Euro-Umsatzes hier, am Standort. „Bei uns geht man mitten durch die Produktion, man darf kosten, was man will. Wir sind kein Museum, kein Schaubetrieb, wo in irgendwelchen ­Kostümen etwas vorgegaukelt wird. Wir zeigen die Realität.“ In Summe seien die Erfahrungen nichts als positiv: „Unsere Leute fühlen sich durch das Interesse geschätzt. Und arbeiten noch ­genauer, weil sie ja stets beobachtet werden.“

Mini-Entertainment-Center im Vormarsch
Josef Zotter ist nicht der einzige Unternehmer, der seinem Produkt über den Umweg einer „Erlebniswelt“ noch mehr Erfolg ­beschert. Diese nach US-amerikanischem Vorbild konzipierten Mini-Entertainment-Center sind offenbar für alle ein Glücksfall: Für den Unternehmer, der seinen Umsatz steigert und sich daneben noch ein Denkmal setzt, für den erlebnissüchtigen Besucher sowieso und last, but not least für die Regionalpolitiker – entstehen doch neue Arbeitsplätze und neue Anreize, die oft ländlich-unterentwickelte Region zu besuchen.

Ausflug nach Petzenkirchen im Alpenvorland. Bis vor Kurzem ein weithin unbekannter Ort, fallen hier neuerdings mehrere Reisebusse pro Tag ein, kommen Schulklassen samt Lehrpersonal, schauen Freunde frischer Butterkipferl auf einen Abstecher vorbei: Ausgerechnet hier ist vergangenen Herbst eine „Wunderwelt des Backens“ entstanden, das „Haubiversum“, wie der launige Name der Broterlebniswelt lautet. Man befindet sich am Standort der Brotfabrik Haubenberger, eines 450-Mitarbeiter-Betriebs mit

„Unser Ziel war es, die Marke besser zu etablieren. Die Österreicher essen täglich Brot aus Petzenkirchen und wissen es nicht. Wir wollen ihnen zeigen, wo und wie Brot und Gebäck hergestellt wird“, sagt PR-Chef Harald Affengruber. Offenbar wird hier eine Marktlücke bedient: Den Bäcker gleich nebenan gibt es nicht mehr, die Beziehung zum Grundnahrungsmittel Brot ist schwindend – da kommt es gut an, wenn die Youngs­ters in der Kinderbackstube superechte Mohnweckerl flechten dürfen.

Naherholung mit neuen Destinationen
Naherholung wird in Zeiten der Krise wieder gesucht – und neue Reiseziele sind dabei immer gefragt. Die „Käsewelt“ im Salzburger Flachgau ist so eine kleine, feine Destination, auch in der Steiermark gibt es zahlreiche Betriebe, die ihre Türen weit offen halten, von der Kernölmühle über die „Vulcano Schinkenmanufaktur“ bis hin zu Erlebnisführungen in der Essigmanufaktur Gölles. Die Stiegl-Brauwelt in der noblen Festspielstadt Salzburg ist eine der bekanntesten Erlebniswelten Österreichs, aber auch im Waldviertel ist man längst auf den guten Geschmack gekommen. So ist im allerhintersten Winkel, im kleinen Ort Roggendorf, aus dem puren Nichts eine „Whiskyerlebniswelt“ emporgewachsen. Johann und Monika Haider konnten von ihrem Bauernhof nicht mehr leben, also begann Herr Haider vor zwölf Jahren in größerem Stil, Waldviertler Whisky zu destillieren – und das Geschäft mit dem Feuerwasser florierte vom ersten Tag an.

Winzer als Pioniere
Urahnen der Erlebnisweltidee sind in Österreich die Winzer. Schon bald nach dem „Weinskandal“ des Jahres 1984 begannen die hellsten unter ihnen, dem staunenden Publikum die Geheimnisse der Weinpressen und Kellerröhren zu offenbaren – und hatten damit Erfolg. In den vergangenen Jahren schossen Weinerlebniswelten wie Schwammerl aus dem Boden. Die bekannteste unter ihnen ist das „Loisium“ in der Weinstadt Langenlois. Die Winzer Krems sind ebenfalls stolz auf ihre Weinerlebniswelt, nur im burgenländischen Pöttelsdorf kann man das kaum sein – dort ist das Erlebnisunterfangen unlängst in den Konkurs geschlittert.

Nicht allzu weit weg, im niederösterreichischen Bruck an der Leitha, hat dafür am 1. Mai dieses Jahres die Weinerlebniswelt „Villa Vinum“ eröffnet. Hier versucht man in Historyland-Manier Erinnerungen an die Römerzeit zu wecken. „Figuren in Lebensgröße präsentieren die beeindruckende Sammlung alter Gerätschaften im realistischen Alltagseinsatz“, formuliert der Prospekt blumig; ob der Erfolg im Alltagseinsatz folgen wird, bleibt abzuwarten.

Etliche weitere Erlebnisprojekte stehen unmittelbar vor der ­Realisierung. Im alten Industrieort Heidenreichstein will „Käsemacher“ Hermann Ploner schon ab 2010 eine neue Produktion samt Käseerlebniswelt eröffnen. Auch die Steirer sind weiter auf Erlebnistour. Toni Hubmann (Toni’s Freilandeier) wartet nur mehr auf den Startschuss für seine Hühnererlebniswelt im Weiler Glein bei Knittelfeld, genannt „Toni’s Freilandpark“. Und ganz im Süden der grünen Mark basteln die Gebrüder Polz – bekannt als engagierte Winzer und Gastro-Unternehmer – an einem zehn Millionen Euro teuren Erlebniswelttempel für steirische Spezialitäten. „Wir wollen in Zeiten der Wirtschaftskrise ein besonderes Zeichen setzen“, verkündet Erich Polz mit Feuereifer. „Wir arbeiten intensiv daran, dass ein solcher Leuchtturm der Kulinarik und des Weines in der Südsteiermark entstehen kann.“

Von Othmar Pruckner

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