„Es geht um die Persönlichkeit“

Der österreichische Internetunternehmer Daniel Mattes über Erfolg im Silicon Valley, unternehmerische Grundtugenden und die Folgen des Facebook-Börsengangs für die Branche.

trend: Sie bezeichnen sich als seriellen Entrepreneur. Was genau darf sich der geneigte trend-Leser darunter vorstellen?

Mattes: Jemanden, der ein Unternehmen von null auf 200 Mitarbeiter aufbaut, dann in die Hände eines ordentlichen Managementteams legt – und wieder mit einer neuen Firma beginnt. Im Kern geht es darum, Visionen und Inspirationen hineinzubringen.

trend: Ab wann kann man von einer Serie sprechen?

Mattes: Na ja, ab zwei (lacht) …

trend: … weil Sie mit dem Internetbezahldienst Jumio nach Ihrer erfolgreichen Gründung Jajah eben das zweite große Ding an der Angel haben. Wie groß kann Jumio werden?

Mattes: Wir haben soeben die B-Runden-Finanzierung abgeschlossen und mit Andreessen Horowitz einen Nummer-eins-Fonds hereingeholt, der sich auch in das Business Development unglaublich einbringt. Jajah war eine große Nummer, aber mit 207 Millionen Dollar ein eher kleiner Exit. Wenn wir mit Jumio nicht das Potenzial zu einer vierstelligen Millionen-Dollar-Bewertung hätten, hätte uns Andreessen Horowitz nicht ins Portfolio aufgenommen.

trend: Das heißt, am Ende des Tages soll Jumio über eine Milliarde Dollar wert sein?

Mattes: Im Idealfall ja. Man muss aber auch sagen: Es ist nach wie vor ein Venture. Übrigens hält auch die Citibank einen kleinen Anteil an Jumio.

trend: Wie bewerten Ihre US-Investoren den Umstand, dass der Großteil der Firma in Linz, Upper Austria, angesiedelt ist?

Mattes: Es ist nicht unüblich, dass US-Firmen Entwicklungen in andere Länder auslagern, und Österreich hat de facto einen guten Ruf, was Entwicklung betrifft. Das Ausbildungsniveau von Absolventen aus Hagenberg und ähnlichen Institutionen spricht sich herum, auch bwin ist in den USA durchaus bekannt. Wir profitieren aber auch davon, dass insbesondere alles, was aus Berlin und München kommt, in den USA derzeit hoch respektiert ist.

trend: Wie wichtig ist der Umstand, dass man zumindest ein Büro im Silicon Valley hat, um überhaupt ernst genommen zu werden?

Mattes: Eine Adresse in einem Coworking Space ist zu wenig. Man muss in dieses Netzwerk auch eintauchen und es pflegen. Die Community ist extrem klein, fast so wie in Wien, wo jeder jeden kennt. Der große Unterschied dort ist der Spirit: Bei einem Meeting um zwölf wird nicht mittaggegessen, sondern nebenher etwas am Buffet eingenommen, casual, aber total fokussiert. In Österreich gibt es zwei Kategorien von Mitarbeitern – die einen, die genau das verstehen, und die anderen, die eher eine Beamtenmentalität haben.

trend: Sie investieren ja selbst auch in Startups – nach welchen Gesichtspunkten?

Mattes: Ob ich es dem Gründer zutraue, dass er es schafft. Es geht um die Persönlichkeit. Startup-Unternehmen aufbauen bedeutet nicht ein bisserl Dahinprogrammieren und dann Party machen, sondern Knochenarbeit: viel im Flugzeug sitzen, Verhandlungsstress, schlaflose Nächte etc. Wobei in Österreich ein Unternehmer ja nur als solcher gilt, wenn das Unternehmen erfolgreich war – in den USA ist durchaus akzeptiert, dass man auch zwei, drei, zehn Versuche brauchen kann, bis man Erfolg hat.

trend: Wann haben Sie den Entrepreneur in sich selbst entdeckt?

Mattes: Risikobereit war ich schon immer, und ich habe immer kreative Wege gefunden, um Geld zu verdienen – das begann schon mit der Organisation der Schülerzeitung in der Schule. Entweder jemand hat ein hohes Sicherheitsbedürfnis oder das Zeug zum Unternehmertum. Bei uns merkt man das bei den Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen, die im Gegensatz zu den USA nur ganz wenig angenommen werden – dabei sind bei unserem letzten Projekt Mitarbeiter zu Millionären geworden.

trend: Wird nach dem Facebook-Börsengang nun bei Internetfirmen weltweit die Post abgehen?

Mattes: Zu Facebook selbst darf ich nichts sagen, weil Facebook-Mitgründer Eduardo Saverin auch bei uns investiert ist. Sicher ist: Im Silicon Valley heizt sich derzeit die Finanzierungsbranche ziemlich auf. Es gibt eine Reihe von Me-too-Foundern, jeder gründet ein Startup, weil ja auch seine Kollegen Startups gegründet haben. Diese Leute sind also Nachahmer, sie wollen dann nach zwei Jahren verkaufen und ein schönes Leben haben. Das ist aber mit Sicherheit die falsche Ambition.

trend: Sie haben auch nicht die Fantasie, einmal auf einer Insel Cocktails zu schlürfen und den Aufbaustress hinter sich zu lassen?

Mattes: Sicher nicht, da wäre mir total langweilig. So gibt es jeden Tag neue Herausforderungen, das ist einfach cool.

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