Duell unter oranger Sonne

Jörg Haiders Rachefeldzug könnte nicht nur Wolfgang Schüssel, sondern auch Österreichs Wirtschaft treffen – mit einer rot-grünen Koalition.

Jörg Haiders Bin-wieder-da-Comedy hat nur ein Ziel: Rache. Er will den Politiker, der glaubte, sich Haiders Bärentalerfell schon vor den Kamin am Ballhausplatz legen zu können, auf orange glühenden Kohlen weich grillen.

Und der passende Röstplatz dazu – so die vorherrschende Meinung – wird die Präsidentschaft Österreichs in der Europäischen Union in der ersten Hälfte des kommenden Jahres sein. Beileibe keine üble Arena für einen Gladiatorenkampf. Die Wahl der Waffen könnte dabei unterschiedlicher nicht sein: Hier der mit weltmännischer Seriosität, internationalem Weitblick, historischer Bedeutsamkeit, regierungsschwerer Würde auftretende Kanzler. Da der schrille, unberechenbare, zu jedem Untergriff bereite, keine politischen Spiel- oder Kampfregeln akzeptierende Polit-Brutalero.

Was aber, wenn Haider noch viel mehr will? Wenn sein Ziel nicht allein die Demütigung und öffentliche Vorführung des Kanzlers in jenem Zeitraum, in dem ganz Europa auf ihn blickt, ist? Wenn Haider Schüssel wirklich im Staub sehen will? Wenn er die Chancen des Kanzlers und die der ÖVP auf ein Weiterregieren, sei es nach Neuwahlen oder erst im Herbst 2006, tatsächlich zunichte machen möchte? Und das ohne Rücksicht auf das eigene politische Überleben in einer Regierung?
Zugegeben, das alles klingt wie der Plot eines B-Movie-Politthrillers schlimmster Machart. Aber ist Jörg Haider etwas anderes als ein alternder Trash-Star? Und ist das BZÖ (wie war das noch mit den Kampl-Äußerungen über die kameradenmordenden Wehrmachtsdeserteure?) etwas anderes als eine abgetakelte Freakshow-Truppe?

Wolfgang Schüssel verdankt seinen triumphalen Erfolg bei der letzten Nationalratswahl vor allem einem: dass ihm viele auch nicht bürgerliche Wähler ihre Stimmen gegeben haben, weil er sich zu diesem Zeitpunkt als der große Haider-Bezwinger präsentieren konnte. Doch dieser Nimbus ist mit der Gründung des BZÖ und des Wiedereinstiegs Haiders in die Regierung so stark verblasst wie die Haarfarbe der beiden Kontrahenten. Aber der jahrelang aufgestaute Hass gegen seinen einstigen Bezwinger gibt auch dem noch so zerfurchten Haider wieder die Kampfkraft eines jugendlichen Siegfried – auch ohne seine Roys – zurück. Und er wird sich nur auf eines konzentrieren: Schüssels Ansehen in der Gunst der Wähler so weit zu schaden, dass ein Szenario nach einem Urnengang die größtmögliche Wahrscheinlichkeit erlangt: das Ende von Schwarz-Orange und die Bildung einer rot-grünen Koalition.

Alles andere wäre für Haider nur ein halber Sieg. Hält er still und lässt Schüssel die Starrolle in der großen EU-Politshow, darf dabei vielleicht selber auch den einen oder anderen gewichtigen Part spielen, kommt es zu einem Remake des bereits aufgeführten Politszenarios, womöglich in Schwarz-Orange-Blau-Technicolor. Haider kann dann bestenfalls wieder seine alte Rolle des „Ich kann dich immer fallen lassen“-Cliffhangers spielen, aber das würde für den rachedurstigen Politstar keinen finalen Showdown bringen.

Das weitaus dramatischere Drehbuch wäre:
Der von Haider und dem BZÖ laufend gedemütigte Schüssel verliert seinen Kanzlerbonus und Haider-Bezwinger-Glanz. Im Wahlkampf legt die ÖVP zu den derzeit aktuellen Umfragewerten von 36 Prozent nicht nennenswert zu.

Die SPÖ nutzt die Chance, die verärgerte Mittelschicht zu mobilisieren. Jene Mittel- bis Gutverdiener, die bei der Steuer- und Pensionsreform durch die Finger schauen mussten, aber die tragende Säule des stockenden privaten Konsums bilden, werden mit Versprechungen auf die rote Seite gezogen. Trotz ihres schwachen Hauptdarstellers Alfred Gusenbauer schafft es die SPÖ, die derzeit aktuellen Umfragewerte von 43 Prozent einigermaßen zu halten.

Die Grünen verhalten sich ruhig. Sie fahren ihre derzeitigen Werte von rund zwölf Prozent in die Scheune ein.

Die Orangen schälen den Blauen noch ein paar Wähler heraus und kommen auf rund sechs bis sieben Prozent – zu wenig für einen Koalitionspartner.

Bundespräsident Heinz Fischer beauftragt die SPÖ als stimmenstärkste Partei mit der Bildung einer Regierung. Gemeinsam mit den Grünen kommt die SPÖ auf eine solide Mehrheit im Nationalrat.
Klappe.

Nachspiel à la Hitchcock: Der Oppositionsführer Jörg Haider gibt in drei Jahren dem deutschen „Manager Magazin“, das noch in seiner Ausgabe 2/05 auf dem Cover die Frage „Ist Österreich das bessere Deutschland?“ stellte, ein Interview zum Thema „Wie ich Österreichs Wirtschaft von der rot-grünen Klammer befreien und das Land von Platz zehn der Wohlstandsskala wieder an die europäische Spitze führen werde“.

Mögliches zweites Nachspiel: Jörg Haider trifft sich mit dem Ehemann von Fiona Swarovski. Er arrangiert mit Karl-Heinz Swarovski-Grasser die Finanzierung einer Partei, die die rot-grüne Regierung stürzen soll. Ihre neue Farbe: Kristall klar.

Avaaz sammelt nicht nur online Millionen von Unterschriften, sondern begleitet seine Kampagnen oft mit öffentlichen Aktionen. In vielen Fällen, gerade bei globalen Anliegen, ist das von Erfolg gekrönt.
 
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