Die billigsten Fonds der Welt

Sie werden von Banken boykottiert, weil sie nur ein Zehntel der üblichen Spesen kosten und trotzdem meist erfolgreicher sind. trend lüftet das Geheimnis der Exchange Traded Funds.

Wir möchten Ihnen hier von einer erstaunlichen Anlageform berichten, die es vor fünf Jahren in Europa noch gar nicht gab, die in der Bankberatung praktisch boykottiert wird und die doch nachweislich erfolgreicher ist als die meisten gängigen Fonds.
Wie ein Song, der anfangs nicht im Radio gespielt wird und trotzdem zu einem millionenfachen Ohrwurm wird, weist die vom Bankvertrieb verschmähte Investmentform sensationelle Zuwachsraten auf: Innerhalb von nur fünf Jahren verzehnfachten sich die Mittelzuflüsse europäischer Anleger. Europaweit sind inzwischen 27,5 Milliarden Euro in diese neue Investmentkategorie investiert.

Die Anzahl der in Europa zugelassenen Diskont-Fonds, die schlicht versuchen, einen Index abzubilden, statt mit mehr oder weniger Glück Rosinen aus dem Aktienkuchen herauszupicken, ist seit dem Jahr 2000 von drei auf 115 gestiegen. Allein seit Jahresbeginn investierten Anleger mehr als zwei Milliarden Euro in die führungslosen Fonds, die lediglich per Computerprogramm versuchen, Indexkörbe nachzubilden. 2004 verzeichnete der größte deutsche Anbieter, die Münchner Indexchange, eine Tochter der Bank-Austria-Mutter HypoVereinsbank, einströmende Anlegergelder in Höhe von 2,4 Milliarden Euro, mehr als selbst die ganz großen deutschen Fondsgesellschaften.

Dabei hat das magische Produkt, das so viel Anlegergeld anzieht, nicht einmal einen guten Namen. Es heißt im Fachjargon einfach ETF (Exchange Traded Fund) oder schlicht Indexaktie und ist so etwas wie der VW Käfer der Fondsindustrie: einfach zu verstehen, robust, extrem preiswert wie ein Sonderangebot bei Hofer und renditeträchtiger als die Masse der aktiv gemanagten Fonds.

Der Fonds pur kommt zurück. Vielleicht sollten wir an dieser Stelle ein wenig zurückblicken in die Geschichte des Investmentfonds. Fonds sind vor mehr als einem Jahrhundert entstanden, um das enorme Risiko einer Beteiligung an einem einzigen Unternehmen zu mindern.

Um das zu illustrieren, dürfen wir auf Robinson Crusoe zurückgreifen, der auf den ersten Blick rein gar nichts mit Fonds zu tun hat. Daniel Defoe, der Schöpfer des Robinson Crusoe, hatte sich 1713 so wie der Komponist Georg Friedrich Händel an der britischen Südseegesellschaft beteiligt, einer AG mit dem moralisch problematischen, aber finanziell viel versprechenden Geschäftsfeld der Beförderung von Sklaven. Die Aktie floppte trotzdem, und das hatte im England des 18. Jahrhunderts für Anleger wie Herrn Defoe und Herrn Händel verheerende Auswirkungen, denn Aktionäre hafteten damals mit ihrem gesamten Vermögen.

Auch nach der Erfindung der „Limited Companies“, der „beschränkten Haftung“ also, konnte man mit Aktien immer noch viel Geld verlieren. Deshalb fand eine Idee großen Anklang, die 1873 der Brite Robert Fleming mit seinem Flemings Scottish American Investment Trust realisierte: Er bot eine breit gestreute Beteiligung an diversen Unternehmen an. Fleming hatte damit die Renditesuppe erfunden, das Maggi der Börse: den Fonds. Der Hauptgedanke war aber nicht, das beste Investment der Welt zu finden, sondern schlicht, das Risiko für die Anleger zu streuen nach dem Motto: Never put all your eggs into one basket.

Von dieser simplen Idee haben sich die Investmentfonds speziell in den neunziger Jahren stetig entfernt. Immer raffiniertere, von Marketingabteilungen erfundene Themenfonds machten sich auf die Suche nach den angeblich allerbesten Investments, oft in haarsträubend engen Branchenbereichen. Die Idee der Risikostreuung trat in den Hintergrund, während gleichzeitig die Spesen und Aufschläge für die Kundschaft wuchsen. Manche Hedgefonds etwa nehmen inzwischen bis zu 25 Prozent des Anfangskapitals ihrer Kunden.

Der Markterfolg der simplen Aktienkörbe, der ETFs, ist eine Reaktion auf diese Entwicklung und beruht auf revolutionärer Einfachheit: Es gibt keinen Fondsmanager, niemand – auch kein Computer – versucht, besser als der Markt zu sein, dafür treten die VW Käfer der Fondsbranche mit atemberaubenden Kampfpreisen an. Üblicherweise gilt für Aktienfonds die Spesen-Faustregel: fünf plus zwei. Fünf Prozent muss der Anleger von seinem Startkapital berappen (der Aufschlag), und jährlich fallen noch einmal an die zwei Prozent Gebühren an. Für die Billigfonds hingegen gilt: Geiz ist geil. Aufschlag: null. Jährliche Kosten: 0,15 Prozent (auf DAX oder Euro Stoxx), der günstigste Renten-ETF weist sogar nur Spesen von 0,09 Prozent per annum auf.

Genau aus diesem Grund bekommt kaum ein Anleger bei einem Beratungsgespräch in einer Bank etwas von Exchange Traded Funds zu hören. „Wenn jemand zur Veranlagung mit 20.000 Euro in seine Bank geht, wird ihm der Berater eher gebührenintensive Produkte empfehlen und keine ETFs“, sagt Götz Kirchhoff, Vorstand des ETF-Marktführers Indexchange (verwaltetes Vermögen: 6,5 Milliarden Euro). „Es gibt sogar ein Institut, das den Verkauf grundsätzlich verweigert, da wir keine Provisionen und Bestandsgebühren zahlen. Die Folge ist, dass ETFs bislang stark von institutionellen Investoren genützt wurden. Jetzt entdecken aber auch immer mehr Privatanleger Indexaktien. Bei den Stückzahlen, die täglich geordert werden, halten sich inzwischen private und institutionelle Investoren die Waage.“

Der Markt ist schlauer. Die Grundidee der neuen Billigfonds basiert auf einer niederschmetternden Erkenntnis: Prognosen sind leider, leider häufig falsch, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.

Bei den üblichen aktiv gemanagten Fonds versucht ein Manager aus dem Meer von Aktien die besten auszuwählen. Grundlage für diese Auswahlentscheidungen sind in der Regel von Analysten erstellte oder von einer Aktiengesellschaft selbst verkündete Prognosen.

Es gibt eine Menge vernünftiger Gründe für den Kauf einer Aktie der Firma X: hohe Gewinne im letzten Quartal, ein viel versprechendes Produkt, ein neues Management usw. Trotzdem lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, ob das Unternehmen X in Zukunft erfolgreich sein wird, ob der Aktienkurs steigen wird, ja selbst, ob es die Firma dann noch geben wird. Einige Prognosen werden richtig liegen, andere falsch.

Weil der Blick in die Zukunft so schwierig ist, zeigt sich ein erstaunliches Phänomen: Nach einem Erfolgsjahr eines Fonds geht es häufig mit der Performance bergab, der Anlageerfolg lässt sich nicht beliebig wiederholen. Fast zwei Drittel aller Fondsmanager erzielen schon nach drei Jahren schlechtere Renditen als jemand, der einfach blind alle Aktien eines Marktes in gleich großen Portionen gekauft hätte: Der Index, der den Markt abbildet, performt besser als die Depots der Fondsmanager, die – oft auf Glück basierende – Erfolge nicht auf Dauer halten können. Eine ganz gewöhnliche Lotto-Erfahrung: Die Anzahl der Nieten ist eben größer als die Anzahl der Volltreffer.

Exchange Traded Funds sind eine Antwort auf den Investorenfrust über schlechte Fondsperformances bei hohen Kosten. Indexaktien sind auch eine Rückkehr zu den Wurzeln des Fondsinvestments: der simplen Risikostreuung. Es wird nicht versucht, aus einem Korb von Ostereiern die schönsten, dicksten, besten herauszusuchen, man kauft einfach den ganzen Korb. Damit hat man zwar auch die Nieten dabei, aber auch sämtliche Volltreffer. Folge: Schon nach drei Jahren erzielen Indexfonds mehrheitlich bessere Renditen als aktiv gemanagte Fonds. Bei einem Anlagezeitraum von zehn Jahren gibt es so gut wie überhaupt keine aktiv gemanagten Fonds, die besser wären als reine Indexfonds, schon allein deswegen, weil die heftigen Spesen üblicher Fonds – bei Dachfonds liegen sie im Allgemeinen zwischen 3,5 und fünf Prozent jährlich – wie Blei auf der Performance lasten.

Was sind Indexaktien? Exchange Traded Funds sind an der Börse notierte Indexfonds, die nicht aktiv gemanagt werden. Sie bieten Privatanlegern nicht nur extrem niedrige Spesen, sondern auch eine leichte Handelbarkeit. Obzwar Fonds, werden sie wie Aktien an der Börse gehandelt; die aktuellen Kurse sind im Minutentakt im Internet abrufbar. Für institutionelle Anleger bieten die ETFs den Vorteil, dass große Orders getätigt werden können, ohne die Preise einzelner Aktien zu beeinflussen.

Im Vergleich zu den bekannten Indexzertifikaten weisen die ETFs wesentliche Vorteile auf. Zum einen fließen die Dividenden der Indexaktien grundsätzlich dem Anleger zu. Bei Zertifikaten ist dies nicht immer der Fall: Bei kursindizierten Zertifikaten streift der Emittent die Dividenden ein, der Anleger geht leer aus. Nur bei Performancezertifikaten darf der Anleger bei den Dividenden mitnaschen.

Noch einen weiteren Unterschied gibt es zwischen den Billigfonds und Zertifikaten. Zertifikate sind rechtlich Schuldverschreibungen, Fonds hingegen Sondervermögen. Die langweiligen Definitionen haben spannende Auswirkungen: Im Konkursfall ist nämlich – im Gegensatz zu Zertifikaten – bei den ETFs das Geld der Anleger sicher, weil es als Sondervermögen vor den Konkursgläubigern geschützt ist.

Derzeit Kampfpreise. Welche Indexaktien gibt es überhaupt? Morgan Stanley listet derzeit über 314 Billigfonds weltweit auf, die an 28 Börsen getraded werden und Anlegergelder in Höhe von mehr als 250 Milliarden Dollar verwalten. An den europäischen Börsen notieren 115 ETFs.

Bis Ende Jänner war der in Europa meistgehandelte Titel der DAX Ex (WKN: 593 393) des Münchner Anbieters Indexchange, gefolgt vom DJ Euro STOXX 50 (WKN: 593 395), was sich änderte, als ein neuer Konkurrent auftauchte.

Am 28. Jänner stieß die Deutsche Bank als ETF-Anbieter hinzu und ging mit aggressiven Niedrigsttarifen in den Markt, was dazu führte, dass die Spesen einzelner ETFs des Konkurrenten Indexchange ebenfalls um bis zu 65 Prozent reduziert wurden. Allein im Februar wurden in den neuen Titel der Deutschen Bank, DAX DVG (WKN: 531 846), 1,27 Milliarden Euro investiert. Weniger gut angenommen wurde der DJ Euro STOXX 50 DVG (WKN: 531 844). „Wir haben einfach auf die Nachfrage im Markt reagiert“, sagt Mathias Schölzel von der Deutschen Bank in Frankfurt. „Viele Anleger fragen sich, warum sie so hohe Fondsgebühren zahlen sollen, wenn sie mit ETFs bei minimalen Spesensätzen von 0,15 Prozent mit Sicherheit ähnlich hohe Performances erzielen können.“

Während es leider auf den ATX aus rechtlichen Gründen bislang keine Indexaktie gibt, können Anleger, die weltweit und spesengünstig in Index-Aktienkörbe investieren wollen, aus einem sehr breiten Spektrum wählen.

1993 kam als erste Indexaktie der Welt die so genannte Spider-Aktie (aktueller Spesensatz: 0,1 Prozent) auf den Markt, die an der American Exchange gehandelt wird und den Standard & Poor’s 500 Index nachahmt, in dem die 500 wichtigsten Aktien Amerikas enthalten sind. Ihren Namen hat die Spider-Aktie von der englischen Abkürzung SPDR (für Standard & Poor’s Depository Receipt), das Börsensymbol ist SPY. Eine andere Gattung amerikanischer Indexaktien sind die Qubes, die den Index der Technologiebörse Nasdaq abbilden: die Nasdaq-100-Index-Tracking-Stock (QQQ)-Aktie.

Auf dem US-Markt gibt es insgesamt sieben verschiedene Gruppen von Indexaktien. Zu den meistgehandelten gehören die Diamonds (jährliche Gebühr: 0,18 Prozent). Die Diamond-Aktie (WKN: 987 860) wurde im Jänner 1998 gestartet und war die bis dahin erfolgreichste Börseneinführung in der Geschichte der Wall Street. Sie bildet den bekannten Dow Jones Industrial Average Index ab, in dem die dreißig meistgehandelten US-Aktien enthalten sind. Derzeit werden täglich Diamonds im Wert von 400 Millionen Dollar gehandelt. Zu den besonders interessanten amerikanischen ETFs zählt der Vipers Wilshire 5000 Total Market Index (Spesensatz: 0,15 Prozent), der sämtliche US-Aktien beinhaltet.

Die in Europa gelisteten ETFs sind meist etwas teurer als ihre US-Pendants, dafür fällt das Währungsrisiko weg. Der Spesensatz liegt im Schnitt bei 0,5 Prozent. Außerdem gelten Exchange Traded Funds ohne steuerliche Vertretung in Österreich beim heimischen Fiskus als schwarze Fonds, sind also einkommensteuerpflichtig. Beim Kauf von ETFs empfiehlt es sich also, bei der Bank zu fragen, ob es eine steuerliche Vertretung in Österreich für das jeweilige Papier gibt. Für alle 29 Titel des größten deutschen Anbieters Indexchange gilt zum Beispiel die Bank Austria Creditanstalt als österreichischer Steuervertreter, das heißt, dass die Indexchange-ETFs alle Kest-pflichtig sind.

Um die niedrigen Spesensätze auch wirklich ausschöpfen zu können, ist es günstig, Indexaktien gleich bei Direktbanken zu ordern. Beim heimischen Marktführer direktanlage.at ist dies problemlos möglich. „Alle Exchange Traded Funds sind über uns handelbar, denn wir sind eine objektive Bank, die im Unterschied zu anderen österreichischen Instituten keine hauseigenen Produkte verkaufen muss“, sagt direktanlage-Chef Ernst Huber. „Bei europäischen Indexaktien beträgt bei uns die Grundgebühr elf Euro, die Ordergebühr 0,225 Prozent.“

Österreichs 33 Fondsgesellschaften sehen die neue Konkurrenz, die Fonds billig wie ein Hofer-Sonderangebot vertreibt, mit Argwohn, was aber Götz Kirchhoff von Indexchange nicht sonderlich bekümmert: „In Wirklichkeit gibt es zumindest in Deutschland kaum eine aktiv gemanagte Fondsgesellschaft, die nicht selbst einen unserer ETFs im Portefeuille hat.“

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