Christine de Castelbajac gerät unter Druck: Anschuldigungen gegen ihre Constantia B.V.

Dutzende Dokumente aus dem Strafakt zum Constantia-Immofinanz-Skandal, die dem "trend" vorliegen, legen die Vermutung nahe, dass die Turnauer-Erbin Christine de Castelbajac und ihre engsten Berater stärker in die Causa involviert waren als bisher bekannt, berichtet das Wirtschaftsmagazin "trend" in seiner akutellen Ausgabe. Laut Protokollen aus der Staatsanwaltschaft hat die Dame zumindest Versuchen zugestimmt, die skandalösen Machenschaften zu verschleiern. Und nicht nur das.

Am 4. Juni 2008 fand die 22. Hauptversammlung der Constantia Privatbank (CPB) statt. Das Geldinstitut gehörte damals noch Christine de Castelbajac Unter der Ägide von Aufsichtsratspräsident Prinz Michael von und zu Liechtenstein, einem ihrer engsten Vertrauten, wurde beschlossen, 33 Millionen Euro Gewinn auszuschütten. Abgesehen davon, dass die CPB damals schon fast bankrott war, waren zu diesem Zeitpunkt längst 90,8 Prozent Bank an eine Gruppe rund um Rechtsanwalt Rudolf Fries verpfändet - als Sicherheit für eine Put-Option, welche Castelbajacs Holding Constantia B.V. Fries bei dessen Einstieg in die Immofinanz im Ferbruar 2008 eingeräumt. Die Fries-Gruppe wurde weder über die - unzulässig - abgehaltene HV noch über die Gewinnausschüttung informiert. In einer Klage gegen die Constantia B.V. erhebt Fries daher den Vorwurf, dass der Wert seines Pfands widerrechtlich um 33 Millionen geschmälert wurde, berichtet der "trend".

Früh Bescheid gewusst

Anfang November 2008 ließ Castelbajac über eine PR-Agentur ausrichten, sie sei "tief betroffen von dem, was sie in den vergangenen Tagen erfahren habe". In Wahrheit wusste sie damals seit über einem Jahr, dass ihr Ex-Topmanager Karl Petrikovics 2007 über eine Milliarde Euro an Anlegergeldern aus der Immoeast in die CPB geschleust und mit Aktien der Immofinanz und Immoeast verspekuliert hatte. Auch der Chefberater, Ex-CA-General Guido Schmidt-Chiari, war informiert. Ende August 2007 musste Petrikovics "beichten". Karl Arco, damaliger Kollege im Bankvorstand, erklärte der Justiz: "Nachdem ich auf die Aktienbestände aufmerksam geworden war, habe ich sofort den Aufsichtsratsvorsitzenden Prinz Michael von und zu Liechtenstein und Dr. Schmidt-Chiari … informiert." Aussage des Ex-Vorstands Norbert Gertner: "Castelbajac hat sofort gesagt, dass sie keine Publizität und kein Meinl-Schicksal möchte."

Petrikovics wurde gedeckt.

Bei einem Meeting mit Castelbajac und Schmidt-Chiari vertrat der beigezogene Rechtsprofessor Christian Nowotny am 4. Dezember 2007 die Meinung, dass die Aktionen von Petrikovics seine "sofortige Abberufung geboten erscheinen lassen". Die Reaktion laut Nowotnys Stellungnahme ans Gericht: "Mir wurde mitgeteilt, dass man gegen Dr. Petrikovics nicht vorgehen wolle, da ähnliche Geschäfte mit erheblichem Gewinn im Vorjahr gelaufen seien und man die Verdienste von Petrikovics berücksichtigen wolle." Damit vom "trend" konfrontiert, sagt Schmidt-Chiari lapidar: "Das war wirklich nicht meine Entscheidung."
Wie Petrikovics die enormen Summen aus der Immoeast abgezweigt hat, nämlich ohne ordentliche Verträge, darüber gibt die Beschuldigtenvernehmung des früheren Immoeast-Finanzvorstands Christian Thornton Aufschluss: "Es gab von Dr. Petrikovics eine Art Generalweisung…, wonach die Liquidität für Wertpapierkäufe von der IF bzw. IE zur Verfügung zu stellen ist. Nachdem Dr. Petrikovics einen Computer nur schlecht bedienen und daher auch keine E-mails verschicken kann, gab er seine Anweisungen ausschließlich mündlich (persönlich oder telefonisch)."

Die FMA wird hinters Licht geführt

Die Finanzmarktaufsicht (FMA) hatte Ende 2007 von den Aktienpaketen Wind bekommen und musste ruhiggestellt werden. Und so wurde behauptet, dass die Wertpapiere gar nicht der CPB gehören, sondern Kunden des Instituts. Prinz Liechtenstein persönlich brachte eine Rosehill Business Limited, eine Ridas AG und - über Vermittlung von Gertner - die englische Kingsbridge Capital Participation Limited dazu, ihren Namen dafür herzugeben. In einem Schreiben an die FMA vom 29.11.2007 wurden diese drei Unternehmen als die wahren Eigentümer der Immo-Papiere genannt. Eine glatte Lüge. Karl Arco gestand dem Staatsanwalt auf die Frage, wer davon wusste, dass der FMA fingierte Investoren samt dazu angefertigten (also gefälschten) Dokumenten präsentiert worden waren: "Mit Prinz Liechtenstein und Frau Castelbajac habe ich persönlich darüber gesprochen. Ich weiß definitiv, dass Herr Dr. Schwager das wusste. Alle drei haben das mitgetragen und waren damit einverstanden."

Klagen gegen Constantia B.V.

Die CPB war im Sommer 2008 so gut wie tot. Trotzdem wurde, so berichtet der "trend" weiter, die Fries-Gruppe durch Verheimlichung der Tatsachen dazu gebracht, die Put-Finanzierung bis März 2010 zu verlängern: elf Prozent Zinsen wurden vereinbart. Am 16. Oktober wurde dem verblüfften Rudolf Fries mitgeteilt, er müsse sein CPB-Pfand über Nacht freigeben, die Bank müsse schon am nächsten Tag von einem Konsortium aufgefangen oder in Konkurs geschickt werden. Als Ersatzpfand bot man Fries zehn Prozent an der Constantia ¬Packaging AG plus knapp 37 Millionen Immoeast-Aktien, obwohl die Beteiligten wussten, dass die Immoeast-Aktien gar nicht mehr verpfändet werden konnten. Fries wartet bis heute darauf. Seine Kanzlei hat drei Klagen auf Pfandrechtseinräumung gegen die Constantia B.V. eingebracht.
In einer weiteren Klage im Zusammenhang mit den Put-Vereinbarungen wird der Constantia B.V. vorgeworfen, sie habe die Fries-Gruppe "… von Anfang an und in Bezug auf jeden einzelnen Schritt der Gesamttransaktion arglistig in die Irre geführt". In dem Papier ist auch von "der zweifellos gegebenen strafrechtlichen Relevanz des Vorgehens der Beklagten die Rede". Gemeint ist: Betrug. Die Fries-Gruppe beschuldigt die Castelbajac-Holding, ihr die Aktien "umgehängt", die Finanzierung "herausgelockt" und die Investoren "abgezockt" zu haben.

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