10 Jahre Internet: Ein Blick zurück und in die Zukunft.

1994 startete in Österreich die kommerzielle Verbreitung des Internet.

Es war eine aufregende Zeit, es herrschte eine unglaubliche Aufbruchsstimmung“, erinnert sich heute Altbundeskanzler Franz Vranitzky. Besonders gut im Gedächtnis geblieben ist ihm ein Sommertag vor zehn Jahren: der 25. August 1994. Als Schirmherr der Technologiegespräche in Alpbach hielt er die Eröffnungsrede für das High-Tech-Treffen. Sein Thema: die Weichenstellung für ein digitales Österreich.

Nahezu prophetisch und ungewohnt euphorisch für politische Referate sprach Vranitzky von einer bevorstehenden Revolution auf dem Gebiet der elektronischen Kommunikation; einer Revolution, in deren Zentrum das Internet stehen sollte, jenes weltumspannende Computergeflecht, das in Österreich bis dahin nur vom Hörensagen bekannt war. „Die laufenden Veränderungen werden die Lebensbereiche der Menschen in nur zehn bis fünfzehn Jahren völlig umgestaltet haben“, sagte der Kanzler. Die Arbeitswelt werde sich genauso ändern wie das Konsumverhalten, die öffentliche Verwaltung, die Bildung oder die Unterhaltung. „Die Aussicht, dass man schon in absehbarer Zeit aus Video- und Informationsdatenbanken über die Multimedia-Station zu Hause ein eigenes Fernsehprogramm zusammenstellen kann, beflügelt die Fantasie“, sagte Vranitzky.

Es war eine Philippika, die Geschichte machen sollte. Jeder wollte plötzlich wissen, wie denn das Internet aussieht, von dem der Kanzler so schwärmte, was es kann und wie es funktioniert. Dass sich dieses Internet in den folgenden Jahren derart rasant entwickeln werde, ahnte jedoch niemand.

Auch Peter Rastl, Leiter des EDV-Zentrums der Universität Wien, wo in den frühen Jahren alle Internet-Fäden Österreichs zusammenliefen, nicht. „Ich habe 1992 bei einer Netzwerkkonferenz in Innsbruck von Tim Berners-Lee, dem Erfinder des World Wide Web, einen Vortrag über das Internet gehört. Es war ein Vortrag von vielen. Ich habe nicht bemerkt, dass das etwas Besonderes ist. Die Entwicklung war nicht vorhersehbar.“

Zehn Jahre später ist das Internet tatsächlich so allgegenwärtig und unverzichtbar geworden, wie Vranitzky in seiner Rede vorausgesagt hatte. Die Bezeichnung http://www.name.com, die zu Beginn der neunziger Jahre noch erstauntes Kopfschütteln verursacht hatte, kennt mittlerweile jedes Kind. 90 Prozent aller österreichischen Unternehmen verwenden es täglich, ob als Präsentationsplattform, zur Kommunikation via e-Mail oder Online-Videokonferenzen, zur Informationsbeschaffung oder als Internetshop. Im Hintergrund hat das weltumspannende Datennetz geholfen, die Geschäftsprozesse zu beschleunigen. Online-Formulare haben die umständliche Bestellung via Fax oder Telefon abgelöst, das Beschaffungswesen wurde mit dem so genannten e-Procurement komplett neu erfunden, und Zulieferbetriebe wurden mit Supply-Chain-Management- Lösungen viel näher in die Produktionsprozesse eingebunden.

Erfolgsgeschichten wie jene des Computerherstellers Michael Dell oder des Amazon-Gründers Jeff Bezos, die ihre Unternehmen konsequent auf dem Internet aufgebaut haben, sind Legende. Und selbst wenn das Web nicht überall eine so fundamentale Bedeutung hat, brachte es doch in jedem Fall eine unheimliche Effizienzsteigerung und Kostenersparnis. Das Internet war etwa der Schlüssel zu der heute in der Autoindustrie üblichen Just-in-Time-Produktion, es half produzierenden Unternehmen ihre Lieferzuverlässigkeit zu erhöhen und Lagerbestände um 20 Prozent zu verringern.

Das Internet hat aber auch einen der größten Hypes der Wirtschaftsgeschichte, den New-Economy-Boom, ausgelöst. Aberwitzige Geschäftsmodelle wurden kreiert und über Kredite und Börsengänge finanziert. Das Internet schien alles möglich zu machen, bis die New-Economy-Blase im Jahr 2000 platzte und die IT-Branche in eine veritable Krise riss. Auch die Idee, mit dem Verkauf von Content oder Online-Werbung reich werden zu können, blieb Vision. Nur langsam sind die Vernunft und der Glaube an das Web zurückgekehrt und mit ihnen gute Ideen wie Online Shops, Auktionshäuser oder Musik-Download-Plattformen, die heute jedoch noch ebenso am Anfang stehen wie das Internet für unterwegs via Mobiltelefone.

Dennoch ist das Internet gerade auch aus der Privatwelt kaum mehr wegzudenken. Mitte 2004 nutzten es 62 Prozent der Österreicher – zum Mailen, Chatten, zur Suche nach Angeboten, zum Shoppen oder Download von Musik.

„Bei den unter 40-Jährigen sind Internet und e-Mail mittlerweile völlig selbstverständliche Kommunikations- und Informationsmedien geworden“, sagt Andreas Ecker, Geschäftsführer der Agentur Ecker & Partner, der das Kommunikationsverhalten der Österreicher kürzlich in einer Studie untersucht hat. Und Ernst Strouhal, Professor an der Universität für Angewandte Kunst in Wien, meint: „Das Internet wird oft als Untergang des Abendlandes gesehen. Es stimmt aber nicht, dass seinetwegen weniger gelesen oder geschrieben wird. Das geschieht mehr denn je, nur die Form ist eine andere.“

Dabei hat sich auch eine eigene Sprache entwickelt, die vor allem von den unter 18-Jährigen verwendet wird. Strouhal: „Die Mündlichkeit und die Schriftlichkeit vermischen sich durch diese schnellen Medien. Es wird geschrieben wie gesprochen und gesprochen wie geschrieben. Und das Internet verändert auch das Leseverhalten. Zeitungen, sogar Bücher werden gelesen wie Webseiten – man blättert vor und zurück, holt sich Informationen dort, wo man sie findet.“

Dass das World Wide Web eines Tages derart einflussreich sein und weite Verbreitung finden werde, hatte vor zehn Jahren kaum jemand gedacht. Immerhin hatte es 1994 bereits eine lange Entwicklungsgeschichte hinter sich. Seine Anfänge liegen zurück im Jahr 1957, als der Kalte Krieg einen ersten Höhepunkt erreichte. Das US-Verteidigungsministerium gründete die Organisation ARPA und beauftragte sie, neue Technologien zur Kommunikation und Datenübertragung zu entwickeln. Das von ihr entwickelte ARPANET konnte jedoch jahrzehntelang nur vom Militär und von Universitäten genutzt werden. Umso erstaunlicher die rasante Entwicklung der letzten Dekade.

„Vor zehn Jahren sind einige wichtige Dinge gleichzeitig geschehen“, erinnert sich Michael Haberler, damals Geschäftsführer von EUnet, dem ersten Internet-Provider Österreichs, „erstmals gab es Modems mit vernünftiger Geschwindigkeit. Windows 3.x und die entsprechende Zusatzsoftware machte Internet-Anwendungen für die Benutzer zumutbar. Und mit der Erfindung der Webseiten-Programmiersprache HTML und dem Mosaic-Browser wurde das Surfen im World Wide Web möglich.“

Wie man das Internet verwenden kann und wofür es überhaupt gut sein soll, konnte sich damals jedoch kaum noch jemand vorstellen. Und so beschloss der von Vranitzkys Rede aufgerüttelte ORF am Abend des 25. August in der Diskussionssendung „Club 2“ das Internet der Öffentlichkeit vorzuführen. Karl Bonomeo, der eigentlich eingeladen worden war, um von einem Telework-Pilotprojekt bei IBM zu erzählen, wurde gebeten, das zu tun. „Plötzlich war nur noch vom Internet die Rede“, erinnert sich Bonomeo, für den die Sendung ein einziger Spießrutenlauf war. „Ich habe die ganze Sendung gezittert, dass der Browser nicht abstürzt, und musste alle dreißig Sekunden die Enter-Taste des Laptops drücken, damit die Verbindung nicht abreißt.“

Mit Bonomeo bangten EUnet-Mann Haberler und einige hinter den Kulissen versteckte Internet-Spezialisten, die gemeinsam das Kunststück zustande brachten, das Internet und den Mosaic-Browser in der Live-Sendung vorzuführen. „Für mich ist das der Moment, an dem das Internet in Österreich gestartet ist“, sagt Haberler heute, „plötzlich war das Internet in aller Munde.“

Auch Thomas Schartner, im Sommer 1994 mit PING als erster Provider mit einem Angebot für Privatkunden gestartet, kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Mit einem Mal konnte er sich der Kundenanfragen kaum mehr erwehren, und das, obwohl das Web-Angebot damals wahrlich noch dürftig, die Datenrate im Keller und die Kosten mit über 300 Schilling im Monat enorm waren.

„Vor zehn Jahren bestand das Internet hauptsächlich aus Text. Es gab kaum Bilder, die maximale Datenrate von Modems lag bei 19,2 Kilobit pro Sekunde, aber nur zwischen zwei baugleichen Modems, ansonsten kamen sie über 14,4 kbit/s nicht hinaus, und schnelle, postgenehmigte Modems kosteten über 3500 Euro“, sagt Schartner. Zum Vergleich: Heute gehören Datenraten von 768 kbit/s zum Standard. Es sei außerdem sehr kompliziert gewesen, einen PC internetfähig zu machen, und ständig waren Hardware-Upgrades nötig – keine guten Voraussetzungen also, das Internet an Privatkunden zu verkaufen.

Dennoch blieb PING nicht lange der einzige Privatanbieter. Noch 1994 löste Magnet mit dem Angebot „Die ganze Welt um 99 Schilling“ einen ersten Internet-Hype aus. „Im Nachhinein gesehen, war der Pauschalpreis von 99 Schilling vielleicht ein Fehler“, sagt Magnet-Gründer Klaus Matzka, „damals kostete es noch vier Schilling, ein e-Mail zu verschicken, dazu kamen Kilobyte- und Minutengebühren.“ Magnets Aufstieg war damit jedoch vorprogrammiert. Als Matzka das Unternehmen 1998 an Telenor verkaufte, hatte es 22.500 Kunden und erwirtschaftete mit 40 Mitarbeitern einen Umsatz von 54 Millionen Schilling.

Inzwischen hatte sich das Geschäft mit dem Internet entschieden verändert. Seit der Telekom-Liberalisierung im Jahr 1997 wurden die bis dahin entstandenen Internet Service Provider (ISPs) wie net4you, xpoint oder MCN zusehends von großen, internationalen Telekommunikationsunternehmen verdrängt oder aufgekauft. Mit einem Marktanteil von rund 37 Prozent ist die Telekom Austria (TA), die erst 1997 mit der damaligen Marke Highway 194 (heute Aon) auf den Internet-Zug aufgesprungen ist, jetzt der bestimmende Player in Österreich.

Seit der Einführung von ADSL im Jahr 1999, dem Ausbau der Kabel-Internet-Versorgung und einigen neu entstandenen regionalen Funknetzen gibt es auch für Privatanwender Bandbreiten, die den Download großer Datenmengen ermöglichen. Einzelne Provider bieten Datenraten von 2048 kbit/s an, womit das Internet 142-mal schneller ist als vor zehn Jahren. Damals dauerte die Übertragung eines einzigen Megabyte, das heute in zwei, drei Sekunden durch die Leitung flutscht, noch rund zehn Minuten.

Die Gebühren sind im Gegenzug dazu laufend gesunken. Alleine die anfallenden Telefongebühren betrugen 1994 in der Ortszone 72 Groschen und in der Zone 1 vier Schilling pro Minute. Ein Megabyte war damit kaum unter umgerechnet 1,50 Euro zu haben; heute kostet die Übertragung der gleichen Datenmenge bei einem günstigen Pauschalangebot nur ein Tausendstel davon, nämlich 0,15 Cent. Georg Hahn, ehemals Geschäftsführer von Netway, einst einer der größten ISPs in Österreich: „Das Internet ist ein Gebrauchsgut geworden. Und die neuen Funktechnologien werden nun noch eine zusätzliche Dynamik bringen. Da kommt noch einiges auf uns zu.“

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