UPC-Austria-Geschäftsführer Thomas Hintze im FORMAT-Interview

UPC-Austria-Geschäftsführer Thomas Hintze erklärt, warum der mobile Datenverkehr über das Festnetz abgewickelt wird und was Firmen und Verbraucher mit 100-Megabit-Leitungen machen.

FORMAT: Das Internet explodiert zurzeit. Was bedeutet das rasante Anwachsen der zu transportierenden Datenmengen für einen Telekom-Provider?

Hintze: Das Volumen entsteht durch die bewegten Bilder, soviel ist klar. Und es entsteht durch ein geändertes Mediennutzungsverhalten. Die Verbraucher konsumieren Fernsehen über neue Endgeräte und holen die Daten über das Internet auf das Display. Die Kunden sind „wireless“, aber nicht über das Handynetz, sondern in ihrem Wohnzimmer.

FORMAT: Das geht dann voll über die Leitungen der Festnetz-Provider …

Hintze: Genau so ist es. Rund 80 Prozent des Datenvolumens werden zuhause generiert. Videostreaming ist keine typisch mobile Anwendung, auch wenn uns das die Mobilfunker glauben machen wollen. Üblicherweise sind sie dabei in der Nähe eines Hotspots, und der kann im Kaffeehaus oder zuhause sein. Diesen enormen Bandbreiten-Hunger haben wir etwas unterschätzt, das gebe ich zu.

FORMAT: Vor zwei Jahren diskutierten wir noch, ob es Bedarf gibt für 50- bis 100-Megabit-Anbindungen …

Hintze: Dass diese Bandbreiten nicht gebraucht werden, darüber brauchen wir uns keine Sorgen mehr zu machen. Die Situation ist schon etwas paradox. Die Mobilfunker treiben mit dem Smartphone-Boom den Datenverkehr. Nachdem der aber zuhause entsteht, wickeln sie ihn nicht ab. Können sie auch gar nicht. Ein mittlerer Mobilfunkmast ist mit 2 Megabit angebunden. Bei uns haben 70.000 Wiener Haushalte jetzt schon potenziell 100 Megabit pro Sekunde.

FORMAT: Sie werben mit Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 100 Megabit pro Sekunde. Kunden erleben dieses „bis zu“ recht unterschiedlich. Welche Bandbreite ist zurzeit realistisch?

Hintze: Das Phänomen kennen wir seit zwölf Jahren und investieren daher laufend in den Netzausbau auf allen Ebenen. Wenn man auf der einen Seite Tempo erhöht, entsteht woanders ein Flaschenhals. Ob es irgendwo eng wird, richtet sich weniger nach der Anzahl der Nutzer an einem Knotenpunkt, sondern eher nach deren Verhalten. Wenn es in einem Gebiet nicht so funktioniert, wie es sollte, sind wir bis zu einem gewissen Grad immer auf das Feedback der Kunden angewiesen.

FORMAT: Schlägt sich diese kleine Renaissance des erdgebundenen Datentransports in Ihren Büchern nieder?

Hintze: Wir haben noch nie so viel verkauft wie diesen Herbst, acht Prozent mehr als im Vorjahr – ein All-Time-High.

FORMAT: Als Vater mehrerer Teenager können Sie das neue Mediennutzungsverhalten live studieren …

Hintze: Wir haben sechs iPhones zuhause, vier Laptops, in Summe 21 Geräte. Und der letzte DVD-Player, den wir angeschafft haben, hat eine vorkonfigurierte Schnittstelle zu YouTube. Wir saßen zwei Stunden vor dem Fernseher und führten uns gegenseitig die Lieblingsclips auf YouTube vor. Ich zeige den Kindern „maschek“ und sie mir ihre Favoriten. Mit dem Notebook haben wir das nie gemacht. Wenn der Fernseher also einen Internet-Inhalt darstellt, wird er wieder zum Familienevent, zu einem Medium, das Alt und Jung vor einem Gerät vereint, wie es das klassische lineare TV kaum mehr schafft.

FORMAT: Der Benutzer macht sich das Programm selbst. Wenn Computergewohnheiten ins Wohnzimmer einziehen – welches Gerät hat die technische Hoheit?

Hintze: Darüber streiten sich zurzeit die Hersteller. Jeder will das Empfangsgerät sein, das die Entertainment-Zentrale ist, das die Internet-Inhalte auf den Fernseher bringt. Und ja, unsere Set-Top-Box will das natürlich auch, und die nächste Generation der UPC Mediabox wird das können, in benutzerfreundlichster Form.

FORMAT: Das Fernsehen auf Zuruf eröffnet Ihnen neue Umsatzquellen. Entwickelt sich das Groschengeschäft langsam zu einem Umsatzbringer?

Hintze: Wir haben vor zwei Monaten „On demand TV“ mit ATV gestartet und sind positiv überrascht. Wenn Sie eine Folge von „Saturday Night Fever“ versäumt haben sollten, können Sie das bei uns jederzeit nachholen. Allein in den ersten drei Wochen hatten wir 70.000 Zugriffe, auch bezahlte. Wir sind also positiv überrascht.

FORMAT: Wo liegt die preisliche Schmerzgrenze bei Video-on-Demand-Angeboten?

Hintze: Der eine Euro ist schon eine magische Grenze. Für einen Hollywood-Blockbuster bezahlen die Kunden die vier oder fünf Euro gern. Das wird dann mit Kinokarten verglichen.

FORMAT: Welche Inhalte nehmen Sie 2011 ins Sortiment?

Hintze: Die ORF-TVthek wird kommen, das ist für viele Kunden sicher ein sehnlich erwartetes Angebot.

FORMAT: Wie steht die UPC zum Thema Netzneutralität? Sind vor Ihrem Internet alle Daten gleich?

Hintze: Wir halten das Internet für ein liberales Medium, auch ein anarchisches, wenn Sie so wollen. Das regelt sich selbst. Es hat keinen Schiedsrichter und keinen Zensor. Wir transportieren, aber wir priorisieren nicht.

FORMAT: UPC wird stark als Verbrauchermarke mit Entertainment-Produkten wahrgenommen. Wie geht es dem Firmenkundengeschäft?

Hintze: Wir haben uns im Geschäftskundenbereich neu fokussiert. Wir wachsen ständig, bei einem noch kleinen Marktanteil. Vorteil ist, dass wir durch unser Netz besonders hohe Up- und Downloadraten anbieten können, das spielt im Business eine große Rolle. Aber auch die Ansprüche im Bereich der Kleinstunternehmen sind gestiegen. Hat man vor einigen Jahren noch mit einem Privatprodukt das Auslangen gefunden, greifen die Kunden jetzt vermehrt zu Firmenprodukten. Umfangreichere Funktionen und Service Level Agreements sind der Grund.

FORMAT: Durch neue Vertriebsmodelle in der IT – Stichwort Cloud Computing – erhoffen sich Provider neues Geschäft. Sie auch?

Hintze: Wir sind in dem Geschäftsmodell logisch mit drin. Das ganze Cloud Computing funktioniert ja überhaupt nur dank der hochperformanten Leitungen. Wir machen auch Geschäfte damit. Unser Mutterkonzern hat gerade mit Microsoft einen Rahmenvertrag abgeschlossen. Welche Produkte es gibt, wird gerade verhandelt. Österreich wird das erste Land sein, das damit in den Markt geht.

FORMAT: Sie sind mittlerweile der längstdienende Vorstand eines österreichischen Telekom-Providers. Wie ist Ihre Bilanz der letzten zehn Jahre?

Hintze: Wir sind in einer Branche, die in die Sättigung gelaufen ist. Das ist so wie mit den Computern in den 80er-Jahren. Es herrscht klassischer Verdrängungswettbewerb, und der erfordert andere Vorgangsweisen als das Neukundengeschäft. Wir agieren jetzt alle in einem Markt. Festnetz- und Mobilmarkt gibt es als separate Märkte nicht mehr.

Interview: Barbara Mayerl

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