Musik-Flatrate
Immer mehr Verbraucher greifen zu Musik-Flatrates und bekommen um fünf bis zehn Euro pro Monat Zugriff auf Millionen Songs - Streaming hat die höchsten Zuwachsraten am Digital-Musik-Markt.
Mieten statt kaufen, streamen statt downloaden - das ist die Zauberformel für legalen digitalen Musikvertrieb, auf den die Industrie verstärkt setzt. Verbraucher bekommen die temporären Nutzungsrechte für Millionen von Songs und zahlen monatliche Gebühren dafür.
Die großen Anbieter von Musikstreamingdiensten sind seit 2011 am österreichischen Markt aktiv. Vor wenigen Wochen startete T-Mobile als erster heimischer Mobilfunker mit einem Dienst und konnte binnen kurzer Zeit 15.000 zahlende Abonnenten gewinnen. 24 Millionen Euro wurden 2011 am digitalen Vertriebsweg in Österreich umgesetzt. Erst eine Million davon kam aus dem Streaming-Bereich - der aber das am stärksten wachsende Einzelsegment. Die Umsätze bei Musik-Streaming waren im Halbjahresvergleich 2011/12 um 89 Prozent gewachsen, bei digitalen Downloads waren es "nur" neun Prozent Zuwachs. Dies hat der heimische Dachverband IFPI erhoben.
Den Markt teilen eine Handvoll Anbieter unter sich auf, mit mehr oder weniger identen Konzepten. Gratis hören geht gar nicht oder nur mit Werbeeinschaltungen im Gegenzug. Kostenpflichtige Musikabos gibt es um fünf Euro pro Monat, und dann in der Regel nur über Webbrowser am PC. Das volle Programm kostet zehn Euro: Dafür gibt es dann auch die Möglichkeit, offline zu hören, über Apps bequem und schnell zuzugreifen und außerdem die eigenen MP3s in die Bibliothek hochzuladen.
Die Kataloge sind beeindruckend, bis zu 18 Millionen Titel stehen auf Abruf bereit. Hundertprozentig ist die Bibliothek dennoch nicht, da nicht alle Künstler auch auf diesem Weg vertreiben. Prominent und absent auf Streamingdiensten sind u. a. die Toten Hosen, die Beatles oder Metallica. Mit ein Grund: Die Abgeltungen an die Urheber sind hier viel geringer als bei CD-Verkäufen bzw. Downloads.
Im Fahrwasser der großen Anbieter wie Spotify, Deezer oder Simfy bilden sich mittlerweile vielfältige Allianzen und neue Geschäftsmodelle heraus. Die logische nächste Evolutionsstufe ist das "soziale Hören. Spotify ist wieder davon abgekommen, den Dienst obligatorisch an ein Facebook-Konto zu binden. Als Log-in ist das soziale Netzwerk aber ein beliebter Partner, die Anbindung an Facebook bei fast allen Anbietern nahtlos möglich, womit Musiktipps im Freundeskreis schnell die Runde machen.
Auch Dienste wie das Webradio last.fm docken über Schnittstellen an die Streamingdienste an, und Start-ups wie Moosify aus Wien (Betaphase) machen auf dem Rücken von Spotify gleich eine Melange aus Dating-Plattform und Wurlitzer, wo man sich mit wenigen Klicks ähnlich gestrickte Musikfans in der näheren Umgebung herauspicken kann. Und wem die Musik dann doch so ins Ohr geht, dass er sie auch besitzen möchte, der ist in der Regel mit wenigen Klicks auf der Download-/Kaufoption und bald wieder im Amazon- oder iTunes-Shop drin.