Globale Arthur D. Little-Studie: Mobiles Bezahlen ist ein Milliardengeschäft

Vom Mikrokredit bis zum Parkschein: Ein aktueller Report beschreibt die Chancen des Handys im Zahlungsverkehr.

Was verbindet die Laden­besitzerin im südafrikanischen Township mit Zigtausenden Österreichern? Sie verwenden dasselbe Zahlungsmittel – das Handy. Nomakula Dyokomba aus Motherwell schätzt es, weil sie damit ihren Lebensmittel-Großhändler bezahlt und kaum Bargeld bereithalten muss, das ihr immer wieder auch Räuber abnahmen. Die Österreicher fürchten sich vor Parksheriffs und lösen deshalb ihre Kurzparkscheine gern mobil. M-Parking ist mit 13 Millionen Parkscheinen „der Renner“ beim mobilen Geldbörsel, erzählt paybox-Chef Jochen Punzet. Zwei Episoden aus der Welt der mobilen Bezahlsysteme, die sich Arthur D. Little in einer globalen Studie angesehen hat: eine Industrie, die sich zwischen komplett neuer Zahlungslogistik in den Entwicklungsländern und Komfortverbesserungen in den Industrieländern bewegt. In jedem Fall ein boomender Markt entlang der gesamten Wertschöpfungskette. 2012 sollen bereits 250 Milliarden Dollar über die Luftschnittstelle wandern.

Komfortables M-Parking
Mein Netzbetreiber meine Bank? Die Rolle der Mobilfunker in dem jungen Geschäftsfeld ist jedenfalls eine, die es noch zu definieren gilt. Zwar haben die paybox-Besitzer Mobilkom und Orange de jure Banklizenzen, eine Bank im herkömm­lichen Sinn sind sie aber noch nicht. Ihre Haftung reicht derzeit für Beträge bis zu 50 Euro. Der durchschlagende Erfolg der paybox, die mittlerweile schwarze Zahlen schreibt, stellte sich erst ein, als sich alle großen Netzbetreiber auf den Standard geeinigt hatten. Ein Prozess, der fast acht Jahre brauchte. Heute verdient paybox an den Händlerprovisionen und natürlich an den SMS, die im Zuge der Abwicklungen versandt werden. „In den Industrieländern sind mobile Bezahlsysteme nur mit einem Mehrwert zu verkaufen“, sagt Karim Taga, Geschäftsführer Arthur D. Little, „beim M-Parking war es der Komfort, der die Kunden überzeugt hat.“

ÖBB-Fahrkarten mobil lösen
Diesen Komfort wollen die Netzbetreiber, voran die Mobilkom, mit neuen Technologien weitertreiben. In einem Feldversuch wird die sogenannte Nearfield Communication (NFC) mit ÖBB-Fahrkarten ausgetestet. Hier wird ohne viele SMS durch Berühren eines Terminals mit entsprechend aufgerüstetem Handy die Fahrkarte bestellt und bezahlt. Solche Bequemlichkeiten machen Sinn, wenn große Menschenmengen in kurzer Zeit versorgt werden müssen, vom Bahnsteig bis zum Konzert-Ticketing. Aufgrund fehlender Industriestandards und Endgeräte glaubt Taga, „dass neue Technologien wie NFC erst ab 2011 zu einem Massenmarkt in den industrialisierten Ländern werden“.

Wenig Banken, viel Handy-Bezahlung
Wie viele Zahlungsmittel braucht der Mensch? Die Rechnung ist relativ simpel. Je stärker der Mitbewerb durch ein hoch entwickeltes Bankensystem, umso schwieriger wird es für mobile Bezahldienste. In den USA kommen 1.300 Bankomaten auf eine Million Einwohner, in Indien gerade einmal 28. Dass die AD-Little-Experten dennoch fast eine Verzehnfachung des Transaktionsvolumens in vier Jahren annehmen, tun sie aufgrund verstärkter Anzeichen in bevölkerungsreichen Regionen wie China oder Indien, die gemeinsam mit den Philippinen, Malaysia oder Taiwan „allein ein Fünftel des Volumens“ erzeugen werden.

Kleinvieh macht ordentlich Mist
Millionen von Minitransaktionen machen den Markt. Wo Banken dünn gesät und das terres­trische Internet weitgehend unbekannt ist, können Mobilfunker ihre Asse ausspielen. Handy hat jeder. Ausschlaggebend für den Erfolg der Handy-Geldbörsen ist auch das Pro-Kopf-Einkommen in Entwicklungsländern. Wo weniger verdient wird, ist die Sensibilität für die Kosten einzelner Transaktionen natürlich höher. Transaktionen mit dem afrikanischen Mobile-Banking-Pilotprojekt Wizzit (von der Weltbank und der Gates-Stiftung als Mikrokreditprogramm unterstützt) kosten die Hälfte dessen, was sie über das herkömmliche Bankkonto kosten würden. Abgesehen davon, dass Nomakula Dyokomba für die Busfahrt zur nächsten Bankfiliale Stunden braucht.

Milliardengeschäft Mobiles Bezahlen
Der Markt: In vier Jahren werden 250 Milliarden Dollar auf mobilem Wege transferiert. 65 Prozent davon in den Entwicklungsländern, 35 Prozent in den Industriestaaten. Im abgelaufenen Jahr waren es 29 Milliarden Dollar, vor allem in den Industrieländern 40 Prozent weniger als ursprünglich erwartet. Dafür legten bevölkerungsreiche Märkte wie China und Indien überdurchschnittlich zu.
Die Voraussetzungen: Viele Emi­granten, fehlende Banken- und Internet-Infrastrukturen machen das Handy in Entwicklungsländern zum idealen Zahlungsmittel. In entwickelten Märkten sind die Hochtechnologisierung und die starke Verbreitung von Banken- und Kreditkartensystemen auch ein Hemmnis. Hier läuft die Verbreitung nur über Mehrwert.

Von Barbara Mayerl

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