"Für das laufende Geschäftsjahr haben wir fünfzehn Prozent Wachstum anvisiert"
Mit Petra Jenner setzt Microsoft Österreich eine extrem profilierte IT-Managerin in den Chefsessel. Trotz angespannter Marktlage will sie an Umsätzen und 340 Mitarbeitern festhalten.
FORMAT:
Das Casting für Microsoft Austrias next Boss hat ein Jahr gedauert. Weil man unbedingt eine Frau wollte?
Jenner:
Bei Microsoft Österreich ist jeder dritte neue Mitarbeiter eine Frau. Die Präferenz war wohl da. Meine stärksten Mitbewerber waren bis auf eine Ausnahme aber allesamt Männer.
FORMAT:
Dennoch fragt man sich, wie eine Firma so lange Kopf-los agieren kann.
Jenner:
Das operative Geschäft war ja durch ein tolles Management gewährleistet. Eine Person macht nie den Unterschied, das ist immer eine Kollektivleistung. Ich sehe mich als Dirigentin, das Orchester hat im letzten Jahr wirklich gute Musik gemacht.
"Wir sind im Budget"
FORMAT:
Was hat das Orchester denn eingespielt?
Jenner:
Wir sind im Plan, wir sind im Budget. Das haben in diesen Zeiten nur wenige Niederlassungen geschafft.
FORMAT:
Passen Sie die Prognosen an, so wie es zahlreiche IT-Firmen jetzt tun?
Jenner:
Wir haben sie für das laufende Geschäftsjahr gleich gelassen. Mit einer klug aufgestellten Vertriebsmannschaft schaffen wir das auch mit den Projekten, die wir in der Pipeline haben.
FORMAT:
Stark! Da reden wir aber von einem einstelligen Prozensatz, nehme ich an.
Jenner:
Wir wollen 15 Prozent wachsen
(Anm.: Das Microsoft-Geschäftsjahr geht bis Juni).
"Keinen Speck angesetzt"
FORMAT:
In der zweiten Jahreshälfte wird das aber schwer zu halten sein.
Jenner:
Wir fangen im April mit der Planung für das nächste Geschäftsjahr an. Bis dahin haben wir hoffentlich schon ein besseres Gespür, was da noch kommen wird. Schauen wir, was Marktforscher und Analysten dann sagen. Derzeit kann ich nur sagen, dass sich die österreichische Wirtschaft noch besser entwickelt als andere Märkte in Europa.
FORMAT:
Ist Österreich nicht betroffen, wenn im Konzern 5.000 Stellen abgebaut werden?
Jenner:
Aus jetziger Sicht nicht. Wir haben in Österreich keinen Speck angesetzt, und das kann man sicher als ein Kompliment an das gesamte österreichische Management weitergeben. Wenn wir mittelfristig die Umsätze nicht erreichen, kann ich es aber nicht ausschließen. Wir sind ein börsennotierter Konzern.
5.000 KMU-Partner
FORMAT:
Welche Spielräume gibt Ihnen das Hauptquartier?
Jenner:
Wenn man die Planung einhält, hat man viele Freiheiten für lokale Aktivitäten, und das kann nicht jede Niederlassung eines IT-Konzerns von sich behaupten.
FORMAT:
Das Geschäft mit Ihren Produkten machen die 5.000 Partner, und die betreuen vornehmlich KMUs. Wenn die kein Geld mehr von der Bank bekommen, trifft das Ihre Umsätze.
Jenner:
Klar, deren Budgets werden nicht größer, die werden jetzt überdacht. Zur Unterstützung des Mittelstands machen wir uns aber intensivst Gedanken. Das beginnt ganz profan bei der Verlängerung der Zahlungsziele für unsere Partner und geht bis zu einer Reihe von konkreten Initiativen. Das reicht von EU-Fördermittelratgebern bis hin zu Management-Akademien.
"Frauen bessere Verkäufer"
FORMAT:
Die Partner sollen sich stärker im Beratungsgeschäft engagieren?
Jenner:
Für deren Kunden ist die örtliche Nähe und Beratungskompetenz das wichtigste Kriterium. Viele haben in den letzten Jahren Projekte angefangen und nicht voll entfaltet. Da geht es oft um simple Dinge: Bildet das System ab, was ich will? Denken Sie an CRM-Programme. Gerade in der Krise muss ich mir als Firma überlegen, wie ich Kunden halte.
FORMAT:
Welche Technologie ist 2009 besonders wichtig?
Jenner:
Unified Communications
(Anm.: Zusammenführen verschiedener Kommunikationswege)
steht ganz oben auf der Liste, weil man damit Kosten sparen kann.
FORMAT:
Sie sind fast 20 Jahre im IT-Geschäft. Sind Frauen die besseren Verkäufer?
Jenner:
Ich glaube ja. Ich gehöre schon zu den Frauen, die ein gutes technisches Verständnis haben. Frauen können den Nutzen eines Produkts sehr schnell an Beispielen darstellen, ohne sich in technischer Leistungsschau zu verzetteln.
Zur Person:
Petra Jenner, 44: Die in Krefeld geborene Betriebswirtin und Wirtschaftsinformatikerin sammelte ab den frühen 90er-Jahren ihre Meriten in der IT-Branche (u. a. bei Informix und Sybase). Seit 2004 führte sie die Geschäfte des Security-Anbieters Check Point in der D-A-CH-Region.
Interview: Barbara Mayerl