Die Industrie der Zukunft

Nach den Menschen sind die Maschinen dran: Über das Internet und seinen Daten sollen Maschinen miteinander vernetzt werden. Die Industrie wird das maßgeblich verändern.

Die Industrie der Zukunft

General Electric hat einen Plan. Das ist an und für sich noch nichts Neues. Mitte Juni hat sich der amerikanische Mischkonzern - man kennt ihn vor allem von Gasturbinen, Flugzeugtriebwerken, Lokomotiven und Finanzdienstleistungen - aber vor die Presse gestellt und gesagt: "Wir werden das Industrie-Facebook.“

Das ist neu. 136 Jahre nachdem Thomas Alva Edison in Menlo Park, New Jersey, die Glühbirne erfand und mit seinen rund 1.500 Patentanmeldungen den Grundstein für General Electric (GE) legte, richtet sich das Unternehmen nun also nach Menlo Park, Kalifornien aus. Nach jenem Ort im Silicon Valley, wo Facebook sitzt - und seit rund einem Jahr auch GE. Mit Datenspezialisten, deren Anzahl bis zum Jahresende auf 1.000 steigen soll.

Warum? Weil GE glaubt, dass das große Geschäft der Zukunft aus der automatischen Verbindung von Maschinen und Daten besteht, weil sie seine Produkte besser, effizienter und günstiger macht. Und weil GE glaubt, dass das zweite große Geschäft im Service besteht, das es seinen Kunden nur bieten kann, weil es schlau genug ist, aus den Nutzungsdaten abzulesen, was gerade gebraucht wird.

Nach der Kommunikation, den Medien, der Werbung und dem Handel sind nun die nächsten Felder drauf und dran, durch das Internet und seine Möglichkeiten verändert zu werden. Neben GE hat auch Siemens bereits Großinvestitionen angekündigt. IT- und Telekommunikationsriesen wie Cisco und Telefonica, aber auch das deutsche Systemhaus T-Systems und die heimische Telekom arbeiten an Modellen, wie sie in Zukunft von den neuen Datenströmen profitieren.

Der auf Tech-Themen spezialisierte Online-Community-Dienst Wikibon schätzt, dass bis 2020 514 Milliarden US-Dollar in Lösungen investiert werden, die Maschinen und Daten vernetzen. Allein die Effizienzsteigerungen, die sich für Unternehmen hinter den neuen Möglichkeiten ergeben, sollen bis 2020 1,3 Billionen US-Dollar ausmachen. Was gänzlich neue Geschäftsfelder abwerfen werden, kann noch gar nicht abgeschätzt werden.

Experten sind sich jedenfalls einig, dass hier eine neue Innovationswelle heranrollt, die auch die klassische Industrie von Grund auf verändern wird. Und wer, so wie es GE vor einigen Jahren tat, immer noch denkt, dass Software und Daten etwas für "die anderen“ ist, den könnte bald die Konkurrenz überholen.

Von Maschine zu Maschine

Nur: Was ist das eigentlich, die Vernetzung der Dinge? Und was fängt die Industrie mit solchen Möglichkeiten an?

Stark vereinfacht kann man sich das so vorstellen: Ein Stück Blech kommt auf ein intelligentes Laufband, das sofort erkennt, dass dieses Stück Blech eine Autotüre für eine bestimmte Marke werden soll. Flott transportiert es das Blech zur richtigen Maschine. Diese wiederum hat gerade erfahren, dass es zu Verzögerungen in der Abnahme der Türe kommt, also keine Eile besteht, und dreht deshalb ihren Stromverbrauch runter. Organisiert wird das alles über Software-Agenten, Menschen können die Abläufe in Echtzeit überall auf der Welt über ihre Tablets verfolgen.

Beim deutschen Hersteller für Blechlaser Trumpf, der auch in Österreich eine Niederlassung hat, sieht man darin eine große Chance. Trumpf arbeitet bereits an seiner Version einer "Smart Factory“. Schon jetzt ist es möglich, dass ein Techniker in Deutschland sehen kann, was bei einer Maschine in China nicht funktioniert. Die Überwachung läuft über mobile Endgeräte. In Zukunft soll die Fertigung noch intelligenter ablaufen, indem die Maschinen die Materialien und ihre Bestimmung erkennen, sie ohne Ressourcenverlust bearbeiten. Noch fehle dafür aber die Infrastruktur, auch an den Schnittstellen. "Der echte Durchbruch steht noch bevor“, sagt Stefan Ferber von Bosch Software Innovations. Das zur Bosch-Gruppe gehörende Unternehmen gilt als führend in der Vernetzung von Industrieprojekten. Davon profitiert natürlich Bosch. Es ist zum Beispiel aber auch dafür verantwortlich, dass die Handelskette Rewe alle fünf Minuten weiß, ob sich ihre Produkte noch im LKW, im Lager oder im Regal befindet und so seine Bestellabläufe optimiert.

In der Industrie könnte ganz am Ende dieser Entwicklung eine Fabrik stehen, die sich vom Einkauf, über die Produktion und den Vertrieb bis hin zur Wartung der Produkte selbst organisiert. "Das ist nicht sehr erstrebenswert, der Mensch wird steuernd auch in Zukunft eine große Rolle spielen“, sagt Detlef Gerhard. Er forscht an der TU Wien zu diesem Thema, erprobt etwa mit Magna und Siemens den Praxiseinsatz neuer Technologien.

Viel realistischer ist momentan folgendes Szenario: Mit Hilfe der neuen Techniken sollen perfekte, extrem schnell auf Sonderwünsche angepasste Produkte entstehen. Weil sie dann, wenn sie im Einsatz sind, ständig Nutzungsdaten an den Hersteller senden, wird schnell klar, wo noch Verbesserungspotenzial liegt. Vielleicht kann er es schon beim nächsten Service umsetzen. Schon jetzt statten viele Maschinenbauer ihre Produkte so aus, dass sie Signale geben, wenn sie gewartet werden müssen. In Zukunft könnte das Service aber noch viel weiter gehen: Sie könnten den Nutzer der Maschinen durch die Auswertung der Daten dabei helfen, Energie zu sparen oder die Abläufe zu optimieren. "Weil die Betriebskosten auf die Lebensdauer einer Maschine höher sind als die Anschaffungskosten, haben Kunden großes Interesse an solchen Verbesserungen und diese Serviceleistungen haben deutlich höhere Margen als die Maschinen selbst “, so Ferber von Bosch.

Durch die straffe Selbstorganisation der Maschinen soll all das auch noch unschlagbar günstig werden: "Die technischen Neuerungen können die Produktivität Schätzungen zufolge um 20 bis 40 Prozent steigern“, sagt Markus Achtert vom Technologie-Beratungsunternehmen Arthur D. Little. Er ist dort für den Bereich Manufacturing und Hightech zuständig. In der verarbeitenden Industrie könne sich dieser Entwicklung niemand entziehen, so Achtert.

Eine gewisse Dringlichkeit sieht deshalb auch Stephan Kubinger, Obmann der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Oberösterreich (WKO OÖ) gegeben: "Es geht auch darum, die Produktion im eigenen Land effizienter für den Weltmarkt zu machen“. Vor einem Jahr seien die Begriffe, unter denen die vernetzte Industrie zusammengefasst werden, den meisten Betrieben noch neu gewesen. Heute würden sich etwa die Stiwa Group, die Voestalpine und der Maschinenbauer Engel schon aktiv damit beschäftigen, so Kubinger. Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts, die die WKO OÖ in Auftrag gab, ist bei Oberösterreichs Industrie nun aber vor allem eines gefordert, um zukunftsfähig zu sein: Interdisziplinarität und, ja, Vernetzung.

Sowie GE nun Datenspezialisten engagiert und mit dem Beratungshaus Accenture sowie dem Onlinehändler Amazon kooperiert, müssen sich Industrieunternehmen fragen: Kaufen wir Softwareleistungen zu, lagern wir die Datenanalyse aus? Und: Was wollen wir damit eigentlich erreichen? "Die technische Verliebtheit alleine reicht nicht“, sagt etwa der Berater Achtert, "man muss sich fragen, ob der Kunde für das, was möglich ist, bereit ist zu zahlen.“

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