3D-Drucker: Mach’s dir selbst!

Vom Computer auf Knopfdruck in die reale Welt: Die erste Generation massentauglicher 3D-Drucker erobert die Privathaushalte. Wie die "Minifabrik“ für den Schreibtisch die Welt verändern könnte.

3D-Drucker: Mach’s dir selbst!

Gemeinsam mit dem PC hielt vor gut zwei Jahrzehnten ein weiteres revolutionäres Gerät Einzug in die Haushalte: der Drucker. Davor mussten Verbraucher zu Bleistift oder Schreibmaschine greifen, um Text zu Papier zu bringen. Fotos zuhause selber ausarbeiten? Dafür war ein Chemielabor im Keller nötig. Mit dem Erfolg von Laser- und Tintenstrahldruckern änderte sich das: Fotos, Texte, ja komplette Bücher konnte man zuhause selber drucken. Jetzt konnte jeder sein eigener Gutenberg sein.

Bre Pettis, Gründer der Firma MakerBot, ist sicher, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, den Druckern auf heimischen Schreibtischen ein Upgrade in die dritte Dimension zu spendieren: Statt Texten und Fotos soll eine neue Generation von 3D-Druckern physische Objekte aus digitalen Vorlagen erzeugen können. Eine Art Minifabrik am Schreibtisch, die auf Knopfdruck Schachfiguren, Schmuckschatullen oder Spielzeugautos ausspuckt.

Nur für Profis?

3D-Druck war bisher ein ausgesprochen kostspieliges Unterfangen. Die benötigten Geräte schlugen mit hohen fünfstelligen Beträgen zu Buche, die Software dazu war kaum billiger, und bedienen konnten das Ganze ohnehin nur Experten. All das will Pettis mit seinen Replicator-2-Druckern ändern: So groß wie ein Mikrowellenherd, mit Sichtfenstern aus Glas und einer LED-Innenraumbeleuchtung, die Science-Fiction-Flair ausstrahlt, ist der Replicator 2 einer der ersten leistbaren 3D-Drucker für Verbraucher. "Unser Drucker funktioniert einfach“, meint Pettis. "Selbst Leute, die noch nie in ihrem Leben ein 3D-Programm gesehen haben, können nach ein paar Stunden ihre ersten Figuren ausdrucken.“

Doch wozu braucht man als Privatperson bitteschön einen 3D-Drucker? Der Linzer Künstler und Designer Richard Stepanic arbeitet seit gut einem Jahr mit einem kompakten 3D-Drucker - der stammt allerdings noch nicht aus der aktuellen Generation benutzerfreundlicher Modelle: "Ich musste mein Gerät noch aus Pressspanplatten zusammenschrauben und umständlich kalibrieren“, graut Stepanic noch heute vor seinen Anfängen. "Das war alles andere als lustig. Ich glaube, es vergingen fast drei Wochen, bis der Drucker das erste Mal mehr ausspuckte als eine geschmolzene Kunststoffpfütze.“

Mittlerweile hat er seinen Printer im Griff - und auch ganz neue Einsatzgebiete entdeckt. "Ursprünglich wollte ich mit meinem 3D-Printer eigentlich nur Prototypen meiner Designentwürfe erstellen. Das klappt auch recht gut - nur ist das längst nicht mehr das Haupteinsatzgebiet“, erzählt er. "Als meine beiden Kinder herausgefunden hatten, was das neue Kastl vom Papa kann, wurden erst einmal Lego-Spezialteile und Designermöbel fürs Barbie-Haus gedruckt. Wochenlang!“ Zu den Objekten, die in den vergangenen zwölf Monaten ihren Ursprung in Stepanics Drucker hatten, zählen neben einer Menge Spielsachen auch ein Familienporträt à la Mount Rushmore, mehrere Gitarren-Plektren und ein ergonomischer Griff für die Elektrozahnbürste.

Wer befürchtet, derartige 3D-Druck-Orgien könnten ins Geld gehen, sei beruhigt: Nicht einmal 40 Euro verlangt beispielsweise MakerBot für sein ökologisches Verbrauchsmaterial "Bioplastik PLA“ pro Kilogramm. Das reicht dann für 300 Playmobil-Figuren. Noch etwas billiger gibt es den ebenfalls "druckbaren“ ABS-Kunststoff - dasselbe Material, aus dem auch Lego-Bausteine sind. Damit sollten sich locker ein Piratenschiff und eine Ritterburg ausgehen.

Das Vertrauen in die Massentauglichkeit von 3D-Druckern teilen sichtlich auch Investoren. MakerBot stellte in den vergangenen Monaten die beachtliche Summe von zehn Millionen Dollar auf. Unter den Geldgebern auch ein gewisser Jeff Bezos, Gründer von Amazon. Der könnte an einem anderen Aspekt der dreidimensionalen Druckerrevolution interessiert sein: einem Online-Shop für druckbare Objekte.

3D-Shopping

So einen Shop hat MakerBot nämlich gleich mit aufgezogen. Das "Thingiverse“ - frei übersetzt: "Universum der Dinge“ - ist ein Online-Bazar für dreidimensionale Kreationen. Hier können User ihre ausdruckbaren Objekte Gleichgesinnten zugänglich machen. Wahlweise kostenlos oder gegen eine Gebühr. Der virtuelle Shop für reale Dinge steckt noch in den Kinderschuhen, Geschäftsmodelle ändern sich daher noch laufend.

Rückendeckung bekommt die Branche der 3D-Drucker-Hersteller auch von Carl Bass. Der Firmenboss von Autodesk, weltweiter Marktführer für professionelle 3D-Software, sieht das "Zeitalter der Selbermacher“ gekommen. "Manche glauben nach wie vor, dass es sich bei 3D-Druckern für Konsumenten um eine kleine Nische handelt“, so Bass. "Das ist aber kein kurzlebiger Trend. Hier startet gerade etwas ganz Großes.“ Damit aus dem Hobby von Computerfreaks ein echtes Massenphänomen werden kann, braucht es aber nicht nur leistungsfähige und zuverlässige 3D-Drucker, sondern auch Software, die das Erstellen von dreidimensionalen Objekten jedermann zugänglich macht. Und genau hier will Autodesk mitmischen.

Die 30-jährige Erfahrung, die Autodesk im Ingenieurs- und Konstruktionssektor hat, hilft dem Unternehmen dabei recht wenig. "Bisher haben wir Tools für Profis entwickelt, 3D-Programme für Konsumenten haben aber gänzlich andere Anforderungen“, erklärt Bass. Hier kommt es weniger darauf an, wie leistungsfähig die Software ist, sondern wie einfach und intuitiv sie bedient werden kann. Der Entwurfsprozess am Computer muss ein angenehmer und müheloser sein. Wer nach jedem zweiten Klick einen Blick ins Benutzerhandbuch werfen muss, wird wenig Lust verspüren, sich tiefer mit der Materie zu beschäftigen.

Tonkneten am iPad

Unter der Marke 123D hat Autodesk nun eine Reihe von Anwendungen entwickelt, die den Einstieg in die 3D-Welt möglichst unterhaltsam gestalten sollen. Die Programme sind neben dem PC auch für iPhone und iPad erhältlich - was durchaus Sinn macht: So kann man beim 3D-Modellierungsprogramm 123D Sculpt auf dem iPad die Form eines Objektes mit dem Finger manipulieren, so als ob man ein Stück Ton kneten würde. Die größte Hürde seiner professionellen 3D-Software, nämlich den hohen Preis, hat Autodesk bei der 123D-Produktreihe ebenfalls beseitigt: Alle Anwendungen sind kostenlos erhältlich.

Noch stecken hinter dem Hype rund um 3D-Drucker in erster Linie Versprechungen und Zukunftsvisionen. Wer beispielsweise das "Thingiverse“ durchsucht, wird nur ausgesprochen wenig Nützliches finden. Man findet Plastikkatzen, Plastiktürstopper, Plastikpflanzentöpfe und Plastikmodellflugzeuge - qualitativ nicht wirklich besser als das, was man im Ein-Euro-Shop bekommt, made in China.

Die interessantesten Objekte sind dabei noch Tuning- und Ersatzteile für den 3D-Drucker selbst. Bevor man diesen Trend als kurzfristige Modeerscheinung abhakt, sollte man sich den Namen Ken Olsen in Erinnerung rufen. Der hatte im Jahr 1977 als Boss von DEC freimütig verkündet: "Es gibt absolut keinen Grund, einen Computer in jeden Haushalt zu stellen.“ Es kam bekannterweise anders. Die Chancen stehen gut, dass es für uns noch in dieser Dekade selbstverständlich sein wird, gewisse Dinge des täglichen Bedarfs einfach selber auszudrucken, made at home.

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