Österreichs beste Arbeitgeber: Das neue Ranking der Top-Betriebe
Sie bieten flexible Arbeitszeiten und Jobs mit Freiraum: Microsoft, Cisco und die Bundeskellereiinspektion liegen beim Great Place To Work-Ranking der beliebtesten Arbeitgeber ganz vorne.
Wer möchte das nicht? Arbeiten, wann und wo er will, nur die Aufgaben und Ziele sind definiert. Wer als Unternehmen seinen Mitarbeitern diese Freiräume bietet, hat beste Chancen, zu den beliebtesten Arbeitgebern des Landes zu gehören. So wie die Österreich-Dependance des Software-Giganten Microsoft, die beim aktuellen Ranking des Arbeitsplatz-Testers Great Place To Work die Liste der besten Arbeitgeber bei Unternehmen über 250 Mitarbeiter anführt.
Was Personalchefin Jenny Dinich besonders freut: Microsoft ist die Nummer eins bei Frauen und hat mit 40 Prozent einen für die IT-Branche extrem hohen Frauenanteil. Frauen schätzen bei uns die flexible Arbeitszeit und die Ortsunabhängigkeit der Tätigkeit, so Dinich, sie können in abgesteckten Zielvorgaben und mithilfe modernster Kommunikationsmittel arbeiten, wann und wo sie wollen. Selbst in der Karenz verlieren sie nicht den Kontakt zum Unternehmen. Dinich: Über Internet werden auch karenzierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über alle aktuellen Entwicklungen im Unternehmen auf dem Laufenden gehalten. Kein Wunder, dass die rund 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Microsoft im Great Place To Work-Ranking extrem positiv bewerten.
Mitarbeiter als Fans
Für Erich Laminger, Geschäftsführer von Great Place To Work Österreich, sind derart zufriedene Mitarbeiter das Fundament für unternehmerischen Erfolg: Eine vertrauenbasierte Arbeitsplatzkultur ist durch Glaubwürdigkeit, Fairness, Respekt und Stolz auf die eigene Tätigkeit und das Unternehmen sowie Teamgeist gekennzeichnet. Wo die Mitarbeiter die größten Fans ihres Unternehmens sind, wachsen Innovationskraft und Produktivität. Das kann Laminger auch mit harten Fakten belegen. In den 28 überdurchschnittlich gut bewerteten Unternehmen des Great Place To Work- Rankings 2011 liegt die Zahl der Krankenstandstage um 70 (!) Prozent unter dem österreichischen Schnitt.
Rang zwei in der Kategorie Unternehmen über 250 Mitarbeiter geht heuer an Worthington Cylinders. Der Stahlverarbeiter ist vor allem ein Vorbild bei der Integration von Behinderten im Betrieb.
Über den dritten Platz kann sich die Parfümeriekette BIPA freuen. Ihr gelang das Kunststück, trotz der enormen Zahl von 570 Standorten und über 3.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine extrem hohe Identifikation der Angestellten mit ihrer Firma zu erreichen. Hubert Sauer und Dietmar Gruber, Geschäftsführer von BIPA: Wir sind stolz darauf, dass wir für 95 Prozent unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein guter Arbeitgeber sind. Das ist gerade im Handel kein alltäglicher Wert. Doch BIPA legt auch Wert darauf, kein alltäglicher Handelsbetrieb zu sein. Sauer: Wir haben sehr viel Verantwortung in die Filialen gegeben. Wir wollen engagierte Mitarbeiter, keine Befehlsempfänger. Engagement wird bei BIPA auch belohnt. Zehn Prozent vom Mehrgewinn jeder Filiale pro Jahr wird an alle Mitarbeiter einer Filiale ausgeschüttet. Gruber: Das waren allein im Vorjahr rund 1,8 Millionen Euro. Keine Frage: Die Prämie stärkt die Bindung ans Unternehmen.
Flexibilität wird geschätzt
Flexibilität schätzen auch die rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kommunikationsspezialisten Cisco Austria. In den Büros im Wiener Millennium Tower gibt es keine Anwesenheitspflicht. Die meisten Jobs können über das ausgereifte Cisco-Kommunikationsnetz, bei dem auch Videokonferenzen zwischen den Mitarbeitern möglich sind, ortsunabhängig durchgeführt werden. Wir arbeiten extrem leistungsorientiert. Wo und wann der Mitarbeiter seine Aufgaben erledigt, ist dabei für uns unerheblich, sagt Achim Kaspar, General Manager von Cisco Austria, was zählt, ist das Ergebnis. Wir wollen die Leute nicht in ein Korsett zwängen.
Das fordert auch das Management, denn wenn man Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nur mehr selten persönlich sieht, müssen andere Kommunikationskanäle gewählt werden. Kaspar: Es gibt sicherlich einen erhöhten Kommunikationsbedarf, andererseits ist unser Reporting-System so dichtmaschig, dass jederzeit für alle Beteiligten der Status eines Auftrags und allfällige Probleme klar ersichtlich sind. Was für Kaspar zählt ist Life Balance-Zeit: Wenn ich eine Lücke in meinem Terminkalender habe, kann ich jederzeit an die Donau spazieren gehen, um den Kopf freizumachen. Das gilt für alle unsere Mitarbeiter. Die danken es dem Chef mit einer extrem positiven Firmenbewertung, die 2011 für den Sieg in der Kategorie der Unternehmen zwischen 50 und 250 Mitarbeiter gereicht hat.
Auf Platz zwei dieser Kategorie liegt Baxter Healthcare, die Vertriebsgesellschaft des Pharmamultis Baxter, eines der größten forschenden und produzierenden Pharmaunternehmen in Österreich. Platz drei geht an die Sparkasse Bregenz, die sich damit als bei den Arbeitnehmern beliebtestes Finanzinstitut positionieren konnte.
Zeitausgleich im Frühling
Heuer haben sich auch wieder KMUs mit weniger als 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den aufwendigen und sehr kritischen Best Place To Work-Untersuchungen gestellt. Laminger: Gerade in kleinen Strukturen ist ein harmonisches Miteinander der wichtigste Erfolgsfaktor. Da können sich Chef und Untergebener nicht aus dem Weg gehen. Das wollen sie bei der Bundeskellereiinspektion auch gar nicht. Alfred Rosner, Leiter der für die Weinqualität zuständigen unabhängigen Aufsichtsbehörde: Wir haben in enger Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern unsere Außenstellen aufgelassen. Heute arbeiten nur 1,5 Mitarbeiter in der Administration, der Rest ist selbständig in den Weinbauregionen unterwegs. Da für die Kellereiinspektoren im Herbst zur Weinerntezeit die meiste Arbeit anfällt, hat man gemeinsam das Personalrecht neu definiert und so den Mitarbeitern die Möglichkeit geschaffen, in der toten Zeit im Frühling und Frühsommer Zeitausgleich nehmen zu können.
Platz zwei im KMU-Ranking geht an die innovative Wiener Apotheke Zum Löwen von Aspern, die ein flexibles Teilzeitmodell für die vorwiegend weiblichen Mitarbeiter entwickelt hat. Platz drei konnte das Internetportal willhaben.at erringen.
Christian Neuhold