Bildungsdschungel: Die Spreu vom Weizen zu trennen fällt Wissenshungrigen schwer
Weiterbildung ist im Arbeitsleben wichtiger denn je. Allerdings können nur wenige Unternehmen den konkreten Nutzen von Schulungsmaßnahmen beziffern. Bildungscontrolling tut daher not.
Die gute Nachricht zum Tag der Weiterbildung am 26. Februar: Der Rotstift macht vor den Bildungsbudgets Halt. Laut Studie der Plattform für berufsbezogene Weiterbildung planen 13 Prozent der Unternehmen, ihre Bildungsausgaben heuer sogar zu erhöhen, bei 68 Prozent bleibt das Budget konstant, und acht Prozent werden weniger in das Mitarbeiterwissen investieren. Doch es gibt auch eine schlechtere Nachricht: Weniger als 60 Prozent der Weiterbildungsmaßnahmen sind laut einer McKinsey-Umfrage effektiv. Und obwohl Chefs Fortbildung nicht als Kostenfaktor, sondern als Investition betrachten, können nur 15 Prozent Aussagen über den Return on Education einer Bildungsmaßnahme machen. Einsparungen von bis zu 20 Prozent wären laut der McKinsey-Erhebung durch bessere Planung bei gleichzeitiger Effizienzsteigerung im Weiterbildungsbereich durchaus möglich.
Smiley-Bögen über Kurse kaum aussagekräftig
In der betrieblichen Realität lässt Bildungscontrolling noch zu wünschen übrig, sagt Konrad Fankhauser, Geschäftsführer des Schulungsanbieters die Berater. Besonders im Bereich der Messung des Lernerfolgs und des Wissenstransfers sieht es bei Unternehmen nicht gut aus. Smiley-Bögen über die Zufriedenheit mit Kaffee und Kuchen sind für Personalisten natürlich interessant, sagen aber letztlich nichts über den tatsächlichen Lerneffekt aus, so der Experte. Er beobachtet aber auch, dass Maßnahmen oft schon im Kern scheitern, weil vorab von Kundenseite keine präzisen Vorgaben kommen. Hier sehen wir uns als Anbieter besonders gefordert, die Erwartungen des Kunden zu analysieren, um ein geeignetes Seminardesign zu gestalten, erklärt Fankhauser.
Exakte Zielvorgabe als halbe Miete
Wir sehen in unseren Bildungscontrollingstudien, dass viel Optimierungspotenzial in der Steuerung der Maßnahmen, der richtigen Auswahl und der konkreten Erwartungsanalyse vorhanden ist, sagt auch Bernd Simon, Geschäftsführer von Knowledge Markets, einem Spin-off der Wirtschaftsuniversität Wien. Viele Faktoren wie das geeignete Format, Gruppengröße, externe oder interne Vortragende spielen dabei eine Rolle. Als Negativbeispiel nennt er eine Präsenzschulung für IT-Mitarbeiter, die sich zu Tode langweilen, weil sie sich mittels E-Learning die Inhalte weitaus besser selbst aneignen könnten. Im extremsten Fall wird der Mitarbeiter in eine Schulung geschickt, die für ihn weder beruflich noch persönlich relevant ist, erläutert Simon. Er empfiehlt daher, etwa Probetrainings mit Feedbackmechanismen abzuhalten und dem Anbieter die genauen Ziele mitzuteilen. Dafür bietet das Unternehmen auf seinem Portal 2know2.com IT-unterstützte Instrumente und Fragebögen, die Unternehmen bei der Lösung dieser Problemstellungen unterstützen sollen.
Anbieter-Heterogenität erschwert Auswahl
Wie im Schulbereich gibt es am Weiterbildungsmarkt zwar Kernangebote und Basisprogramme, diese weisen aber ihre ganz individuellen Schwerpunkte auf, erklärt Michael Walter, Sprecher der Plattform für berufliche Weiterbildung und Kurator des WIFI Österreich. Wichtig sei daher, vorab die persönlichen Motive unter Umständen mit einer Bildungsberatung abzuklären. So kann es für das Lernziel Aufstiegschancen vorteilhaft sein, eine Weiterbildung mit einem bestimmten Abschluss einem Diplom oder einer Zertifizierung zu wählen, rät Michael Walter.
Auch Bildungsexpertin Elke Gruber von der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt empfiehlt umfassende Information am besten bei zertifizierten Anbietern. Interaktiv bietet www.weiterbildung.at eine Checkliste für die Rahmenbedingungen vieler Weiterbildungsinstitute, so Gruber. Auch die Broschüre Checkliste für Weiterbildungslehrgänge der Arbeiterkammer sei hilfreich, denn, so Gruber: Keinesfalls gilt: Je teurer, umso besser!
Dina Elmani
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