Der Expressionist: Peter Vitouch drückt sich am liebsten in kräftigen Rottönen aus

Peter Vitouch, 61, ist Medienpsychologe und Professor am Institut für Publizistik. Mit seinen Pinselstrichen verleiht er Erlebtem einen kreativen Ausdruck.

Es riecht nach Terpentin, Leinöl und Farbe. Den Pinsel gezückt, wartet Peter Vitouch auf den richtigen Moment. „Wenn ich vor einer weißen Leinwand sitze, ist das eine unglaubliche Herausforderung. Ich habe nie ein Motiv im Kopf, sondern lasse mich von den Strukturen die entstehen, leiten. Einmal hab ich drauflosgemalt, und als mein Bild fertig war, erkannte ich einen Fisch. Es war aber eines meiner schönsten Werke“, erzählt der Medienpsychologe, der sich gerne zum Entspannen zurückzieht, um sein Erlebtes auf Leinwand zu bannen.

Abstraktion mit Versatzstücken
Sein Stil ist abstrakt, mit Collagen und Versatzstücken, die er im Alltag findet, wie etwa einer Bieretikette. Auffallend an seinen Acrylwerken sind die kräftigen Farben. Rot liegt dem Medienpsychologen besonders, weil „die Farbe dynamisch und aktiv ist. Damit kann ich mich identifi­zieren.“ Braucht er doch diese Kraft, um täglich in seinem Brotjob als Professor am Institut für Publizistik zu lehren. „Es ist ein Privileg meines Berufs, ständig neue studentische Haltungen kennen zu lernen, an denen man sich reiben kann. Das fordert und hält fit.“

Rückzug nach Kärnten
Freilich, der Job ist kein Honiglecken, und deshalb hat ­Vitouch vor zehn Jahren beschlossen, einen Ausgleich zu suchen. Um sich von der ständig präsenten und denkenden Rolle im Hörsaal zu erholen, schöpft er dann neue Kraft, wenn er sich völlig zurückziehen kann – und das gelingt ihm am besten, wenn er vor seiner Staffelei sitzt. In seinen Sommerferien fährt der Professor mit seiner Frau Elisabeth hinaus aus der Stadt, um in „Lind ob Velden“ diese Ruhe zu finden – und zu malen. Zu Kärnten hat der Uni-Professor schon lange eine besondere Beziehung: „Im Sommer war ich dort immer auf Sommerfrische, weil mein Vater dort musizierte, unter anderem mit Jazzlegenden wie Joe Zawinul.“

"Ich male in Jahresringen"
Auch heute bekommt der Meister am Wörthersee seine Inspirationen. An einem Ölbild arbeitet er schon ­einen ganzen Tag. „Dauert es länger, wird es meist ein Bild, das mir nicht gefällt und das ich dann am liebs­ten wegwerfen würde. Das tu ich freilich nicht, sondern male einfach drüber.“ „Ich male in Jahresringen. Immer wenn ich nach Kärnten komme, mache ich ­woanders weiter, als ich im letzten Jahr aufgehört habe“, verrät der Künstler. In „Jahres­ringen“ deshalb, weil er ausschließlich in seiner Wahlheimat zum Pinsel greift. Nach der kreativen Phase kommt er sensibilisiert und umsichtiger aus dem ­Urlaub zurück. Dann beginnt er die Suche nach neuen Versatzstücken, die er in seine Bilder einarbeiten kann.

Der Maler und die Muse
Vitouchs Frau Elisabeth, die in den Achtzigerjahren die Kinderfernsehsendung „Am dam des“ ­moderierte, kann der Kunst ihres Mannes viel abgewinnen. Sie weiß, dass ihr Partner beim Malen eine Art des Ausdrucks gefunden hat, die genau jene kreative linke Gehirnhälfte fordert, die er unterm Jahr meist vernachlässigt, beansprucht doch das logische Denken beim Unterrichten die rechte Gehirnhälfte. Und selbst wenn ihr Professor tagelang vor der Staffelei sitzt, hat seine Muse „nichts dagegen“. Im Gegenteil: Sie teilt seine Leidenschaft, wenn es darum geht, zeitgenössische Künstler zu fördern. „Meine Frau ist solidarisch“, ist der Mäzen dankbar. Gemeinsam werden Bilder von Robert Zielasco, Herwig Zenz oder Maria Lassnig ausgesucht und gekauft. „Zuletzt haben wir uns jeweils gegenseitig unser Lieblingsbild von Zenz geschenkt.“

Realistischer Autodidakt
Obwohl der Medienpsychologe ein Kunstfan ist – seine Sammlung umfasst mittlerweile mehr als 40 Werke –, hat er beim Malen kein Vor­bild. „Es gibt deshalb keines, weil ich weiß, dass ich nie das erreichen werde, was ein echter Künstler kann.“ Nach nunmehr zehn Jahren Malerfahrung hat Vitouch ­seine Bilder 2007 erstmals in der Kleinen Galerie im dritten Bezirk bei einer Ausstellung präsentiert. Organisiert hat das seine Frau. „Das war das schönste Geschenk zu meinem Sechziger“, erzählt der Professor. Einige Werke fanden Abnehmer, und das macht Vitouch besonders stolz. „Ich habe nie für den Markt gemalt, immer nur für mich selbst. Doch es ist gut zu wissen, dass es Menschen gibt, die meine Bilder jeden Tag betrachten möchten.“ Auch wenn der Autodidakt bereits einen kleinen, feinen Fankreis hat, bleibt er am Boden und bezeichnet sich bescheiden als Hobbykünstler.

Doktorat mit sechsundzwanzig
Anders ist es bei seinem Beruf, den er bis zur Perfektion betreibt. Mit 26 Jahren hatte ­Vitouch den Doktor für sein Psychologiestudium in der ­Tasche. Durch seine Frau, die damals schon beim ORF moderierte, konnte er rasch Kontakte knüpfen und wurde so als Berater für die Kindersendung „Am dam des“ engagiert. Nach Publikationen und Beratungstätigkeiten als Medienpsychologe erreichte er 1986 sein Ziel: Er erhielt die Professur für Medienpsychologie am Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft.

Musikalische Vergangenheit
Sein beruflicher Erfolg ist wohl auch ein Resultat seiner kreativen Freizeitbeschäftigungen. Denn zum Wohle seiner Work-Life-Balance war Vitouch immer kreativ. Bevor er seine Leidenschaft für Pinsel und Öl entdeckte, spielte er Klavier, Klarinette und Kontrabass bis zum Orchesterspiel. „Jetzt musiziere ich überhaupt nicht mehr. Nach einer gewissen Zeit werde ich un­ruhig, dann brauche ich Abwechslung und möchte wieder etwas Neues ausprobieren und lernen“, sagt Vitouch. So gelangte der Künstler zur Fotografie, und schließlich wuchs ihm die Malerei ans Herz. „In der Schule habe ich nichts Brauchbares gemalt. Das war Ansporn genug, es noch einmal zu versuchen“, erzählt Vitouch. Das Resultat kann sich sehen lassen.

Von Carolina Burger

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