Medienwissenschaftler Köppl: "Star Wars ist großes Epos der Weltgeschichte"

Medienwissenschaftler Rainer Maria Köppl über die Faszination von "Star Wars", Sigmund Freud und esoterische Jedis.

Medienwissenschaftler Köppl: "Star Wars ist großes Epos der Weltgeschichte"

Rainer Maria Köppl: "'Star Wars' bietet Identifikation für alle Altersschichten."

FORMAT: Die "Star Wars"-Saga gibt es seit fast 40 Jahren. Was fasziniert Menschen so daran?

Köppl: "Star Wars" bietet Identifikationsmöglichkeiten für ein Publikum, das mit den Filmen mitwachsen kann: Kinder wollen Luke Skywalker sein, Erwachsene Obi-Wan Kenobi, im Alter steht einem der Weise Master Yoda nahe. Weitere Faktoren sind das brillante technische Spektakel, die Schaulust an der Zerstörung, die exotischen Schauplätze und Sprachen, der bunte Mix von Fantasy-Elementen mit animalischen und humanoiden Akteuren. Nicht zu vergessen sind genreübergreifende Elemente, die z. B. aus Western-oder Martial Arts-Filmen stammen, und: der Humor.

Worin sehen Sie Ähnlichkeiten zu den großen Epen der Weltgeschichte?

"Star Wars" gehört selbst zu den großen Epen der Weltgeschichte. Wenn Freud heute lebte, würde er statt über den Ödipus-Komplex über Darth Vader schreiben. Der Mythenforscher Joseph Campbell hat die Grundstruktur der alten Mythen als "Heldenreise" bezeichnet. Alle Stationen dieser klassischen Reisen finden wir auch in "Star Wars". Etwa den Ruf zum Abenteuer, das Überschreiten einer Schwelle, die Notwendigkeit, einen Mentor zu finden, Versuchungen, Prüfungen und natürlich das Motiv der physischen und psychischen Reise selbst.

Wie weit spielt die Zeitgeschichte in "Star Wars" eine Rolle?

Gerade die "Star Wars"-Prequels tragen unübersehbar einen zeitgeschichtlichen Stempel. Politik ist etwa in den Dialogen präsent, wenn vom "Senat", der "Republik" und einem feindlichen General die Rede ist, der immer davonläuft und sich feige versteckt, muss man an Saddam Hussein und ähnliche Feindbilder denken. Dazu kommen allgemeine Fragen, die politisch absolut aktuell sind: "Was passiert, wenn man aufh ört an die Demokratie zu glauben?", "Darf ein Präsident in einem Ausnahmezustand zu außergewöhnlichen Mitteln greifen?" In den Dialogen findet man auch Seitenhiebe auf die Politik, die als korrupt und schmutzig dargestellt wird.

Trägt die Saga auch religiöse Züge?

Entscheidend ist, dass "Star Wars" ein religiöses Machtvakuum füllt, das sich historisch gebildet hat. Damit verschwinden bekannte Geschichten von tapferen Underdog-Helden (wie David gegen Goliath) oder vom Bruderzwist (Kain gegen Abel) aus dem kollektiven Gedächtnis. Zugleich geht mit dem Verlust der bildungsbürgerlichen Oberschicht das Wissen um die Götterund Heldensagen aus der Antike verloren. In diese Lücke stößt "Star Wars" und stillt unsere Sehnsucht mit der metaphysischen Idee der "Force", einer positiven Lebensenergie , bei der man an Quantenphysik ebenso denken kann wie an Wilhelm Reichs Orgon-Theorie.

Lässt sich in "Star Wars" auch eine Aussöhnung von Esoterik, verkörpert durch die Jedis, mit Technik erkennen?

Die besondere Kombination von archaischen Elementen, modernster Technik und zum Teil östlicher Esoterik trägt zum Erfolg von "Star Wars" bei. Die inhaltliche Inspiration, die "Star Wars" von der asiatischen Kultur empfängt, zeigt sich ganz manifest auch in der Form der Kampfszenen, die immer mehr als elegant-dynamisches Martial-Arts-Ballett inszeniert werden.

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