Studie: Wie Unternehmer ticken, was sie antreibt
Wie zeichnet Unternehmer aus? Was treibt sie an? Was ist ihnen wichtig und wie zufrieden sind sie mit ihrem Unternehmerdasein? Eine Unternehmer-Studie der Volksbank gibt einen Einblick in die Lebenswelt der Selbstständigen in Österreich.
Abheben in die Selbstständigkeit: Ein Schritt, der kaum jemals bereut wird.
Was zeichnet Unternehmer aus, welche Persönlichkeitsmerkmale müssen sie mitbringen? "Unternehmerisches Handeln basiert auf der Interaktion mit Mitarbeitern, Kunden und vielen anderen Gruppen. Deshalb sind Extraversion und emotionale Stabilität wichtige Merkmale", sagt dazu Erich Kirchler, Psychologe und Professor für Wirtschaftspsychologie an der Universität Wien.
Mit "Extraversion" beschreibt Kirchler die Fähigkeit, auf andere Menschen ohne Scheu zuzugehen, kontaktfreudig und sozial umgänglich zu sein, ohne von den Meinungen anderer abhängig zu sein. In verschiedenen Studien wird, so Kirchler, auch Gewissenhaftigkeit als essenzielle Unternehmer-Tugend genannt, was jedoch nicht rigide „Paragraphentreue“ bedeutet.
Unternehmer zeichnen sich der Einschätzung des Wirtschaftspsychologen auch dadurch aus, dass sie "offen für Erfahrungen sind und ein Sensorium für Möglichkeiten und Chancen haben". Sie sind von ihren Ideen und Strategien überzeugt und wissen sich durchzusetzen. Selbstverständlich darf es an Innovationskraft und Kreativität gerade in der Anfangsphase der Unternehmensgründung nicht fehlen. Nach der Gründung und mit der Etablierung des Unternehmens wird das Talent, gesteckten Ziele beharrlich verfolgen zu können zunehmend wichtiger.
Zusammengefasst sieht Kirchler fünf Charakteristika und Motivationsmuster als für Unternehmer besonders erfolgskritisch:
- Passion: Wichtig sind Energie und Fleiß sowie der Ehrgeiz, etwas zu leisten und wirtschaftlichen Erfolg zu haben. Wichtig ist die Überzeugung,
für Erfolg selbst verantwortlich und nicht vom Glück abhängig zu sein. - Entscheidungskompetenz: Freude an Unabhängigkeit und Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme sind unternehmerische Eigenschaften. Während das soziale Zugehörigkeitsbedürfnis gering ausgeprägt sein kann, sollten hohe soziale Kompetenz, Leidenschaft und Begeisterungsfähigkeit für ein Ziel stark ausgeprägt sein.
- Optimismus: Selbstvertrauen, Selbstwirksamkeitsüberzeugung, „Sie hasardieren nicht, sondern wägen ab und treffen mutige Entscheidungen.” Fehlertoleranz und die Fähigkeit, aus Fehlern zu lernen, sind relevant. Wichtig ist, trotz eines Fehlers initiativ zu bleiben und nicht in der Analyse von Fehlschlägen zu verharren. Beharrlichkeit und Durchhaltevermögen sowie die Fähigkeit, zu erkennen, „wann es reicht“, und die Flexibilität, sich situativen Bedingungen anzupassen, bilden ein Spannungsfeld, dem sich Unternehmer nicht entziehen können.
- Kreativität: Initiative und geistige Unabhängigkeit – im Gegensatz zur Abhängigkeit von den Meinungen anderer – sind ebenso relevant wie Innovation und Durchsetzungskraft. Durchsetzungsvermögen und Geschäftstüchtigkeit sind Erfolgsmerkmale.
- Risikobereitschaft: Die Verwirklichung neuer Ideen verlangt die Bereitschaft, Entscheidungen unter unsicheren Rahmenbedingungen zu treffen. Weil der Erfolg von neuen Initiativen nicht sicher ist, ist also ein Maß an Risikofreude, jedoch keine Risikoblindheit nötig.
Das Glück der Selbstbestimmung
Wie zufrieden sind Österreichs Selbstständige und Unternehmer, was treibt sie an, was motiviert sie? Die im Auftrag der Volksbank erstellte Unternehmer-Studie 2018 des Österreichischen Gallup Instituts gibt bisher unbekannte Einblicke in das Denken der heimischen Entrepreneure.
1.000 Unternehmerinnen und Unternehmer wurden dabei zu den vier Themenbereichen Merkmale & Mindset, Leben & Arbeit, Antrieb & Motivation sowie Bilanz & Zukunft befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Selbstständigen mit ihrem Leben durchaus zufrieden sind - trotz Stress, Dauerbelastung, 58-Stunden-Woche und einem Pensionsantrittsalter, das bei rund 70 Jahren liegt. Für die Freiheit, selbst entscheiden und bestimmen zu können - besonders auch über das eigene Leben - wird eben vieles auch gerne in Kauf genommen.
Selbst und ständig arbeiten
„Selbst und ständig“ – so beschreiben Selbstständige ihr Arbeitsleben, das von viel Arbeit und wenig Freizeit geprägt ist. Der Umfrage zufolge arbeiten Unternehmer im Schnitt 58 Stunden pro Woche, wobei durchschnittliche die Arbeitszeit von Männern mit 59 Wochenstunden um fünf Stunden über der der Frauen (54 Stunden) liegt. Freie Wochenenden kennen viele nicht. Gearbeitet wird im Schnitt an 5,9 Tagen die Woche, in der Landwirtschaft und im Tourismus sowie in der Gastronomie sogar an 6,6, respektive 6,4 Tagen.

Vollbeschäftigung: Österreichs Unternehmer arbeiten im SChnitt 58 Stunden pro Woche
Geld alleine ist es nicht, das Unternehmer antreibt.Die Freiheit, selbst Entscheidungen treffen zu können motiviert die Unternehmer am meisten, diesen überdurchschnittlichen und mit einer normalen 38-Stunden-Woche nicht vergleichbaren Einsatz an den Tag zu legen. Der finanzielle Erfolg liegt in der Bedeutung als Motivator erst an vierter Stelle, hinter der Genugtuung, zufriedene und treue Kunden zu haben und schlichtweg der Freude und dem Spaß an der eigenen Tätigkeit. Nur wer seine Tätigkeit auch mit Herz und Leidenschaft ausübt kann und wird als Unternehmer auch erfolgreich sein.

Selbst entscheiden und selbst bestimmen zu können ist für Unternehmer der wichtigste Motivator.
Und die Freude an dem eigenen Tun und Schaffen hält offenbar auch jung und fit, sodass die Begeisterung an der Arbeit über das normale Pensions-Antrittsalter hinaus anhält. Unternehmer die einmal das 60. Lebensjahr erreicht haben denken noch lange nicht ans Aufhören. Im Schnitt wollen sie bis 70 weitermachen und erst mit 71 Jahren in Pension gehen. Bei der Gruppe der Selbstständigen die noch unter 45 Jahre alt sind zeigt sich hingegen eine andere Tendenz. Sie wollen im Schnitt mit 62 Jahren in den Ruhestand gehen. Wobei sich diese Einstellung allerdings durchaus noch ändern kann, wenn das jetzt noch angepeilte Pensionsalter einmal erreicht ist.
93 Prozent aller Befragten gaben auch an, mit ihrem mit ihrem Unternehmerdasein sehr (49%) oder zumindest eher zufrieden (44 %) zu sein und die einmal getroffene Entscheidung für die Selbstständigkeit würden nur die wenigsten wieder rückgängig machen wollen: 79 Prozent der befragten Unternehmer gab an, nach wie vor lieber "selbst und ständig" als angestellt arbeiten zu wollen. Nur sechs Prozent würden sich definitiv anders entscheiden.

Einmal Unternehmer, immer Unternehmer: Nur sechs Prozent wollen zurück in ein Angestellten-Verhältnis
Download
Das Österreichische Gallup Institut hat im Auftrag der Volksbank österreichweit zwischen Juni und Juli 2018 insgesamt 1.000 Unternehmerinnen und Unternehmer befragt. Die
repräsentative Stichprobe bildet auch die Unternehmensstruktur nach Branchen und Unternehmensgröße ab. Die Volksbank Unternehmer-Studie 2018 finden Sie unter volksbank.at/unternehmerstudie zum Download.