Nicht für die Schule - für die Umwelt
Beim Projekt "Schule macht Wirtschaft" setzen Schüler Ideen in reale Unternehmen um. Manche nutzen diese Chance, um der Umwelt Gutes zu tun.
Ein Glas voll Sonne: Schüler des Technologischen Gewerbemuseums zeigen Wien-Energie-Geschäftsführer Karl Gruber, wie man Licht in Gläsern lagert.
Für Unternehmer gilt: Am Anfang jedes Projekts steht eine Idee. Diese Idee zu finden, ist der schönste Teil des Prozesses, erklärt Karl Gruber, technischer Geschäftsführer Wien Energie GmbH. Gruber steht in einem Klassenraum, und spricht zu Schülern des Technischen Gewerbemuseums (TGM). Am mühsamsten seien die letzten 20 Prozent, wenn das Projekt zum Abschluss kommen muss, fährt Gruber fort. Seinen jungen Zuhörern bereitet das kein Kopfzerbrechen. Ihr Projekt ist nicht nur fertig, sondern auch ein Erfolg. Sie sind selbst Unternehmer, Gründer der Junior Company (JC) "Sunjar". Es ist eines von vielen realen Unternehmen, die in diesem Schuljahr von österreichischen Schülern gegründet und geführt wurden. Im Rahmen des Projekts "Schule macht Wirtschaft" in Kooperation von JUNIOR und trend erhalten die jungen Entrepreneure Tipps von Experten aus der Wirtschaft. Einer davon ist Karl Gruber.
Im Fall von Sunjar war die Phase der Ideenfindung geprägt vom Willen, das technische Fachwissen der angehenden Wirtschaftsingenieure in den Dienst der Umwelt zu stellen, erzählen die Gründer unter Leitung von Geschäftsführer Mathias Bauer. Heraus kam das Sunjar, ein Einmachglas mit solarbetriebener LED-Lampe. Die Solarpanels sind unter dem Glasdeckel befestigt, einfallendes Licht wird als Energie gespeichert. Bei Dunkelheit leuchtet die Lampe automatisch auf, und spendet so Licht, ohne dass ein Gramm fossiler Rohstoffe verbrannt werden muss. Die Schüler evaluierten Stärken und Schwächen ihres Produkts, und erkannten rasch: Das schwache Licht der LEDs eignet sich zwar nicht zum Lesen, dafür aber umso mehr zur atmosphärischen Beleuchtung. Also füllten sie einige Gläser mit Dekoration (z.b. gestrickte Weihnachtsmänner in Schnee aus Watte) und verkauften sie gegen Aufpreis als Haus-und Gartendekor.
Finanziert wurde Sunjar über Anteilsscheine. Den Eigentümern konnten die Schüler am Ende des Schuljahres 126 Prozent der Investition ausbezahlen. Der Wien Energie-Geschäftsführer gestand: "So einen beeindruckenden Return on Investment hätten wir auch gern." Besonders lehrreich für die Gründer sei die Kombination aus technischem und wirtschaftlichem Know-How, betonte Gruber - denn "Techniker, die keine Bilanz lesen können, sind fehl am Platz". Für die Zukunft empfahl er den Schülern, sich auf eine einzige Kernkompetenz zu spezialisieren, "auf die man sich, komme was wolle, verlassen kann."
Unternehmerisch zum Sieg

Sinnvolles Glas: UPCO veredelt Glasmüll - und spendet an die Lebenshilfe Freistadt. Das imponiert WKÖ-Präsident Christoph Leitl.
Auch UPCO, eine JC der HTL Freistadt, bearbeitet Glas. Das Material stammt aber nicht aus dem Handel, sondern aus dem Müll. Die Gründer von UPCO retten alte Weinflaschen vor dem Scherbentod, schneiden sie entzwei und produzieren so Trinkgläser, Windlichter und Seifenspender. Das spart Ressourcen und schont die Umwelt. Die Hälfte des Verkaufserlöses geht an wohltätige Organisationen. Dieser Fokus auf Corporate Social Responsibility imponierte Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich. Leitl besuchte die Schüler, um Fragen zu beantworten und Ratschläge zu geben. Ähnlich wie Gruber betonte Leitl die Bedeutung einer guten ersten Idee. Sie müsse vor allem "innovativ sein und Nutzen an Kunden vermitteln", so Leitl - dies sei die Basis jeden unternehmerischen Erfolgs.
Den bislang größten Erfolg fuhr UPCO beim JUNIOR Wettbewerb ein: Dort gingen die Freistädter als Landessieger hervor, und steigen somit beim Finale für Oberösterreich in den Ring. Für Geschäftsführer Mario Mülleder sei der Sieg aber Nebensache, denn schon jetzt hätten er und sein Team allein von der Erfahrung, in der Realwirtschaft bestehen zu müssen, stark profitiert. Diese Vermittlung wirtschaftlicher Praxis während der Schulzeit hält auch Leitl für essentiell: "Schule und Wirtschaft sind eine ideale Kombination für spätere Unternehmenserfolge."