Managergehälter: Tiroler Roche-Chef ist Spitzenverdiener in Europa
Im Geschäftsjahr 2016 sind die Bezüge der CEOs der führenden börsenotierten Unternehmen Europas um durchschnittlich 3,7 Prozent gesunken. Spitzenverdiener war der Tiroler Roche-Chef Severin Schwan vor Sergio P. Ermotti (UBS) und SAP-Chef Bill Mc Dermott.
Roche-Chef Severin Schwan: Der gebürtige Tiroler der am besten bezahlte Manager eines europäischen Konzerns.
Arme Chefs, reiche Chefs: Um 3,7 Prozent auf durchschnittlich 6,0 Millionen Euro sind die Jahresbezüge der CEOs der führenden börsenotierten Unternehmen Europas im Jahr 2016 gesunken - nachdem ihre Durchschnittsgehälter ein Jahr zuvor mit 6,3 Millionen Euro den höchsten Stand seit der Wirtschafts- und Finanzkrise erreicht hatten. Zu diesen Erkenntnissen kommt die Analyse "Executive and Non-Executive Director Compensation in Europe 2016" der Unternehmensberatung hkp/// group. Die Auswertung basiert auf den in Geschäftsberichten veröffentlichten Angaben der in den Börsenindices STOXX Europe 50® und EURO STOXX 50® geführten Unternehmen zur Vergütung ihres Top-Managements.
Der Grund für die niedrigeren Bezüge der Manager sind die geringeren variablen Bezüge: Im Schnitt haben die CEOs um rund 13 Prozent niedrigere Jahresboni erhalten als davor. Die Gundvergütungen und die variablen Langfristvergütungen blieben dagegen auf Vorjahresniveau. "Wir sehen in 2016 im Durchschnitt leicht rückläufige Vergütungen auf der einen Seite, auf der anderen im Schnitt leicht gestiegene Unternehmensgewinne. Dennoch kann bilanziert werden, dass sich bis auf Einzelfälle das Pay-for-Performance-Prinzip nachhaltig etabliert hat. Alles andere wäre auch überraschend, denn gerade in Fragen der Top-Management-Vergütung ist es heute nicht mehr möglich, sich dem Druck von Investoren wie auch der breiteren Öffentlichkeit zu entziehen“, erklärt hkp/// group Managing Partner Michael H. Kramarsch.
Die Top Ten der am besten zahlenden Firmen werden von Schweizer und britischen Unternehmen dominiert. Angeführt wird das Ranking von Roche CEO Severin Schwan mit einem Gesamtbezug von 13,24 Millionen Euro. Der 49-Jährige Tiroler ist seit dem Jahr 2008 an der Spitze des Pharma-Konzerns mit Zentrale in Basel. Ihm folgen UBS-Chef Sergio Ermotti und SAP-Chef Bill McDermott.
CEO-Ranking: Die 25 Bestverdiener in Europa 2016
Rang | Unternehmen | CEO | Grundgehalt (in €) | Jährliche varaible Bezüge (in €) | Mehrjährige variable Bezüge (in €) | Direktbezüge (in €) |
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1 | Roche | Severin Schwan | 3.669.208 | - | 9.570.540 | 13.239.748 |
2 | UBS | Sergio P. Ermotti | 2.293.255 | 917.302 | 9.081.289 | 12.291.846 |
3 | SAP | Bill McDermott | 1.403.000 | 2.486.900 | 8.000.300 | 11.890.200 |
4 | Novartis | Joseph Jimenez | 1.920.295 | 1.300.275 | 6.823.167 | 10.043.738 |
5 | British American Tobacco | Nicandro Durante | 1.456.536 | 1.820.670 | 6.383.954 | 9.661.161 |
6 | GlaxoSmithKline | Sir Andrew Witty | 1.364.125 | 1.989.273 | 6.188.838 | 9.542.237 |
7 | L'Oréal | Jean-Paul Agon | 2.200.000 | 1.992.100 | 4.938.240 | 9.130.340 |
8 | BP | Bob Dudley | 1.675.658 | 1.532.856 | 5.722.002 | 8.930.516 |
9 | Royal Dutch Shell | Ben van Beurden | 1.460.000 | 1.200.000 | 6.164.000 | 8.824.000 |
10 | Nestlé | Paul Bulcke | 2.293.255 | - | 6.473.435 | 8.766.690 |
11 | Iberdrola | José Ignacio Sánchez Galán | 2.250.000 | 3.185.000 | 3.197.000 | 8.632.000 |
12 | Lloyds Banking | António Horta-Osório | 2.478.559 | 2.447 | 5.970.574 | 8.451.581 |
13 | CRH | Albert Manifold | 1.400.000 | 2.323.000 | 4.530.277 | 8.253.277 |
14 | Anheuser-Busch InBev | Carlos Brito | 1.480.000 | - | 6.541.154 | 8.021.154 |
15 | LVMH | Bernard Arnault | 1.151.629 | 2.200.000 | 4.482.204 | 7.833.833 |
16 | Sanofi | Olivier Brandicourt | 1.200.000 | 1.954.800 | 4.505.000 | 7.659.800 |
17 | Daimler | Dieter Zetsche | 2.008.000 | 1.516.000 | 4.086.000 | 7.610.000 |
18 | BMW | Harald Krüger | 1.500.000 | 2.477.991 | 3.630.809 | 7.608.800 |
19 | Reckitt Benckiser | Rakesh Kapoor | 1.123.220 | - | 6.419.469 | 7.542.689 |
20 | Unilever Group | Paul Polman | 1.239.000 | 915.600 | 5.235.048 | 7.389.648 |
21 | ABB | Ulrich Spiesshofer | 1.505.906 | 2.370.216 | 3.351.947 | 7.228.070 |
22 | Volkswagen | Matthias Müller | 1.584.000 | 1.499.278 | 3.990.000 | 7.073.278 |
23 | AstraZeneca | Pascal Soriot | 1.456.536 | 952.256 | 4.629.144 | 7.037.937 |
24 | Siemens | Joe Kaeser | 2.034.000 | 2.773.000 | 2.158.000 | 6.965.000 |
25 | Inditex | Pablo Isla Álvarez de Tejera | 3.250.000 | 3.300.000 | - | 6.550.000 |
Quelle: hkp/// group
Für hkp-Chef Kramarsch ist die Schweizer und britische Dominanz keine Überraschung. "Die Schweiz und Großbritannien sind, was die Vergütung betrifft, seit Jahren die amerikanischsten Länder in Europa", sagt er. In den USA verdienen die Vorstandschefs nach Berechnungen der Berater im Schnitt dreimal so viel wie ihre Kollegen in Europa. "Amerika lebt quasi auf einem anderen Planeten. Hier treibt der Shareholder-Value-Gedanke seine Blüten." Fast 90 Prozent der Vergütungen entfallen dort auf Boni - zumeist in Aktien -, in Europa sind es rund drei Viertel. Spitzenverdiener in den USA war 2016 Nike-Chef Mark Parker mit 42 Millionen Euro. Die durchschnittliche CEO-Direktvergütung der im Dow Jones gelisteten Unternehmen belief sich auf 16,8 Millionen Euro.
Schweizer Verwaltungsräte am besten bedient
Auch die Aufsichtsratsvorsitzenden, respektive Verwaltungsratspräsidenten der Top-Unternehmen Europas haben etwas geringere Bezüge als ein Jahr zuvor erhalten. Im Durchschnitt fiel deren Gesamtvergütung um rund drei Prozent niedriger aus als noch 2015. In absoluten Zahlen heißt das, dass die Aufsichtsräte mit durchschnittlich 900.000 Euro abgegolten wurden.
Wie in den Vorjahren bilden Vertreter aus der Schweiz mit deutlichem Abstand die Vergütungsspitze: In 2016 handelt es sich um die Verwaltungsratspräsidenten von Nestlé (5,3 Millionen Euro), UBS (5,2 Millionen Euro), Roche (4,1 Millionen Euro) und Novartis (3,5 Millionen Euro). Mit Danone folgt auf Platz fünf der erste Nicht-Schweizer Chairman (2,0 Millionen Euro).
„Die Spitzenposition der Unternehmen mit Sitz in der Schweiz begründet sich einerseits durch die gesetzlich festgelegte Verantwortlichkeit und Rolle des Verwaltungsratspräsidenten, andererseits durch die Auslegung der Rolle als Vollzeitaufgabe. Bei den übrigen europäischen Unternehmen wird die Unternehmenskontrolle des Verwaltungsrats- bzw. Aufsichtsratsvorsitzenden üblicherweise als Teilzeittätigkeit und mit einer geringeren Machtfülle ausgeübt“, erklärt Barbara Seta, hkp/// group Senior Partnerin.
Aufgrund der unterschiedlichen Governance-Modelle liegen die US-Vergleichswerte auf europäischem Durchschnittsniveau. Das am besten verdienende nicht-exekutive Board-Mitglied im Dow Jones Industrial ist der Chairman von Microsoft mit 0,6 Millionen Euro, bei einem Durchschnittswert für den Index in Höhe von 0,4 Millionen Euro.