Den richtigen Riecher haben

Als CEO des KSV1870 und Risikomanager ist RICARDO VYBIRAL um Ausgleich bemüht. Seine Lebensbilanz ist im Gleichgewicht. Dafür sorgen die Familie und Hund James, mit dem er durch die Auen düst.

Den richtigen Riecher haben

UNWIDERSTELICH. Setter James weiß, wie er alle um den Finger wickelt. Ein treuherziger Blick, ein kurzes "Wuff", und schon kommen Streicheleinheiten von Herrchen Vybiral.

Krieg, Inflation, Rezessionsangst, und nach jahrelanger Schuldenpolitik steigen die Zinsen. Das Leben hat sich für viele Haushalte enorm verteuert. Die Schuldnerberatung verzeichnet einen starken Anstieg bei Neuanmeldungen. Entsprechend schaumgebremst ist die Stimmung bei Konsumenten, aber auch bei Unternehmen.

Dabei sei die Ausgangssituation für die österreichischen Wirtschaftstreibenden eigentlich sehr gut, befindet Ricardo Vybiral, CEO des Kreditschutzverband von 1870. "Unsere Daten zeigen, dass wir im Grunde sehr kapitalstark in die Krisen gegangen sind, gut mit Liquidität ausgestattet waren und auch sehr kapitalstark geblieben sind."

Das Gespräch wird jäh unterbrochen, als James, der siebenjährige Rüde von Vybiral, den Raum betritt und stolz sein Glücksschweinchen aus Stoff herumträgt. Er legt mir die Schnauze auf den Schenkel, sabbert mich ein wenig an und fordert mich zum Spielen auf. "Das ist unser Klamaukhund, der macht einfach viel Freude", entschuldigt sich Herrchen Vybiral, bevor wir wieder in medias res gehen. James legt sich hin und hört aufmerksam zu.

Die Krise scheint also mehr in den Köpfen stattzufinden, denn trotz voller Auftragsbücher ist die Investitionsfreudigkeit der Unternehmer zurückgegangen. "Wir müssen nach vorne blicken, anstatt den Kopf in den Sand zu stecken", ermutigt Vybiral. Klimakrise und das Thema der Nachhaltigkeit würden neue Chancen eröffnen.

Nicht zu leugnen ist freilich der Arbeitskräftemangel. "Um diesen zu beheben, bedarf es neuer Arbeitsmodelle und mehr Digitalisierung." Letzteres ist ohnedies ein Steckenpferd von Vybiral. Seine erste Diplomarbeit widmete er 1995 dem Thema marketingorientierte Nutzung des Internets. Karriere machte er schließlich beim Agenturnetzwerk Wundermann, wo er bis 2016 als CEO für Direktmarketing und Digitalisierung verantwortlich zeichnete.

Das technische Know-how des Betriebswirts war auch für den KSV ausschlaggebend, Vybiral als obersten Gläubigerschützer anzuheuern. Seit seiner Bestellung vor fünf Jahren trug Vybiral auch maßgeblich zu Veränderungen und Modernisierung im Gläubigerschutzverband bei, insbesondere die Digitalisierung betreffend, Services im Risikomanagement oder die Vermittlung von Finanzwissen an junge Menschen.

In Sachen Digitalisierung geht er hart mit den heimischen Unternehmen ins Gericht: "Wir sind ein Nachzügler in Europa und international. Wir neigen als Unternehmen dazu, immer den unmittelbaren Wettbewerb zu beobachten, dabei sind unsere Wettbewerber längst die GAFAs" (Google, Apple, FB und Amazon).

Ähnlich rückständig seien vor allem KMU beim Thema Cybersicherheit. Ein Service, das der KSV in Form des Cyberrisk Ratings anbietet. "Was viele unterschätzen, ist, dass bis Herbst nächsten Jahres die NIS-Verordnung schlagend wird und Unternehmen einen Nachweis über ihre Cybersicherheit erbringen müssen. Anderenfalls dürfen sie die kritische Infrastruktur nicht mehr beliefern."


James ist unser Seelen- und Klamaukhund. Er bietet einen guten Ausgleich zur technischen Welt.
RICARDO VYBIRAL
CEO Kreditschutzverband von 1870

Ein Herzensthema von Vybiral ist auch die Vermittlung von Finanzwissen an Kinder, das er im Rahmen von Teach For Austria lehrt. "Vor allem einfache Haushaltsrechnungen sollten Kids beherrschen, damit sie später nicht in die Schuldenfalle tappen." Seinen Kinder David, 25, und Samuel Luca, 17, hat er von klein an einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld beigebracht.

Aber bei den Vybirals gibt es nicht nur Mathe-Übungen. "James ist unser Seelenhund und gleicht gut aus." Mit seinem Two Faces Harlekin Setter macht Vybiral ausgedehnte Spaziergänge in Sankt Andrä-Wördern, wo sich die Familie ein idylisches Stelzenhaus zugelegt hat. "Dort können wir Kanu fahren, und der Hund kann herumdüsen." Bei den Spaziergängen muss der vierbeinige Steirer aus Weiz an der Leine gehalten werden, da er "eine ausgeprägte Nase hat und möglicherweise wildert. Aber keine Sorge: James hat genug Auslauf in unserem großen Gärten mit Freunden und Freundeshunden. Da geht's dahin", schildert Vybiral lachend.


Der Artikel ist der trend. edition+ Ausgabe vom März 2023 entnommen.

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