"Jetzt kann nicht aufgehört werden!"
Die Aktion "Schule macht Wirtschaft" neigt sich dem Ende zu. Nun müssen die jungen Gründer entscheiden, was mit den Junior Companies geschieht.
Pfizer-Geschäftsführer Robin Rumler und Claudia Handl, Corporate Affairs Director, waren vom Produkt STARC so überzeugt, dass sie den Schülern der HTL Waidhofen/Ybbs empfahlen, ihre Junior Company nach Projektende als vollwertiges Unternehmen weiterzuführen.
Wir sind auf eurer Seite und wollen, dass es ein Riesenrenner wird." Schon bei diesen einleitenden Worten war klar, dass Robin Rumler nicht nur zum Spaß an die HTL Waidhofen/Ybbs gekommen ist, sondern um etwas voranzutreiben. Der Geschäftsführer von Pfizer Österreich fuhr nach Niederösterreich, um die STARC zu treffen, sich das gleichnamige Produkt präsentieren zu lassen und Tipps zu geben - soweit zumindest der Plan im Rahmen der trend-Aktion "Schule macht Wirtschaft". Da Junior Companies (JC) gemeinsam mit dem Schuljahr enden müssen, erwarteten die Schüler eher Ratschläge, die sie in der nächsten JC-Saison anwenden können. Doch Rumler ermutigte die Schüler, STARC baldmöglichst in ein echtes Unternehmen umzuwandeln. "Jetzt kann nicht aufgehört werden!", sagte der Geschäftsführer nach der "tollsten Junior-Company-Präsentation, die ich je gesehen habe". Die Schüler waren perplex, sie hatten das Projekt bereits mental abgeschlossen.
Zuerst kam das Problem
STARC produziert Ordnung. Am Anfang der Ideenfindung fragten sich die Gründer nicht einfach nur, was Kunden wollen, sondern, welche bestehenden Probleme man innovativ lösen könnte. Die jungen Wirtschaftsingenieure einigten sich auf chaotische Schreibtische als ungelöstes Übel und konstruierten STARC ("Stand" plus "Arc"), eine vertikale Laptop-Ablage. Den zusammengeklappten Laptop steckt man in einen gebogenen Aluminiumständer, verstellbare Plexiglasbögen fixieren jeden Laptop nach Maß. Alu-Profile halten den Bogen stabil, Gummikanten verhindern Kratzer.
Bislang verkauften die Schüler 38 Stück, hauptsächlich an Familie und Freunde. Nach einigen Monaten stellte sich heraus, dass sich STARC auch für Tablet-PCs eignet, da man den Touchscreen bequem vertikal nutzen kann. Manche Kunden stellten sich den STARC in die Küche und klemmten aufgeschlagene Rezeptbücher ein, um die Hände zum Kochen frei zu haben.

Der verstellbare STARC fasst Laptops oder Bücher, die bis zu vier Zentimeter dick sind. Die Konstruktion war aufwendig: Allein die Berechnungen dauerten zwei Monate.
"Habt ihr es schon patentiert?", fragte Rumler angesichts der vielfältigen Nutzmöglichkeiten. Sie hätten es versucht, erklärte das Team, doch den verstellbaren Mechanismus gebe es schon und Musterschutz sei zu teuer. Claudia Handl, Corporate Affairs Director bei Pfizer und ebenfalls im Publikum, riet den Gründern grinsend mit Blick auf Rumler: "Gebt ihm eure Idee bloß nicht." Tatsächlich riet Rumler den Schülern, sich einen Partner ins Boot zu holen. Man könne außerdem Firmenlogos auf den Bogen drucken und STARC als Werbegeschenk anbieten oder im Fernsehen platzieren, schlug Rumler vor: "Bringt es in den nächsten 'Tatort'! Klar, 38 verkaufte Stück sind schön, aber 3.800 wären noch schöner." Die Schüler ließen sich nicht zu schnellen Entscheidungen hinreißen, nahmen sich aber zumindest vor, die Zukunft von STARC doch noch offen zu lassen.
Auf Umwegen zum Ziel
Das anschließende Gespräch drehte sich um ein heikles Thema für Schüler: die Studien-und Berufswahl. Der Schlüssel, so Rumler und Handl, sei Flexibilität. "Die Ausbildung muss nichts zu tun haben mit dem Beruf", meinte Handl und nannte sich selbst als Beispiel: Die ausgebildete Humanbiologin begann als Research Associate, entdeckte ihren Hang zur Kommunikation und leitet nun die Abteilung Corporate Affairs.
Rumler empfahl, klar in den Zielen zu seien, doch flexibel in den Wegen. Man brauche "Readiness, schnell etwas zu ändern, denn es geht stets voran." Gewissheit gebe es also keine. Und ob und wohin die Gründer von STARC mit ihrer Erfindung weiter wollen, wird sich ebenfalls erst zeigen - allerdings war das Leuchten in den Augen der Schüler kaum zu übersehen.
Gut gegen Bakterien

Suabere Sache: An der HTL Lentia erfuhr WKO-OÖ-Vizepräsidentin Angelika Sery-Froschauer, wie Click & Clean für Hygiene im öffentlichen Raum sorgt.
Bakterien sind überall. Besonders in öffentlichen Verkehrsmitteln, wo sich Tausende Menschen täglich an Stangen und Schlaufen anhalten, wimmelt es von Bazillen. Einige Schüler der HTL Lentia suchten nach vorhandenen Lösungen für Hygiene im öffentlichen Raum, fanden aber keine, erkannten die Marktlücke und gründeten Click & Clean. Ihr gleichnamiges Produkt sieht aus wie ein einfaches Knickarmband mit Leder-und Stoffbezug. Drückt man es aber zusammen, rollt es sich ein, und kann an Haltestangen, Rolltreppen oder Einkaufswägen angebracht werden - eine schützende Schicht zwischen Hand und Bakterien. Damit gewann Lentia den zweiten Platz beim JUNIOR-Wettbewerb in Oberösterreich.
Lichtschnitzer

Feinarbeit: Wirtschaftskammer-Bundesspartenobmann Robert Bodenstein bewundert die Spiegelfliesen von GraDe in der Werkstatt der HTL Ottakring.
Die Gründer von GraDe (kurz für "Gravur-Design"), Schüler der HTL Ottakring, erledigen Präzisionsarbeit an zerbrechlichem Material. Mittels Lasergravur veredeln sie Trinkgläser und Spiegelfliesen, die Designs sind dem Kunden überlassen. Einer der Lehrer, ein glühender Fußballfan, kann sich dank GraDe täglich selbst im Logo seines Lieblingsclubs Manchester United betrachten; auch die Siegertrophäen des JUNIOR-Österreichwettbewerbs lieferte GraDe. Der Verkaufsschlager sind aber die gravierten Trinkgläser. Als Dankeschön für die Unterstützung bekam Wirtschaftskammer-Bundesspartenobmann Robert Bodenstein ein Glas mit seinem Gesicht darauf.