Inflation im April auf 9,7 Prozent gestiegen

Die Kosten für Wohnen, Wasser und Energie sowie Bewirtung sind massiv gestiegen. Auch der jüngste kräftige Preissprung bei Pauschalreisen hat die Inflation weiter angefacht. Der tägliche Einkauf verteuerte sich um mehr als 13 Prozent im Jahresabstand. Der Preisdruck in Österreich bleibt hoch.

Inflation im April auf 9,7 Prozent gestiegen

Wien. Das Leben kostete in Österreich im April um 9,7 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die wichtigsten Preistreiber waren Wohnen, Energie, Restaurants und der Nahrungsmitteleinkauf, zeigen die am Mittwoch veröffentlichten Daten der Statistik Austria. Die Teuerungsrate ist damit im Vergleich zu den 9,2 Prozent vom März wieder gestiegen. Betrachtet man nur den Preisanstieg zwischen März und April, dann fielen vor allem Flugreisen und Gaspreise ins Gewicht.

Im Jahresvergleich geht mehr als ein Viertel des Preisanstiegs auf Wohnen, Wasser und Energie zurück, zeigen die am Mittwoch veröffentlichten Daten der Statistik Austria. Vor allem Strom, Gas und Fernwärme waren dafür verantwortlich, während sich Mineralölerzeugnisse, also etwa Sprit, verbilligten. Mieten stiegen um 7 Prozent und trugen innerhalb dieser Kategorie 0,37 Prozentpunkte zur Inflation bei.

Die Wirten kassieren ab

Die Zahlen bestätigen auch, dass auswärts Essen teuer geworden ist: "Bewirtungsdienstleistungen" verteuerten sich überdurchschnittlich um 14 Prozent und waren für 1,54 Prozentpunkte der Inflation verantwortlich.

Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke stiegen um 13,2 Prozent und waren für 1,51 Prozentpunkte der Verteuerung verantwortlich.

Im Jahresabstand wurde Gas um 71 Prozent und Fernwärme um 98 Prozent teurer, Strom nur um 8,6 Prozent. Flugpauschalreisen kosten nun knapp um ein Fünftel mehr. Verbilligt hat sich neben Erdölprodukten und der amtlich regulierten Zählergebühr bei Strom insbesondere die Mobiltelefonie.

Der Warenkorb für den täglichen Einkauf (Mikrowarenkorb) verteuerte sich um 13,8 Prozent und damit stärker als die allgemeine Inflation, der wöchentliche Einkauf (Miniwarenkorb) um 6,4 Prozent. Die Teuerung laut auf EU-Ebene harmonisiertem Verbraucherpreisindex (HVPI) lag im April 2023 bei 9,5 Prozent.

Reisen treiben die Inflation an

"Die Preise für Pauschalreisen legen gegenüber dem Vorjahr erheblich zu und sind erstmals seit langer Zeit ein wichtiger Treiber der Inflation. Lebensmittel verteuerten sich fast gleich stark wie im März. Die Preise für Treibstoffe und Heizöl wiesen erneut Verbilligungen zum Vorjahr auf", so Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas in einer Aussendung.

Nach EU-Standard berechnet belief sich die Inflation in Österreich auf 9,5 Prozent, in der Eurozone hingegen auf 7,0 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Mittwoch mitteilte. Damit wurde für die Eurozone eine frühere Schätzung bestätigt. Noch im März war die Teuerungsrate bei 6,9 Prozent gelegen, im Februar waren es 8,5 Prozent.

Die Preise in Österreich sind damit deutlich stärker gestiegen als im Schnitt der anderen Euroländer. Setzt sich diese Entwicklung fort, drohen Österreich Nachteile in der Wettbewerbsfähigkeit.

Für das Jahr 2023 wird für Österreich eine Inflationsrate von 9,5 Prozent prognostiziert.

Die hohen Inflationszahlen waren Anlass für Kritik an der Regierungspolitik. SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch schreibt in einer Aussendung, Armut und Inflation in Österreich würden steigen, "weil die Regierung in der Teuerungsbekämpfung versagt hat und immer noch versagt". NEOS-Wirtschafts- und Sozialsprecher Gerald Loacker wirft der Regierung vor, sie habe "im Kampf gegen die Teuerung auf ganzer Linie versagt" und mit Gießkannenpolitik die Preise in den vergangenen Monaten künstlich angeheizt.

Leichter Anstieg der Inflation im Euroraum

Die Inflation in der Eurozone hat im April wieder leicht an Kraft gewonnen und setzt die Europäische Zentralbank (EZB) weiter unter Zugzwang. Die Verbraucherpreise legten binnen Jahresfrist um 7,00 Prozent zu, wie das Statistikamt Eurostat am Mittwoch mitteilte. Damit wurde eine frühere Schätzung bestätigt. Noch im März war die Teuerungsrate bei 6,9 Prozent gelegen, im Februar waren es 8,5 Prozent.

In den Staaten der Währungsunion ist dabei der Preisauftrieb unterschiedlich stark: Während in den baltischen Staaten Estland (13,2 Prozent), Lettland (15,0 Prozent) und Litauen (13,3 Prozent) sehr hohe Inflationsraten gemessen wurden, war die Teuerung in Belgien mit 3,3 Prozent vergleichsweise niedrig. Österreich weist mit 9,5 Prozent (HVPI) ebenfalls eine recht hohe Rate auf. Auch in Deutschland liegt sie mit 7,6 Prozent über dem Durchschnitt der Euro-Länder.

Preisdruck bleibt hoch

Die EU-Kommission geht davon aus, dass der Preisdruck im Euroraum noch länger hoch bleibt. Sie veranschlagt für 2023 in ihrer aktuellen Vorhersage einen Anstieg der Verbraucherpreise von durchschnittlich 5,8 Prozent, nach 5,6 Prozent in ihrer Winterprognose.

Auch nächstes Jahr dürften die Teuerungsraten demnach in Deutschland mit 2,7 Prozent und in der Eurozone mit 2,8 Prozent recht hoch bleiben. Die EZB strebt für den Euroraum mittelfristig eine Rate von 2,0 Prozent an, die für die Konjunktur als ideal gilt.

Weitere Zinserhöhungen

EZB-Chefvolkswirt Philip Lane rechnet zwar mit einem deutlichen Nachlassen des Preisauftriebs im Laufe des Jahres. Doch die Zeichen stehen vorerst weiter auf Zinserhöhung. Volkswirte rechnen einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters zufolge bei den kommenden beiden Zinssitzungen der EZB im Juni und Juli mit weiteren kleinen Schritten nach oben.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat seit der Zinswende im Juli 2022 die Schlüsselsätze bereits siebenmal in rasanter Folge um insgesamt 3,75 Prozentpunkte angehoben. Der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank bekommen, liegt mittlerweile bei 3,25 Prozent, der Leitzins bei 3,75 Prozent.

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