Die Zukunft des Banking: Von Null auf Zak

MANAGEMENT COMMENTARY: Gastkommentar von Arno Schreiber, Bankenexperte Horváth & Partners Österreich: Die kleine Schweizer Bank Cler setzt mit ihrer Digitalisierungsstrategie Maßstäbe. Unter dem pfiffigen Namen „Zak“ hat das Bankhaus in diesem Jahr die erste reine „Handybank“ in der Eidgenossenschaft lanciert. Das kommt bei jungen und digital-affinen Kunden sehr gut an, sogar über die Grenzen hinaus.

Thema: Management Commentary
Arno Schreiber, Head of Financial Industries Austria bei Horváth & Partners Management Consultants

Arno Schreiber, Head of Financial Industries Austria bei Horváth & Partners Management Consultants

Diese Bank passt in jede Hosentasche: Die Smartphone-App „Zak“ der kleinen Basler Cler Bank revolutioniert das Banking für Endkunden in der Schweiz. Statt klassische E-Banking-Moloche aufs Smartphone zu übertragen, konzentriert sich Zak konsequent auf Funktionalitäten, die wirklich täglich benötigt werden. Und das beste daran: Es dauerte nur zwölf Monate vom ersten Strategiegespräch bis zum Launch.

So genügt etwa ein kurzer Blick auf das Smartphone, um zu wissen, wie viel Geld gerade zur Verfügung steht. Statt Unterkonten gibt es bei Zak „Spartöpfe“, jederzeit selbst erstellbar, hin und her zu verschieben oder wieder zu löschen. Ein Chatbot Messenger bietet dem Kunden rund um die Uhr Unterstützung, aber auch Antworten auf allgemeine Fragen zu Finanzen und Vorsorge. Und im integrierten Store, einem digitalen Marktplatz, findet er ergänzende Angebote anderer Unternehmen wie Versicherungen und Onlinehändler.

Attraktiv ist die Möglichkeit, die App samt EC- und Kreditkarten kostenfrei zu nutzen. „Der kompromisslose Mobile-First-Ansatz ist einzigartig“, erklärt Sandra Lienhart, Chefin der Bank Cler zufrieden über das Ergebnis. „Wir haben Zak von Anfang an für das Natel entwickelt und bieten so ein Nutzererlebnis, das junge Kunden von Social Media und Messaging-Apps her gewohnt sind. So ziehen wir als kleine Bank die Aufmerksamkeit der Großen auf uns und zeigen, dass man aus traditionellen Geschäftsmodellen ausbrechen kann.“

Strategie-Änderung als Anstoß

Den Anstoß für die Innovation gab die strategische Neupositionierung des Instituts, der früheren Bank Coop. Nachdem der Handelskonzern Coop im Vorjahr seine Anteile an die Basler Kantonalbank verkauft hatte, gab sich das Bankinstitut den neuen Namen Bank Cler, rätoromanisch das Wort für „klar, einfach und deutlich“. Nach der Analyse der Kundenstruktur im Rahmen des Rebrandings war klar, dass die Bank vor allem Kunden unter 40 Jahren gewinnen muss.

Bank Cler Zak - Always Trust Your Roboter

Im Mittelpunkt des Projekts standen daher die Bedürfnisse junger Menschen, die auch laufend in die Entwicklung der App eingebunden wurden. Vom Kontakt mit Freunden bis hin zur Reiseplanung – junge Menschen organisieren ihr Leben heute mobil am Handy. Trotz ihres Mobile-First-Ansatzes will die Bank Cler aber weiter physisch greifbar bleiben. Daher wird es jetzt ein weiterer zentraler Erfolgsfaktor sein, die digitalen Angebote mit dem schlanken Filialnetz in Einklang zu bringen.

Auch die Unternehmenskultur hat sich inzwischen verändert. Die Bank hat Start-up-Mentalität entwickelt und bedient sich auch im Alltag moderner Design Thinking Methoden. Das verleiht eine nie da gewesene Agilität, motiviert Mitarbeiter und macht die Bank als Arbeitgeber wie für Neukunden attraktiv.

Fazit: Wer neue Wege gehen will, muss aus der Komfortzone ausbrechen und auf kundenorientierte und agile Entwicklung setzen. Bei der Bank Cler fanden die ersten Gespräche mit den Zielgruppen bereits in der zweiten Projektwoche statt, und die ersten Tests mit der Betaversion der App nach sechs Monaten. Bis zum Launch waren über 800 potenzielle Nutzer eingebunden und haben „Zak“ kontinuierlich mitdesignt.


Die im Februar 2018 lanciertee Mobile Banking App „Zak“ war ein Gemeinschaftsprojekt der Basler Kantonalbank und mehrerer Digital Transformation Berater unter der Federführung von Horváth & Partners.


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Die Serie "Management Commentary" ist eine Kooperation von trend.at und der Unternehmensberatung Horváth & Partners. Die bisher erschienen Beiträge finden Sie zusammengefasst im Thema "Management Commentary".


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