YouTuber Christian Solmecke: "Wir haben eine Lawine ausgelöst"

Der Kölner Anwalt Christian Solmecke ist ziemlich alt für einen YouTuber, und ziemlich erfolgreich dabei, über YouTube Mandanten für seine Kanzlei zu gewinnen.

YouTuber Christian Solmecke: "Wir haben eine Lawine ausgelöst"

Der Anwalt on air: Christian Solmecke.

Für einen YouTuber sind Sie ziemlich alt, und YouTube nicht die klassische Plattform, auf der Mandanten nach einem Anwalt suchen. War Irritation Teil Ihres Plans oder Ihr Erfolg reiner Zufall?
Christian Solmecke: Eine Medienaffinität war bei mir schon angelegt, das hat sich beim Studium gezeigt und parallel habe ich als Nachrichtensprecher beim WDR gearbeitet. Als YouTube vor zehn Jahren so richtig groß wurde, erkannte ich schnell, dass das ein Medium ist über das ich mich äußern konnte. Dass es so relevant werden würde, hatte ich damals auch nicht gedacht. Heute ist das für viele Menschen die zweitgrößte Suchmaschine. Mein zwölfjähriger Sohn sucht zuerst bei YouTube, und dann erst bei Google.

Was sind die wichtigsten Lektionen der letzten Jahre? Was sollten YouTuber jedenfalls tun oder lassen?
Als ich begonnen habe, hat mir eine Redakteurin vom WDR gleich einmal gesagt: Pass auf, Licht, Ton, Qualität muss verbessert werden, damit das dauerhaft eine Sendung werden kann. Die Technik ist heute eine andere, ich kann mit einem Smartphone TV-Beiträge produzieren. Das bedeutet aber nicht, dass die automatisch TV-Qualität haben. Zu Professionalität oder einschlägiger Beratung würde ich Neulingen doch raten. Es gibt in der Produktion einige Regeln, die man beachten sollte. Die Zeit für unprofessionelles Auftreten ist auch auf YouTube schon Jahre vorbei. Wenn man das Storytelling dann aber einigermaßen beherrscht, kann man auch zu Wasserfiltern etwas Spannendes erzählen.

Sie haben ein starkes Sendungsbewusstsein, und mit ihrer Follower-Schar können Sie auf YouTube auch Werbeeinnahmen erzielen. Für Ihre Kanzlei sind ein paar Tausend Euro Werbeerlöse vermutlich Peanuts. Was bringt Ihnen der Kanal fürs Kerngeschäft?
Sehr viel. Im April haben wir mit dem Beitrag über das EuGH-Urteil, wonach ein Großteil der Verbraucherkreditverträge Dank einer Klausel widerrufbar sind, eine kleine Lawine ausgelöst. Im Lockdown hatten die Zuseher viel Zeit, in den Keller zu gehen und sich ihre Verträge anzusehen. Wir haben 3.000 Anfragen in einer Woche erhalten, 1.000 davon wurden unsere Mandanten. Das hat uns drei Millionen Umsatz beschert in einer Zeit, wo unsere Klienten, etwa Rockbands, wegbrachen. Über die letzten zehn Jahre haben wir sicher 15.000 Mandate über YouTube gewonnen.

Wie organisieren Sie Ihre Produktion, dass das neben Ihrer Anwaltstätigkeit und Familienleben nicht in Stress ausartet?
Wenn wir keine festen Routinen aufgezogen hätten, ginge das natürlich nicht. Ich habe zwei Juristen, die meine Pressestelle bzw. Redaktionsteam darstellen, die Website, Instagram, Facebook und natürlich YouTube betreuen. Dienstags ist immer Redaktionskonferenz, das werden die sieben Themen für die Folgewoche festgelegt. Bis Freitag schreiben die Kollegen die Texte, die ich Sonntag morgen – bevor die Familie aufsteht – in meinem Studio am Stück produziere.

Nachdem es nicht täglich Staatstragendes aus dem Rechtsbereich zu berichten gibt, greifen Sie auch leichte, mitunter schräge Themen auf, das werfen Ihnen Kritiker gelegentlich vor. Wo ziehen Sie die Grenze zwischen Rechtsberatung und Unterhaltung?
Klar kann man darüber streiten wie relevant das Thema „Wieviele Kilogramm Pilze darf ich im Wald sammeln?“ ist. Natürlich ist das leichtere Kost, doch unterschätzen Sie nicht die persönliche Betroffenheit bzw. das Nutzerinteresse. Meine Mission ist, die Zuseher informierend zu unterhalten, sie damit auch bei der Stange zu halten.

Macht Ihnen das nach all den Jahren eigentlich noch Spaß?
Zu 80 Prozent macht mir das tatsächlich großen Spaß. Ich habe da schon ein Sendungsbewusstsein. Manchmal ist natürlich auch mühsam, so wie letztens, wenn du versuchst, den jahrhundertealten Konflikt zwischen Griechenland und der Türkei knackig in wenige Minuten zu packen. Das kann im Kopf schon mal zäh wie Knetmasse werden.


Zur Person

Christian Solmecke hat seit 2011 via YouTube auf Kanzlei WBS über 2.700 Videos produziert, die 113 Millionen mal aufgerufen wurden. Im Monatsschnitt erreicht er fünf Millionen Zuseher auf YouTube. Seine Kanzlei Wilde Beuge Solmecker ist spezialisiert auf Medien- und Internetrecht, vertritt dabei auch zahlreiche Künstler.

=> WebLink: Kanzlei WBS auf YouTube www.wbs-law.tv


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