Tipps für digitiale Mülltrennung am Rechner und in der Mail-Box

Nervige Kontakte kappen, Timelines säubern, Bilderberge sortieren und Accounts löschen. Digitalen Ballast fachgerecht zu entsorgen, braucht Zeit und die richtige Strategie. Tipps für einen Neustart ins Jahr.

Tipps für digitiale Mülltrennung am Rechner und in der Mail-Box

Der Papierkorb ist die Schlüsselfunktion beim Aufräumen in Postfächern, Timelines und Bilderbergen.

Der Jahreswechsel steht traditionell für Inventur. Mit der Digitalisierung sämtlicher Lebensbereiche empfiehlt sich ein "Kondo" aber nicht nur im Kleiderschrank, sondern auch am Smartphone, am Desktop und in der Cloud. Bis auf Teenager werden die meisten Nutzer rasch feststellen, dass die Biografie auf Dutzende Accounts angewachsen ist -viele davon selten genutzt oder sogar vergessen.

Mit Recherche in eigener Sache sollte die Bestandsaufnahme beginnen. Welche Accounts gibt es? Welche davon werden noch genutzt? Wer seine Identitäten nicht dokumentiert hat -und das haben die wenigsten -, kann sich über Ego-Recherche in Suchmaschinen erste Orientierungspunkte setzen oder ganz profan die Newsletter-Post scannen und wird feststellen, wie viele Accounts und Geschäftsvorgänge vergessen wurden.

Doch wozu vergessene Accounts überhaupt suchen und löschen? Rein juristisch droht Nutzern durch vergessene Accounts kein Schaden (siehe Kasten rechts). In der Pflicht sind hier vor allem die Plattformbetreiber. Dennoch sollten ungenutzte Konten nicht im Netz liegen bleiben, da sie ein Sicherheitsrisiko darstellen: leichte Beute für Cyberkriminelle, die Spamverteiler oder Identitäten für Onlinebetrug suchen.

TURBOPUTZEN. Tausende E-Mails und keine Ordnung drin. Mit Cleanerprogrammen werden sie vorsortiert und können leichter gelöscht werden. Dazu gibt es Dienste wie automatisierte Newsletter-Abmeldung etc. Clean-Email kostet knapp zehn Euro pro Monat.

Wer nach der ersten Sichtung digitales Chaos sieht, sollte unmittelbar Abkürzungen nehmen. Verstopfte Timelines und überquellende Postfächer sind ein kollektives Problem, und die Zahl der digitalen Putzhelfer zahlreich: Die Apps tragen sinnige Namen wie TweetDeleter oder Cleaner. Viele dieser Cleanerprogramme gibt es im Freemium-Modell: Basisputzen ist kostenlos, die Kür kostet extra. Was sie können? Sie sortieren Abos, Follower, Adressaten, Absender, Postings nach Wunschkriterien vor und machen das Sichten und Löschen im großen Stil effizient. Bei guten Programmen lohnt sich das Investment von ein paar Euro jedenfalls: wenig Geld für wertvolle Lebenszeit.

Werkseinstellungen nutzen

Aufräumpotenzial bieten aber auch "Werkseinstellungen" der Plattformbetreiber. Selbstredend werden die Pfade zu "Account löschen" oder "Aktivitäten löschen" nicht offensiv präsentiert, es gibt sie, weil es sie geben muss. Über die Einstellungen und dort meist unter dem Titel Privatsphäre markiert, können Netzwerkkontakte gesichtet und Posts verwaltet werden. Dort müssen die Betreiber Auskunft darüber geben, mit wem sie Daten teilen, welche Konten sie verknüpfen, u. v. m. Gerade bei Karrierenetzwerken empfiehlt sich, hier regelmäßig Nachschau zu halten und die Einstellungen anzupassen.

Für wen sind welche Informationen sichtbar? Tipp: Beim Akzeptieren der Kontaktanfragen sind viele Nutzer noch immer viel zu leichtgläubig. Karrierenetzwerke werden von Fakeprofilen geflutet, um Daten abzusaugen.

Unfollow ist das neue Detox

Über die Diskussionskultur im Netz lässt sich trefflich streiten. Viele Nutzer sind irritiert und teilweise sogar verstört, vielfach aber zu zögerlich oder gar unwissend, was die Netzwerkpflege angeht. Wer sich über Poster ärgert, die ungefragt Parolen ins digitale Wohnzimmer brüllen, sollte sie "muten" oder ihnen die Gefolgschaft kündigen, ihnen entfolgen. Das verstößt gegen keine Etikette, dient allein der digitalen Psychohygiene. Auch für diesen Vorgang gibt es eine Vielzahl an Unfollow-Apps, die genau das tun, was sie verheißen: die Gefolgschaft und Abos organisieren, wenn es mehr als ein paar Dutzend geworden sind.

Die Schlüsselfrage der japanischen Kleiderschrankfee sollten sich Nutzer immer wieder stellen: Was macht mich glücklich? Und beruflichen Kontext: Was bringt mir was? Wie befreiend ein digitaler Neustart sein kann, entdecken dieser Tage Millionen von WhatsApp-Nutzern, die Facebook den Rücken kehren und ihre Communitys auf Signal &Co neu aufbauen.

AXEL ANDERL, ist der IT-LAW Experte bei der Wiener Kanzlei Dorda Rechtsanwälte GmbH.

Mit einer ersten Aufräumroutine stellt sich meist rasch die Erkenntnis ein, dass wenig vom Alltagsgeplauder archiviert werden muss. Ganz anders stellt sich die Lage bei Fotos und Videos dar, die zu den persönlichen Schätzen zählen: Wer sein Sozialleben über Messenger und Instagram fotografisch dokumentiert, sollte diese Fotoalben regelmäßig offlineholen und die besten Stücke aufheben. Auch hier ist der Vorgang simpel: Downloaden und Daten aus dem Netzwerk auf den eigenen Speicher ziehen. Die Werkseinstellungen dafür gibt es: Bei Google heißt die Funktion zum Beispiel Takeout, und damit lassen sich Daten wunderbar exportieren. Ob sie dann auf einer Cloud, klassisch auf einer externen Festplatte oder fortschrittlich auf dem hauseigenen Netzwerkspeicher gelagert werden, ist Geschmacks-, Vertrauens- und Preisfrage. Hier zahlt sich das Aufräumen im Wortsinne aus, Speicherplatz kostet Geld. Mit hochauflösenden Fotos und Videos laufen die Speicher immer voller.

Tipp für alle, die vor einem Bilderberg sitzen: Google Picasa (ja, das gibt es noch Netz) oder ähnliche Bildverwaltungsprogramme darüberlaufen lassen, und das Aufräumen fällt viel leichter, weil eine erste Ordnerstruktur geschaffen wird. Bilder ausmisten ist emotional am schwierigsten, ins ewige Archiv sollten nur die besten, wichtigsten Fotos. Der Boom analoger Fotoalben illustriert die Sehnsucht nach haptischen Erinnerungen. Mit Foto-Apps wie Journi lassen die sich Fotos sehr leicht kuratieren.

Wichtig: Die Zeit für diese digitalen Aufräumarbeiten sollte großzügig bemessen werden. Je nachdem wie umfangreich die To-do-Liste ausfällt, dauert es trotz aller Helfer oft ein ganzes Wochenende oder länger, bis die digitalen Ordner am richtigen Platz sind und sich das befriedigende Gefühl einstellt, digital um viele Kilo leichter ins neue Jahr zu starten. Und auf die Frage "Wer bin ich, und wenn ja, wie viele?" eine klare Antwort zu haben.


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