Supply-Chain-Management: Die Lehren aus der COVID-Krise

Die COVID-19-Pandemie hat im Jahr 2020 die Schwächen internationaler Lieferketten aufgezeigt. Eine Capgemini-Studie zeigt nun, wie Unternehmen ihre Strategien anpassen um in Zukunft für Risiken besser gewappnet zu sein.

Supply-Chain-Management: Die Lehren aus der COVID-Krise

Künstliche Intelligenz soll dabei helfen, Lieferketten flexibler zu machen.

Der Ausbruch der COVID-19 Pandemie hat im Jahr 2020 die Lieferketten in der Konsumgüterbranche und im Einzelhandel gehörig durcheinandergewirbelt. Im Zuge einer vom Capgemini Research Institute durchgeführten Studie gaben 85 Prozent der Konsumgüterunternehmen und 88 Prozent der Einzelhändler an, dass sie mit Beeinträchtigungen konfrontiert waren. Dabei mussten die Unternehmen durchaus längerfristige Schwierigkeiten in Kauf nehmen. 63 Prozent der Konsumgüterunternehmen und 71 Prozent der Einzelhändler gaben an, dass es drei Monate oder länger dauerte, bis sich ihre Lieferketten von den Störungen erholt hatten.

Die Probleme des Jahres 2020 waren ein Weckruf für die Unternehmen, die in der Folge begonnen haben, ihre Supply-Chain-Strategien neu auszurichten. Der Capgemini-Untersuchung zufolge sind dabei drei Aspekte besonders relevant:

  1. Eine neue Form der Bedarfsanalyse
  2. Eine umfassendere Transparenz und Digitalisierung der Lieferketten
  3. Die Regionalisierung der Lieferketten

1. Bedarfsanalyse mit KI-Unterstützung

Mehr als zwei Drittel der Unternehmen (68 Prozent) hatten Schwierigkeiten bei der eigenen Bedarfsplanung, weil ihnen dafür aufgrund der schwankenden Kundennachfrage in der Pandemie die Informationen - sprich die Daten fehlten. Daraus haben viele Unternehmen den Schluss gezogen, die eigene Bedarfsplanung zu optimieren.

Der Einsatz neuer Digitalisierungs-Technologien ist dafür ein Schlüssel. Inzwischen geben Capgemini zufoge auch schon 54 Prozent der Unternehmen an, dass sie für die Nachfrageprognose künftig Analytik mit künstlicher Intelligenz bzw. maschinellem Lernen einsetzen werden, um Schwankungen besser meistern zu können.


2. Transparenz und Digitalisierung

Drei Viertel der Konsumgüterhersteller hatten in der COVID-19-Pandemie Schwierigkeiten, ihre Produktionskapazitäten anzupassen - also sie entweder schnell zu erhöhen oder zu verringern. Während vielfach Teile oder Produktionsmittel nicht lieferbar waren - entweder aufgrund von geschlossenen Werken oder Behinderungen im transnationalen Transportwesen.

Die Studienautoren empfehlen daher, die Transparenz innerhalb der Lieferketten zu verbessern, um mehr Agilität zu entwickeln zu und operative Entscheidungen zeitnaher treffen zu können. „Die meisten Unternehmen wollen agiler werden, um ihre Lieferketten schnell anpassen zu können und so Resilienz zu entwickeln", betont Wolfgang Mandl, Sales Director bei Capgemini in Österreich. Er sieht in dem Zusammenhang die Pandemie auch als Beschleuniger vieler Digitalisierungsprozesse: "Unternehmen haben festgestellt, dass neue Technologien die dringend benötigte Agilität bringen – von der Verbesserung der Nachfrageprognose und der Beschleunigung der Auftragsabwicklung bis zu schnelleren, kosteneffizienten Lieferungen.“

Der Effekt auf weitere Digitalisierung der Supply Chains zeigt sich auch deutlich an den Ergebnissen der Capgemini-Studie. Demnach beabsichtigen
58 Prozent der Einzelhändler und 61 Prozent der Konsumgüterunternehmen, verstärkt in die Digitalisierung der Lieferketten zu investieren. Dabei stehen die Bereiche Automatisierung (47 %), Robotik (42 %) und Künstliche Intelligenz (42 %) an oberster Stelle.

64 Prozent bzw. 63 Prozent der Unternehmen haben außerdem vor, Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen in den Bereichen Transport- und Preisoptimierung umfassend einzusetzen.


3. Regionalisierung statt Globalisierung

Die Pandemie hat die Fragilität der internationalen Lieferketten aufgezeigt, und das hat auch zu einem Umdenken in den von Ausfällen betroffenen Unternehmen geführt. Dem Kostenvorteil der ausgelagerten Produktion wird nun vermehrt der Risikofaktor eines Produktions- oder Lieferausfalls gegenüber gestellt, das Risiko höher gewichtet als das zuvor der Fall war. Die Folge: 72 Prozent der Konsumgüterunternehmen und 58 Prozent der Einzelhändler wollen nun aktiv in die Regionalisierung ihrer Produktionsstätten oder eine Fertigung im nahegelegenen Ausland investieren.

65 Prozent der Konsumgüter- und Einzelhandelsunternehmen investieren zudem in die Regionalisierung ihrer Lieferantenbasis. Capgemini prognostiziert, dass globale Lieferanten aufgrund dieser neuen Ausrichtung an Bedeutung verlieren und in drei Jahren nur noch 25 Prozent der Einzelhandelskapazitäten ausmachen werden – gegenüber aktuell 36 Prozent. Bei den Konsumgütern wird der Anteil globaler Hersteller von heute 25 Prozent auf 17 Prozent sinken.

Da gleichzeitig auch aufgrund des anhaltenden und durch die Pandemie weiter verstärkten Trends zum Online-Handel die Laufkundschaft im stationären Einzelhandel zurückgeht sieht Capgemini sogenannte "Dark Stores" als einen großen Zukunftstrend. Darunter sind lokale Distributionszentren für den Online-Handel mit eigenständige Betriebseinheiten zu verstehen, die näher an den Lieferadressen liegen und daher mit geringeren Lieferkosten operieren können. Laut Capgemini könnte eine Steigerung der Anzahl der Lieferungen von Dark Stores um 50 Prozent die Gewinnmargen der Unternehmen um sieben Prozent erhöhen.

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