Facebook-Skandal: Unternehmen stoppen Social Media Werbung
Als Reaktion auf die aktuellen Enthüllungen über Cambridge Analytica und Facebook gehen Unternehmen auf Distanz zu dem Sozialen Netzwerk. Digitale Kampagnen werden gestoppt, einzelne Unternehmen wie Tesla haben sogar ihre Facebook-Accounts deaktiviert.

Der Facebook-Skandal um die illegale Weitergabe und Nutzung von Benutzerdaten hat für das größte Soziale Netzwerk der Welt immer weitreichendere Konsequenzen. Unternehmen gehen auf Distanz zu Facebook, stoppen ihre digitalen Kampagnen oder deaktivieren - wie Tesla und SpaceX - sogar zumindest einstweilig ihre Accounts.
In der Nacht auf Samstag gingen die Facebook-Seiten von Tesla und SpaceX vom Netz. Bereits zuvor kündigte Mozilla, der Entwickler des Webbrowsers Firefox, an, keine Werbung mehr auf Facebook zu platzieren, bis das Netzwerk seine Datenschutz-Einstellungen verbessert. Der Anbieter vernetzter Lautsprecher, Sonos, stoppt für eine Woche die Online-Werbung nicht nur bei Facebook, sondern auch bei der Fotoplattform Instagram, Google und Twitter.
"Wir glauben, dass jeder ein Recht darauf hat zu wissen, wie persönliche Daten gesammelt und genutzt werden. Jedes Unternehmen sollte sich verpflichtet sehen, die Vereinbarung einzuhalten, die in Bezug auf die Privatsphäre von Kunden gegeben wurde", erklärte das Unternehmen in einer Aussendung.
Auch die Commerzbank hat ihre Social Media Kampagnen bereits gestoppt. "Wir pausieren mit Kampagnenschaltungen auf Facebook. Brand-Safetyness und Datensicherheit sind uns sehr wichtig", erklärte Markenchef Uwe Hellmann dem deutschen Handelsblatt. "Wir möchten der aktuellen Aufklärung den notwendigen Raum geben und zum gegebenen Zeitpunkt entscheiden, wie wir hier weitermachen."
Die Commerzbank hatte zuletzt stark auf Online-Werbung, vor allem in den Sozialen Medien gesetzt.
Facebook versuche nun, hinter den Kulissen Werbeagenturen zu beruhigen und ihnen zu versichern, dass die Daten ihrer Kunden sicher seien, berichtete das "Wall Street Journal". Das Online-Netzwerk mit über zwei Milliarden Nutzern verdient praktisch sein gesamtes Geld mit Werbeanzeigen.
Unterstützung für RightsCon
Der Lautsprecher-Spezialist Sonos wird die durch den Boykott der Plattformen frei werdenden Mittel an den Netzaktivisten AccessNow weitergebem. AccessNow hat die Initiative RightsCon gestartet hat, ein Forum, in dessen Rahmen Technologieunternehmen direkt mit Aktivisten auf Augenhöhe interagieren und Lösungen erarbeiten können, die zu einem gesünderen Technologie-Ökosystem beitragen sollen.
"Wir halten es für wichtig, dass diejenigen, die an der Entwicklung von Technologie beteiligt sind, auf die Stimmen derjenigen hören, die davon betroffen sind: Dazu gehören auch Randgruppen wie zum Beispiel Menschenrechtler, Menschen mit unterschiedlicher sexueller Orientierung sowie anderer Hautfarbe. RightsCon ermöglicht genau diese Art des Zuhörens – und bewegt letztlich zum Handeln", erklärt Sonos
Sonos wurde 2002 von John MacFarlane, Craig Shelburne, Tom Cullen und Trung Mai gegründet. Das Unternehmen mit Sitz in Santa Barbara, Kalifornien, beschäftigt rund 1.200 Mitarbeiter. Das Unternehmen kooperiert mit IKEA bei der Entwicklung raumübergreifender Lautsprecherkomponenten und will seine Lautsprecher mit allen Sprachassistenten am Markt, unter anderem auch mit Amazons Alexa vernetzen.
Facebook unter Druck
Der 33-Jährige Facebook-Gründer Mark Zuckerberg kündigte indessen an, in Zukunft den Zugriff von Entwicklern auf Nutzerdaten einzuschränken, Apps stärker zu kontrollieren und Mitgliedern die Datenhoheit zu vereinfachen. "Das war ein großer Vertrauensbruch. Es tut mir wirklich leid, dass das passiert ist", sagte Zuckerberg in einem CNN-Interview.
Der US-Marketingprofessor Scott Galloway, Autor des Buchs "The Four - Die geheime DNA von Amazon, Apple, Facebook und Google" hat erneut vor der Übermacht der Tech-Giganten Google, Amazon, Facebook und Apple gewarnt und eine Zerschlagung der Konzerne gefordert. Als Monopolisten verhindern sie Innovation und Fortschritt, ihre Gewinne gingen zulasten kleinerer Unternehmen und zudem würden sie kaum Steuern zahlen.
Die Facebook-Aktie (ISIN US30303M1027) ist weiter unter Druck. Seit dem Bekanntwerden der Affäre ist ihr Kurs von 185 auf aktuell 159 Dollar gefallen (siehe Chart). Firmengründer Mark Zuckerberg muss sich vor dem Ausschuss des US-Kongress verantworten.

Facebook-Aktie; ISIN US30303M1027; für aktuelle Kursinformationen klicken Sie bitte auf den Chart.
Buchtipp
„Die vier apokalyptischen Reiter“ – so bezeichnet Marketing-Guru Galloway Amazon, Apple, Facebook und Google. Diese Tech-Giganten haben nicht nur neue Geschäftsmodelle entwickelt. Sie haben die Regeln des Wirtschaftslebens und die Voraussetzungen für Erfolg neu definiert. Wer im digitalen Zeitalter erfolgreich sein will, muss zwingend verstehen, wie diese vier Unternehmen die erfolgreichsten und einflussreichsten Organisationen der Geschichte wurden. Und er muss zumindest erahnen, was sie als Nächstes vorhaben könnten …

- The Four, Scott Galloway
- 320 Seiten
- ISBN: 9783864704871
- Plassen Verlag
- Erschienen am 20. November 2017
- gebundene Ausgabe: 24,99 € / EBook: 21,99 €
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