Cyberterrorismus: Wo Hacker am liebsten zuschlagen
Zwei Drittel aller Unternehmen waren schon einmal Opfer einer Cyber-Attacke. Ein Angriff kann teuer zu stehen kommen, wenn Abwehrmechanismen nicht greifen. Igor Radisic, IT Management Transformation bei Horváth & Partners Wien sieht die Autobranche als Vorbild in Sachen Sicherheit.
Igor Radisic, Horváth & Partners
Wer kennt sie nicht, die Spam-Mails mit der Warnung: „Ich bin ein Hacker. Wenn Du nicht in Bitcoin zahlst, legen wir Deinen PC lahm.“ Doch ganz anders gehen reale Cyberterroristen vor – zumeist ohne Vorwarnung und mit dem klarem Ziel, IT-Systeme auszuspionieren oder gleich auszuschalten. Beliebteste Opfer sind Medien- und Telekomunternehmen.
Die tatsächlichen Zahlen über Hackerangriffe liegen im Dunkeln, denn wer gibt schon wirklich offene Wunden zu. Umfragen der Managementberatung Horváth & Partners zufolge waren aber schon zwei von drei Unternehmen einmal Opfer einer solchen Attacke. Ein Drittel berichtet sogar, bereits mehrfach angegriffen worden zu sein. Die große Mehrheit hat dafür Vorkehrungen getroffen, doch zumeist ungenügend.
Gravierende neue Risiken
Die Digitalisierung hat nicht nur Fortschritt, Effizienz und Schnelligkeit gebracht, sondern auch gravierende neue Risiken. Die umfassende Vernetzung und weit verzweigten Datenströme bieten Lücken und Angriffsflächen für Cyberkriminelle und Terroristen. Überdurchschnittlich häufig sind die Sicherheitsapparate und Finanzabteilungen der großen Institutionen im Visier, aber auch finanzstarke und innovative Mittelständler klagen zunehmend über Hackerangriffe.
Besonders betroffen sind Medien, Telekommunikation, Chemie, Öl und Pharmaunternehmen, zeigt die neue Digital Value Studie von Horváth – drei von vier Unternehmen in diesen Branchen wurden schon einmal attackiert. Auffällig ist daher, dass ausgerechnet hier die Schutzvorkehrungen noch zu wünschen übrig lassen. Ein Viertel der Firmen hat noch gar keine Sicherheitssysteme implementiert, obwohl diese Branchen bereits ausgiebig Cybercrime-Erfahrungen gemacht hat.
Autobranche Vorreiter
Wie teuer ein Angriff zu stehen kommt, hängt davon ab, wie groß die Risiken sind und wie gut die Abwehrmechanismen greifen. Vorreiter sind die Automobil- und Finanzbranche. 97 Prozent der Autokonzerne und 90 Prozent der Finanzkonzerne haben bereits Vorkehrungen gegen Cyberangriffe getroffen. Unterdurchschnittlich verbreitet sind Schutzmaßnahmen in der Chemie- und Pharmabranche. Hier sind es 78%, obwohl 70% schon mindestens einmal Opfer eines Cyberangriffs wurden.
Auch im Transport- und Logistikbereich wappnen sich nur 76 Prozent gegen Angriffe aus dem Netz. Diese Unternehmen wurden zwar bisher am seltensten angegriffen - doch selbst hier berichtet jedes zweite, schon einmal attackiert worden zu sein. Die Infografik zeigt im Überblick, wo die stärksten Cyberattacken gemeldet werden. Nicht berücksichtigt sind hier allerdings öffentliche Einrichtungen und Verwaltungskörper, wo die Furcht vor Hackerangriffen am stärksten verbreitet ist.
Für die Horváth & Partners Studie "Digital Value 2019: Von digitalen Einzelprojekten zur ganzheitlichen Transformation" wurden rund 300 Entscheider von Unternehmen mit über 500 Mitarbeitern und einem Mindestumsatz von 250 Mio. Euro befragt.
Der Autor
Igor Radisic ist Experte für IT Management Transformation bei Horváth & Partners Wien.
Die Serie "Management Commentary" ist eine Kooperation von trend.at und der Unternehmensberatung Horváth & Partners. Die bisher erschienen Beiträge finden Sie zusammengefasst im Thema "Management Commentary".