Wenn das Auto Punkte für die Fahrweise vergibt

Datenboxen im Auto bieten Fuhrparkunternehmen neue Möglichkeiten um die Fahrzeuge besser zu managen und den Fahrstil der Kunden zu verbessern, erklärt die Autodatenspezialistin Angela Montecute vom französischen Leasing-Spezialisten Avral.

Wenn das Auto Punkte für die Fahrweise vergibt

Die neue Welt der Daten, die Autonutzer laufend generieren, eröffnet nicht nur Autoherstellern völlig neue Dimension an Kundendaten heranzukommen, auch Fuhrparkmanager haben so viel mehr Möglichkeiten. Das macht sich unter anderem der französische Flottenspezialist Avral zu nutzt, der weltweit über eine Millionen Leasing-Autos besitzt und über eine eigene Telematik- Gesellschaft verfügt. Diese entwickelt die Datennutzung laufend weiter.

Die Daten aus dem Auto bezieht Avral mittels einer Datenbox, die im Fahrzeug installiert wird. "Mit den Informationen, die wir daraus beziehen, ist es wesentlich einfacher einen Fuhrpark effizient zu managen als früher, schon alleine weil wir die Daten sofort abrufbar haben, und die Unternehmen werden erheblich entlastet“, argumentiert Angela Montecute, Digitalchefin von Avral.

Last der Buchführung kehrt sich um

Denn die Last der Buchführung über die Fahrten, Kosten und dergleichen trägt nun nicht mehr das Unternehmen, sondern der Fuhrparkmanager. „Ob beispielsweise der Fahrzeugnutzer sein Auto privat oder beruflich nutzt, kann dieser unkompliziert auf seinem Smartphone eingeben oder wir schicken ihm die durch die Box ermittelten Routen und der Lenker kreuzt nur noch an, ob dieser das Fahrzeug auf der jeweiligen Strecke privat oder beruflich genutzt hat“, Datenmanagerin Montecute. Die Aufzeichnung der Fahrten erfolgt per GPS-Signal. „Wer nicht will, dass die Strecken, die privat zurückgelegt werden, aufgezeichnet werden, kann diese Funktion ausschalten“, erläutert die Fuhrparkexpertin. Um die Sache zu vereinfachen, kann der Lenker auch eingeben, dass das Auto beispielsweise stets von Montag bis Freitag jeweils von acht Uhr bis 17 Uhr beruflich genutzt wird, der Rest ist privat.

Digitales Punktesystem bewertet eigene Fahrweise

Neben effizientem Flottenmanagement zählen jedoch spritsparendes Fahrverhalten und umsichtiges Fahren der Fahrzeuglenker zu den wirksamsten Möglichkeiten die Kosten einer Firmenflotte niedrig zu halten. Um das Fahrverhalten der zu verbessern, hat Avral daher ein digitales Punktesystem entwickelt, das anhand der Datenbox ermittelt wird, und für die Fahrweise Punkte vergibt. „Aber wir sehen uns diese Daten nicht an und verwerten sie auch nicht. Es soll nur dem Fahrer ein Gefühl dafür geben, wie dieser fährt und in welchen Bereichen er sein Fahrverhalten unter Umständen noch verbessern kann“, beruhigt Montecute.

Bewertung motiviert

Avral-Österreich-Chef Geénael Cevaer nutzt das digitale Punkte-System, um sein eigenes Fahrverhalten zu analysieren und schätzt den positiven Einfluss auf die eigene Fahrweise. „Zunächst habe ich bemerkt, dass ich entspannter fahre, wenn meine Frau daneben sitzt. Wenn ich im Berufsverkehr fahre und beispielsweise öfter abrupt bremse, verbessere ich auf Basis des Punktesystems mein Fahrverhalten - aber nicht aus Zwang, sondern weil es Spaß macht, Fortschritte zu machen.“

Car-to-go-Modell für Unternehmen

Unternehmen, die weniger Autos als Nutzer haben, bietet Avral eine Art Car-to-go-Modell angeboten. Jeder Mitarbeiter, der berechtigt ist ein Fahrzeug des jeweiligen Unternehmens zu nutzen, erhält eine Karte. Zum Start und nach Ende der Fahrt, hält dieser die Karte gegen das Datenlesegerät und der Flottenmanager weiß genau, wann welcher Mitarbeiter das Auto wann und wo genutzt hat.

Das neue Feld der Autodaten bietet jedoch noch viel Potential. „In Zukunft werden damit Verkehrsströme analysiert werden, um so etwa feststellen zu können, wo Parkplätze benötigt werden oder wo Ladetankstellen für Elektroautos am besten wären“, so die Arval-Digitalchefin.


Wenn Hybrid-Modelle nicht richtig nutzt werden, kann sich der Spar-Effekt rasch ins Gegenteil verkehren und sich die Tankkosten erhöhen.

Die Nutzung von Hybrid- und Elektroautos sieht Montacute zwiespältig: „Wenn Hybrid-Autos nicht richtig nutzt werden, kann sich der Spar-Effekt rasch ins Gegenteil verkehren und sich die Tankkosten erhöhen.“ Unternehmen darauf hinzuweisen und Einschulungen für den optimalen Betrieb von Hybrid-Modellen sei daher ratsam.

Wien hinkt bei Elektrotankstellen anderen Großstädten in der EU weit hinterher

Elektro-Autos wären für Unternehmen eine interessante Ergänzung zu Verbrennungsmotoren, wenn es ausreichend Stromtankstellen gebe. Allerdings hätte Wien da noch einiges an Nachholpotential. „Wien hinkt bei den Stromtankstellen anderen Großstädten in Europa deutlich hinterher“, so Avral-Österreich-Chef Cevaer. Avral ist in 28 Ländern und auf allen Kontinenten vertreten. Von den 5.000 Autos, die Avral für Unternehmen in Österreich managt, sind deshalb nur 20 Autos mit reinem Elektro-Antrieb ausgestattet. 500 Stück verfügen über einen Hybrid-Antrieb, die meisten davon seien von Toyota. Aber der Anteil der Hybrid-Fahrzeuge und von anderen Herstellern werde sich in den nächsten Monaten deutlich erhöhen, schätzt Cevaer. „Viele neue Hybrid-Modelle stehen kurz vor der Markteinführung. Dann wird auch die Nachfrage sprunghaft steigen." Doch Flottenmanager müssten beim Fahrzeug-Kauf stets eine gute Balance zwischen Leistung und Kosten für ihre Kunden im Auge behalten.

Diesel-Anteil geht zurück

Dass Unternehmen bei der Bestückung ihrer Flotte mit Dieselmodellen vorsichtiger geworden sind, merkt man auch bei Avral. „Der Anteil sinkt leicht“, so Montacute. Die Managerin, dessen Unternehmen, das als Leasing-Geber das volle Verwertungsrisiko trägt, ist deshalb aber nicht beunruhigt. „Der Diesel-Anteil wird langsam sinken. Wir können die Leasing-Autos weiterhin zu einem guten Preis nach wieder verkaufen.“ Da das Unternehmen in vielen Ländern und auf mehreren Kontinenten vertreten sei, könnten aber auch die Autos nach Ende der Leasing-Periode in jenen Ländern verkauft werden, in denen zum jeweiligen Zeitpunkt die beste Preise erzielt werden können.

Flottenmanagement wird vielfältiger

Dass durch teil- oder vollautonomes Fahren und die einfachere Nutzung der Daten für Unternehmen, Flottenmanager einmal obsolet werden könnten, glaubt Montacute nicht. „Die Formen wie Autos genutzt werden, werden mit Charsharing, Car-to-Go-Modellen oder Autos, die in Zukunft selbst vorfahren und nur noch stundenweise genutzt werden - ohne dass die Fahrzeugnutzer das Auto auch besitzt - vielfältiger werden.“ Flottenmanagement werde daher notwendiger denn je. Zudem müssten Autos, die man nicht selbst besitzt, von Betreibern meist intensiver gewartet werden als klassische Leasing-Modelle. Montacute: „Die Erwartungen der Kunden an ein Auto, das ihnen nicht gehört, sind deutlich höher.“


Arval wurde 1989 als Tochter der BNP Paribas Gruppe gegründet und hat sich auf Full-Service­Leasing spezialisiert. Arval bietet Firmenkunden Lösungen, um die Mobilität ihrer Fahrer zu optimieren und verbundene Risiken auszulagern. Das französische Unternehmen mit Sitz in Paris ist mit rund 6.000 Mitarbeitenden in 28 Ländern vertreten. Die Leasingflotte umfasst weltweit eine Million Leasing­Fahrzeuge. Mit drei Millionen Fahrzeugen in 50 Ländern ist die Gruppe laut eigenen Angaben Marktführer im Full-Service­Leasing. In Österreich ist Arval seit dem Jahr 2000 tätig.

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