Wenn das Auto versagt: Negativrekord bei Rückrufen
Das Jahr 2016 ist nach 2014 das Negativrekordjahr was Rückrufe in der Automobilgeschichte betrifft. Welche Hersteller am stärksten betroffen sind und welche Mängel schuld waren.
Die Sicherheitsmängel der Hersteller nehmen dramatisch zu. Wenn die Bremsen versagen, das Auto plötzlich wegrollt oder sich die Motorhaube während der Fahr öffnet, bleibt nur die nackte Panik.
Die Liste der Mängel kann einem Autofahrer und Mitfahrer Angst einjagen. Die aktuellen Sicherheitsprobleme von Modellen namhafter Hersteller reicht von defekten Airbags, wegrollenden Autos, sich während der Fahrt öffnenden Motorhauben, Schwierigkeiten beim Bremsen und Defekten bei der Karosserie bis hin zu fehlerhaft montierten Gurten.
Das beunruhigende: Es gibt kaum einen Hersteller, der nicht betroffen ist. Doch es gibt erhebliche Ausschläge nach oben. Es gibt aber auch solche, die ihre Sicherheitsprobleme im Vergleich zum Vorjahr deutlich besser in den Griff bekommen haben.
Jahr mit überdurchschnittlich vielen Rückrufen
Doch zunächst zu den Herstellern die heuer aufgrund von relavanter Sicherheitsmängel kräftig ins Schleudern geraten sind. Waren die Mängel doch so gravierend, dass diese in die Werkstatt zurückgerufen werden mussten. Erschreckend ist alleine die Zahl der Rückrufe im heurigen Jahr. Das Center of Automotive Management (CAM), das dazu eine Untersuchung vorgenommen hat, stelltefest, dass seit Jahresanfang bis Mitte Oktober allein auf dem Referenzmarkt USA über 47,9 Millionen Pkws inklusive kleine Transporter wegen Sicherheitsproblemen zurückgerufen. Innerhalb von weniger als zwei Jahren wurden damit allein in den Vereinigten Staaten mehr als 93 Millionen Autos aufgrund sicherheitsrelevanter Mängel in die Werkstätten beordert.
Großteils Modelle älterer Baujahre betroffen
Die Rückrufquote, die die Zahl der zurückgerufenen Autos an den Neuzulassungen des Jahres ausdrückt, erreicht im Jahr 2016 (Januar bis Oktober) in den USA 340 Prozent, gegenüber 262 Prozent im Vorjahr. Ein Großteil der zurückgerufenen Modelle bezieht sich jedoch auf ältere Modelle.
Mazda: Hersteller mit der höchsten Rückrufquote
Am häufigsten mussten heuer Modelle von Mazda in die Werkstatt gerufen werden (820 Prozent), gefolgt von Honda (611 %) und Fiat Chrysler (FCA) (490 %). Bei der Menge der Rückrufe belegen General Motors, Fiat Crysler und Honda, die zwischen 8,7 und 7,5 Millionen Autos in die Werkstäten beordern, führen das Negativ-Ranking an. Kräftig gestiegen sind jedoch die Qualitätsmängel gegenüber dem Vorjahr bei BMW, GM, Daimler und etwa bei Nissan.

Mazda, Honda, Fiat und Nissan. Diese Hersteller hatten 2016 bisher die meisten Qualitätsprobleme.
Die Gründe für die Rückrufe:
Die Rückrufe von Mazda betreffen zu jeweils einem Drittel Karosserie- sowie Airbagdefekte, während bei Honda defekte Airbags für mehr als 80 Prozent der Rückrufe verantwortlich sind.
Das Airbagdesaster macht auch bei FCA knapp 70 Prozent der Rückrufe aus. Außerdem werden über 800.000 Fahrzeuge mit Automatikgetriebe zurückgerufen, da der monostabile Wählhebel den Fahrern das Gefühl vermittelte, das Fahrzeug sei in der „Park“-Stellung, obwohl es sich in „Neutral“ befand und somit wegrollen und Unfälle verursachen kann. In den USA kam ein prominenter Hollywood-Schauspieler aufgrund dieser Thematik ums Leben.
Nissan muss aufgrund defekter Airbags über 4,3 Mio. Fahrzeuge zurückrufen. Bei 840.000 Fahrzeugen kann sich zudem die Motorhaube während der Fahrt öffnen und dem Fahrer die Sicht nehmen.
Bei den amerikanischen Herstellern GM und Ford müssen rund 8,7 bzw. 5 Mio. Fahrzeuge in die Werkstätten zurück. GM hat eine Rückrufquote von 393 Prozent, die zu 75 Prozent auf defekte Airbags zurückzuführen ist. Bei Ford verteilen sich mit einer Rückrufquote von 254 Prozent die Mängel zu 80 Prozent auf Schwierigkeiten beim Insassenschutz, Probleme an der Bremsanlage und Defekte der Karosserie.
Toyota liegt mit einer Rückrufquote von 231 Prozent zwar im unteren Mittelfeld eines Negativrekordjahres muss jedoch wiederum rund 4,2 Mio. Pkw allein in den USA zurückrufen. Zwar spielen auch hier zu zwei Dritteln Rückrufe aufgrund mangelhafter Takata-Airbags eine Hauptrolle. Allerdings müssen unter anderem auch 1,1 Mio. Fahrzeuge wegen fehlerhaft
montierten Sicherheitsgurten zurückgerufen werden.
Tesla mit den wenigsten Rückrufen
Bemerkenswert ist auch eine andere Entwicklung. Obwohl Tesla wegen Qualitätsproblemen, wie brennende Autos, zuletzt immer wieder in den Schlagzeilen war, hat der Hersteller seine Probleme heuer offenbar in den Griff bekommen und unter 16 Herstellern am wenigsten Autos in die Werkstatt zurückrufen. Auch Hyundai, Erzfeind von VW, hat eine extrem niedrige Rückrufquote. Sie ist mit 82 Prozent deutlich niedriger als jene von VW mit 390 Prozent. Immerhin ist VW aber unter der durchschnittlichen Rückruftquote von 340 Prozent. Deutlich verbessert hat sich auch Mitsubishi, die im Vorjahr zu dem Hersteller mit der höchsten Rückrufquote zählte. Auch Jaguar Land Rover und Volvo kommen gut weg, auch wenn die Zahl der Rückrufe heuer bei den Schweden im Vergleich zum Vorjahr deutlich zugenommen hat (126 %).