4 Gründe warum sich Autozulieferer in ihrer Existenz bedroht sehen
Branchen wie jene der Automobilindustrie sind extrem im Umbruch. Zulieferer als letztes Glied in der Kette trifft es besonders hart. Die Existenzbedrohungen für die Branche sind vielfältig.
Derzeit bauen die Automobilzulieferer noch munter Teile wie Getriebe, Auspuff- und Abgasreinigungsanlagen, Blechformen oder Sitze. Die Automobilzulieferindustrie ist im Aufwind: 72 Prozent der Zulieferer in Deutschland sehen „gute“ oder „sehr gute“ Geschäftsaussichten für das Jahr 2017. Das ist das Ergebnis einer Befragung des Managements der deutschen Automobilzulieferunternehmen, das in der Automotive Performance Studie 2016/17 des deutschen Center of Automotive Management (CAM) durchgeführt wurde.
Doch etliche Geschäftsmodelle von Autozulieferern könnten in Zukunft implodieren. Wenn die Elektromobilität tatsächlich so breit Fuß fasst, wie das aktuell geplant ist, dann könnte es zahlreiche heute noch bestens situierte Unternehmen treffen. Protektionismus und E-Mobilität sind für viele Zulieferer gefährlich. Jeder vierte Automobilzulieferer sieht einen schnellen und umfassenden Umstieg auf E-Mobilität als eine Bedrohung seines Geschäfts, mitunter erscheint ein schneller Umstieg sogar als existenzbedrohend. Die vom CAM unter den Zulieferern durchgeführte Umfrage zeigt, welche Probleme und auch Existenzängste viele in der Branche plagt.
1. Kostendruck
Laut der Studie des Center of Automotive (CAM) in Düsseldorf sind knapp die Hälfte der Automobilzulieferunternehmen einem so hohen Kostendruck durch ihre Kunden, die Autohersteller, ausgesetzt, dass sie sich in ihrer Existenz gefährdet sehen. Der Kostendruck trifft zwar die gesamte Branche, größere Unternehmen über 1.000 Mitarbeiter können diesem allerdings besser standhalten als kleinere. Zahlreiche Klein- und Mittelbetriebe drohen unter die Räder zu kommen. Innerhalb der Branche sind Elektro- und Metallunternehmen besonders vom Kostendruck betroffen, während auch jene, die den Autoherstellern komplexe Produkte zuliefern, dem erhöhten Kostendruck weniger ausgesetzt sind. So sind etwa Maschinenbauer und Dienstleister weniger betroffen.
2. Qualitätsprobleme
Der Einkauf wird ebenfalls zu einer erdrückenden Last. Knapp zwei Drittel der Zulieferer gibt an, dass der Einkauf der Autohersteller rein preisgetrieben ist. Das wird nach Ansicht der Zulieferer langfristig zu Qualitätsproblemen führen. Autospezialisten konstatieren jedoch, dass dieser Umstand sogar schon eingetreten ist. „Das erklärt zum Teil die hohen Rückrufzahlen bei sicherheitstechnischen Problemen in der Vergangenheit“, hält CAM-Studienautor Stefan Brazel fest.
3. Vertrauensverlust
Die Autohersteller interessieren sich nicht mehr für die Probleme der Zulieferer, ist einer der großen Vorwürfe, die, die Branche den Autoherstellern macht. Die Vertrauensbasis zwischen Autohersteller und Zulieferer bröckelt. Denn mittlerweile glaubt fast jeder Zulieferer, dass ihre Kunden kein ein Interesse daran haben, dass ihr Unternehmen nachhaltig wirtschaften kann und die eigene Existenz gesichert ist.
4. Neue Technologien
Zu all dem kommt die wohl größte Bedrohung mit der die Branche konfrontiert ist: Die neueb Technologien. Diese haben massive Auswirkungen auf das Geschäft der Automobilzulieferer. Immerhin mehr als jeder vierte befragte Zulieferer (26 Prozent) der Befragten gibt an, dass ein schneller und umfassender Umstieg auf die Elektromobilität eine Bedrohung für ihr Unternehmen darstellt. 69 Prozent sehen sich dagegen in ihrem Geschäft nicht durch die E-Mobilität bedroht.