Gebrauchtwagenpreise dürften bis Jahresende wieder fallen
Die leichte Erholung am Gebrauchtwagenmarkt seit Mai ist dahin. Wie stark die Preise für Gebrauchte bis Ende des Jahres fallen könnten, wie eine Erholung 2021 ausfallen dürfte und was für 2022 prognostiziert wird.
Der große Run auf junge Gebrauchwagen ist vorbei, jetzt drohen wieder sinkende Preise.
Die Preise für Gebrauchtwagen haben in den vergangenen Monaten, je nach Fahrzeugalter, eine recht divergierende Entwicklung hinter sich. So ist gleich nach dem Lockdown zwar der Neuwagenmarkt eingebrochen, dafür haben sich die Käufer aber um junge Gebrauchte bis zu einer Zulassungsdauer von sechs Monaten gerissen. Zwischenzeitlich sind die Preise in dieser Fahrzeuggruppe sogar um drei Prozent gestiegen. Alle anderen Preissegmente, also Gebrauchte von 7 bis 17 Monaten, von 18 bis 53 Monaten und von 54 bis 93 Monaten (über sieben Jahre) sind bis Mai gefallen (siehe Grafik), ergab eine Untersuchung des Fahrzeugbewerters Eurotax.

Junge Gebrauchtwagen bis zu sechs Monate sind seit dem Ende des Lockdowns weitaus am beliebtesten. Seit Mai ziehen auch die Preise für ältere Fahrzeuge leicht an. Der Preisindex des Fahrzeugbewerters Eurotax zeigt die durchschnittliche Preisentwicklujng der einzelnen Fahrzeug-Altersgruppen ausgehend von Anfang Februar.
Seit Mitte Mai sind jedoch die Preise für am gesamten Gebrauchtwagenmarkt leicht angezogen, nur die Preise junger Gebrauchter verzeichneten nach dem scharfen Preisanstieg eine Seitwärtsbewegung. „Im Vergleich zum Preis-Niveau Anfang Februar liegt der Preisindex des Fahrzeugbewerters Eurotax Mitte September im Schnitt bereits über dem Niveau vor Beginn der Corona-Krise“, sagt Robert Madas vom Restwagenpreisspezialisten Eurotax Österreich.
Doch worauf sollten sich Gebrauchtwagenkäufer und –anbieter in den nächsten Monaten einstellen? Eurotax hat dazu eine Prognose erstellt. Als Grundlage dafür ziehen die Gebrauchtwagen-Experten die Wahrscheinlichkeit einer langsamen U-förmigen Erholung der Wirtschaft heran. „Diese Marktsituation ist aus unserer Sicht mit einer 60-prozentigen Wahrscheinlichkeit am höchsten“, so Madas. Eine mittelmäßig schnelle V-förmige Erholung wird mit einer Wahrscheinlichkeit von 25 Prozent beziffert.
Denn um die Restwert-Entwicklung realistisch einschätzen zu können, wird die weitere Entwicklung der Nachfrage entscheidend sein. Die künftige Kaufkraft und die wirtschaftliche Entwicklung allgemein sind allerdings nach wie vor mit großen Unsicherheiten behaftet. Fest steht, noch immer sind die Arbeitslosenzahlen hoch und eine halbe Millionen Menschen in Kurzarbeit und damit mit Einkommenseinbußen konfrontiert.

2021 dürften die Preis für Gebrauchtwagen nur minimal anziehen, eine etwas stärkere Erholung wird erst für 2022 erwartet. Selbst dann dürfte das Preisniveau laut Prognosen unter dem Vor-Pandemie-Niveau liegen.
So erwarten die Spezialisten von Eurotax, trotz der aktuellen Erholung der Preise von Gebrauchtwagen, bis Jahresende fallende Preise. Über alle Preissegmente hinweg, rechnen die Experten mit einem Wertverlust rund 2,5 Prozent gegenüber Anfang März. Madas: „Ab 2020 gehen wird von einer langsamen Erholung der Restwerte aus.“ Etwas stärker, wenn auch noch immer zaghaft, dürften die Preise erst 2022 anziehen. Selbst dann dürften diese noch unter dem Vorkrisenniveau liegen (siehe Grafik oben).‚