Die vier wichtigsten Fuhrparktrends
Eine Umfrage unter 5.600 Fuhrparkmanagern in 20 Ländern gibt Aufschluss über die Fuhrpark- und Mobilitätstrends der Zukunft. So soll der Anteil der Dieselautos in Flotten um 30 Prozent sinken, dafür soll der Anteil an reinen Elektroautos bei Firmen stark steigen.
Bei der Zusammensetzung von Firmenautos könnte sich künftig einiges ändern.
Der Fuhrparkmanager Arval hat für seinen jährlichen Fleet Barometer 5.600 Flottenmanager in 20 Ländern nach den wichtigsten mittel- und langfristigen Trends bei Fuhrparks und deren Mobilitätsmix befragt. 2020 ist erstmals Österreich mit Ergebnissen vertreten.
Hier die wichtigsten Trends für Österreich:
1. Trend: Dieselanteil könnte in den nächsten drei Jahren um 30 Prozent sinken
Österreichs Flotten haben traditionell einen hohen Anteil an Dieselfahrzeugen. Derzeit liegt dieser bei über 80 Prozent. Doch dieser Anteil könnte radikal sinken. „Überraschend ist für uns, dass Unternehmen in den nächsten drei Jahren den Dieselanteil auf 52 Prozent senken wollen“, so Brigitte Becksteiner-Bichler, Vertriebschefin von Arval Österreich. Allerdings zeigt das Fleet Barometer deutliche Unterschiede je nach Unternehmensgröße: kleine Unternehmen scheinen stärker vom Diesel abhängig zu sein. In drei Jahren wollen von diesen noch 61 Prozent der befragten Dieselmodelle nutzen.
Wenn elektrifiziert dann bisher meistens vollelektrisch
Beim Energiemix liegen österreichische Unternehmen im europäischen Durchschnitt. Ein Drittel der Unternehmen setzt bereits auf zumindest eine alternative Antriebsform im Fuhrpark. In drei Jahren soll das bei 60 Prozent der Unternehmen der Fall sein. Am beliebtesten bei den alternativen Antrieben sind derzeit vollelektrische Modelle. 22 Prozent der bisher angeschafften Modelle mit alternativem Antrieb sind reine Batteriefahrzeuge, gefolgt von Plug-in-Hybriden mit einem Anteil von 15 Prozent und klassische Hybride mit 14 Prozent. Autos mit Erdgas sind komplett out. Gerade einmal zwei Prozent der Unternehmen nutzen diesen alternativen Sprit. Bioethanol nutzen nur vier Prozent der Unternehmen.
Starkes Wachstumspotential bei alternativen Antrieben haben in den nächsten drei Jahren laut den befragten Fuhrparkmanagern vor allem elektrisch betriebene Modelle. Am stärksten soll, wie bisher, die reine E-Autoflotte aufgestockt werden. Flottenmanager erwägen in drei Jahren den Anteil innerhalb der alternativen Treibstofftechnologien auf 41 Prozent zu erhöhen. Die Zahl der Hybride soll sich jeweils auf 36 Prozent mehr als verdoppeln. Die Hälfte der Befragten hat bereits Ladepunkte am Firmenstandort installiert oder unterstützt die Fahrer mit Lademöglichkeiten.
Firmen reagieren stark auf steuerliche Anreize und andere Anreize
Den Grund für die vergleichsweise hohe Zahl an reinen E-Autos sieht die Arval-Expertin, vor allem darin, dass Unternehmen offenbar sensibel auf staatliche Anreize und auch Beschränkungen reagieren und ihren Energiemix entsprechend anpassen: „Steuerliche Anreize, das Recht, in Zonen zu fahren, in denen umweltschädliche Fahrzeuge verboten sind, und während der Wechselzeiten zu fahren, sind ebenso wichtig wie der Nutzen für das Firmenimage."
2. Trend: Alternativen zum Auto werden wichtiger
Österreich ist anderen europäischen Ländern bei alternativen Mobilitätslösungen voraus: 72 Prozent der Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern mindestens eine alternative Mobilitätslösung an. In Europa liegt der Durchschnitt bei 61 Prozent. „In Österreich ist die Kombination von Auto mit öffentlichen Verkehrsmitteln beliebt. Kurzfristig sehen wir aufgrund der Corona-Krise aber einen Rückgang bei der Nutzung von Öffis, da für viele derzeit die individuelle Mobilität die beste Option ist, um sich sicher fortzubewegen“, so Becksteiner-Bichler
Mobilitätskarte: Fexible Nutzung von Auto, Carsharing und Öffis
Gefragte Mobilitätsangebote sind neben der Öffi-Nutzung auch Ride-Sharing (Fahrgemeinschaften) und flexible Langzeitmieten. „Man kann bei solchen Mietangeboten ein Auto für wenige Wochen oder für mehrere Monate mieten und ist so zeitlich flexibel“, so die Arval-Expertin. Angebote für alternative Mobilitätslösungen werden laut Studie in den nächsten drei Jahren steigen. Darunter auch die sogenannte Mobilitätskarte, die eine flexible Nutzung von Auto, Carsharing und Öffis ermöglicht.
3. Trend: Leasing-Anteil steigt
Der Autokauf ist für Österreichs Fuhrparkmanager nach wie vor die beliebteste Finanzierungsmethode (40 Prozent). „In Österreich finanzieren die Firmen traditionell ihre Autos selbst", so Becksteiner-Bichler. 30 Prozent der Unternehmen nutzen derzeit Finanzierungsleasing, während nur 24 Prozent ihre Flotte mit Operating-Leasing finanzieren.
Höhere Liquidität durch Full-Service-Leasing durch Krise wichtiger
Laut Umfrage zeichnet sich, wie bereits in den letzten Jahren, ein Trend zu einem höheren Leasing-Anteil ab. "Durch die Corona-Krise geht es den Unternehmen vor allem darum, kurzfristig eine höhere Liquidität zu schaffen", erklärt die Managerin. Das ist nicht nur durch klassisches Leasing möglich, sondern noch stärker beim Full-Service Leasing. So kann ein klassisches Leasing auch in ein hierzulande noch selten genutztes Rund-um-Leasing-Paket umgewandelt werden. Bei dieser Form des Leasings ist keine Anzahlung nötig und auch keine anderen größeren Investitionen fallen im Laufe der Zeit an. Alle Dienstleistungen von der Wartung, über Reifenwechsel, bis hin zur Tankkarte und Schadenmanagement übernimmt das Fuhrparkunternehmen.
Trend zum Leasing wird durch die Krise noch beschleunigt
Finanzierungsleasing ist laut Umfrage auch künftig die erste Wahl bei der Finanzierung von Fahrzeugen. Jedes zweite Unternehmen ist derzeit an einer solchen Finanzierung interessiert. Für 41 Prozent der Befragten kommt Operating-Leasing in Betracht, und zwar auf dem gleichen Niveau wie die derzeitige Hauptfinanzierungsmethode, der Autokauf. Sehr kleine Unternehmen (weniger als zehn Mitarbeiter) setzen auch zukünftig auf den Kauf eigener Fahrzeuge.
„Die Nachfrage nach bequemen Mobilitätslösungen wird steigen. Immer mehr Unternehmen entscheiden sich für Full-Service-Leasing.“ Auch bei E-Fahrzeugen geht der Trend in Richtung Leasing und wird durch die Corona-Krise noch beschleunigt“, so die Arval-Fuhrparkexpertin.
4. Trend: Tracking-Apps werden weiterhin kaum angenommen
Österreich liegt beim Einsatz von Telematik deutlich hinter dem europäischen Durchschnitt zurück. Nur 25 Prozent der österreichischen Unternehmen setzen diese Technologie für ihre Flotte ein, im Vergleich zum europäischen Durchschnitt von 33 Prozent. KMU sind dabei besonders zurückhaltend, während größere Unternehmen zu einem Drittel Telematiklösungen in der Flotte verwenden.
Dokumentierter Verbrauch und Fahrverhaltensanalyse helfen sparen
Die Gründe für die geringe Akzeptanz von Trecking-Angeboten liegt laut Becksteiner-Bichler daran, dass „die Flottenbetreiber vom Nutzen nicht überzeugt sind." Aber solche digitalen Lösungen würden das Service für Firmenkunden, wie die Abrechnung und die Wartung vereinfachen. Die dokumentierten Fahrzeugdaten wie Verbrauch, zurückgelegte Strecken oder beispielsweise das Fahrverhalten verbessern das Service und die Sicherheit, und dienen nicht der Überwachung. "Nutzer von Dienstwagen haben bei Telematik-Lösungen immer die Möglichkeit in einen Privat-Modus zu wechseln und den Detailgrad der Informationen an das Unternehmen zu limitieren", wirbt die Arval-Managerin.