Diesel-Gebrauchtwagen vor massivem Preisverfall

Diesel-Besitzer, besonders Unternehmen mit großen Fuhrparks, sollten langsam daran denken, die Autos auszusortieren. Ihr Wiederverkaufswert wird Prognosen zufolge in den nächsten Jahren dramatisch sinken.

Diesel-Gebrauchtwagen vor massivem Preisverfall

Die strengen EU-Grenzwerte für den CO2-Ausstoß könnten in nur wenigen Jahren den Todesstoß für den Diesel bedeuten.

Seit dem Dieselskandal 2015 hat der Antrieb einen schweren Stand, sowohl bei Umweltschützern als auch bei Konsumenten. Immer weniger Autokäufer wagen es auch wegen der laufend streng werdenden Schadstoffgrenzwerte der EU, sich einen Selbstzünder zuzulegen. Seit 2016 wurden in der EU fast 60 Prozent weniger Dieselneuwagen zugelassen. 2020 betrug der Absatz in Westeuropa nur noch rund vier Millionen Stück.
In Österreich, eines der wichtigen Absatzmärkte für Dieselautos, ist die Lage nicht viel besser. Dessen Anteil hat sich von rund 188.900 neu zugelassenen Dieselfahrzeugen im Jahr 2015 auf rund 90.900 Stück im Vorjahr mehr als halbiert.

E-Autos lösen Diesel ab

So richtig dick soll es aber erst kommen. Nach Schätzungen des Center of Automotive Research (CAR) in Duisburg unter der Leitung von Ferdinand Dudenhöffer könnten in Europa im Jahr 2030 nur noch 390.000 Neuwagen mit Dieselantrieb verkauft werden. Das wären damit deutlich weniger als im Vorjahr Elektroautos verkauft wurden. Diese machen in Europa mit 1,2 Millionen verkauften Neuwagen 2020 bereits einen Marktanteil von 10,5 Prozent aus.
„Dieselfahrzeuge verabschieden sich deutlich schneller aus dem Markt als noch vor zwölf Monaten vermutet“, stellt Autoexperte Dudenhöffer fest. Tritt dieser radikale Rückgang tatsächlich ein, hätte das unter anderem massive Folgen für die Werthaltigkeit von Fuhrparks.

Einen ersten Preisruck hat es am österreichischen Markt bereits gegeben. Bereits in den vergangenen vier Jahren, in denen auch in Österreich die Nachfrage nach Dieselautos rückläufig war, sind auch die Preise für gebrauchte Selbstzünder gesunken. Zwischenzeitlich betrug der höchste Preisverlust im Schnitt zehn Prozent, derzeit beträgt der Preisrückgang laut Eurotax im Schnitt bei sieben Prozent.

Geht die Nachfrage nach Selbstzündern, wie vom CAR-Institut prognostiziert, bis 2030 auf ein Minimum zurück, könnte es bei der Preisentwicklung zu einem Schneeballeffekt kommen. „Nach einem langsamen Preisverfall zu beginn, könnte des zu einem explosionsartigen Effekt kommen und die Preise könnten rapide verfallen“, schildert Rainer Hintermayer, Marktanalyst des Autodatenspezialisten Eurotax ein wahrscheinliches Szenario.

CO2-Ziele und Preisverfall bei Diesel-Fahrzeugen

An den CO2-Vorgaben der EU, die für die Beschleunigung diese Entwicklung sorgen, werde sich jedenfalls nichts ändern. „Die von der EU beschlossenen strengen CO2-Grenzwerte der bis 2030 sind fix “, stellt Eurotax-Experte Hintermayer klar. So soll bis dahin der CO2-Ausstoß um 30 Prozent reduziert werden. 2050 will die EU nur noch Autos zulassen, die komplett CO2-neutral betrieben werden können.

Bei der nächsten Anschaffung eines Autos sollten sowohl Private als auch Firmen diese Prognosen der Experten im Hinterkopf behalten. Zwar sei in nächster Zeit noch kein starker Rückgang der Preise bei gebrauchten Dieselfahrzeugen zu befürchten, aber „in der nächsten Anschaffungsperiode, also in drei, vier Jahren, wird der Anteil der Autos mit E-Antrieb in Fuhrparks großflächig rasant zunehmewn“, prognostiziert Hintermayer – und damit der Anteil der Dieselautos nach unten gehen. "Ab dann ist mit einem erheblichen Preisverfall bei Fahrzeugen dieser Antriebsart zu rechnen“, so der Eurotax-Spezialist für Autopreisentwicklungen.

Diesel-Anteil in Firmen-Flotten rückläufig

Die Firmen haben auf die Entwicklungen bereits reagiert. So ist der Anteil der Dieselautos in Flotten laut Eurotax von 64 Prozent im Jahr 2015 bis zum Vorjahr bereits auf 43 Prozent abgesackt.

Vor allem für Firmen, die ihre Fuhrparks noch zu einem erheblichen Teil mit Dieselautos bestückt haben, dürfte die Bestückung der Fuhrparks mit ökologisch schonenderen Antriebsarten eine riesige Umstellung bedeuten. „Die Angst vor mühseligem Tanken, geringen Reichweiten und hohen Kosten wird sich aber schon in kurzer Zeit erübrigen“, beruhigt Dudenhöffer. „2025 wird die Festkörper-Batterie als Serienbatterie auf den Markt kommen. Damit hätte das Elektroauto Ladezeiten und Reichweiten wie ein Diesel“, prognostiziert der Autoexperte.

Wirtschaftliches Aus durch CO2-Steuer

Auf der anderen Seite wird Diesel als Kraftstoff unattraktiver, denn er wird durch die CO2-Steuer Jahr für Jahr teurer. Bis zum Jahre 2025 soll die Tonne CO2 mit 55 Euro besteuert werden. „Der Literpreis Diesel steigt damit nur durch die zusätzliche Steuer um mehr als 20 Cent pro Liter“, rechnet Dudenhöffer vor. Durch die neue Abgastechnik, die nötig ist, um die Abgasvorschriften für die Euro 7 Grenzwerte einzuhalten - diese tritt 2025 in Kraft - werden Dieselfahrzeuge ab 2025 im Schnitt im Schnitt um rund 1.000 Euro mehr kosten als bisher, so die Rechnung des CAR-Institut-Chefs.

Wer sich ein Elektroauto anschafft, muss nicht mehr zwangsläufig mit überbordenden Kosten für die Anschaffung und alle Aspekte der späteren Nutzung wie Energiekosten, Reparatur und Wartung (Total Cost of Ownership) fürchten. „Erste Rechnungen haben ergeben, dass sich Elektroautos bei den Kosten mit Modellen mit Verbrennungsmotor ebenbürtig sind“, weiß Hintermayer. Das liegt an den geringen Steuern, Zugang zu günstigem Strom und die Anschaffungspreise, die auch wegen der Förderungen teils bereits erschwinglich sind.

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