So hart hat Corona die größten Autohersteller getroffen

Die Autohersteller hat das Coronajahr sehr unterschiedlich getroffen. Wer das größte Fett abbekommen hat und welche Hersteller bei den Gewinnen kräftig zugelegt haben. Was für die nächsten Jahre entscheidend sein wird und wie die Chancen für ein "Survival of the fattest" stehen.

So hart hat Corona die größten Autohersteller getroffen

Man möchte meinen, dass die Pandemie die großen Autohersteller in eine tiefe Krise gerissen hat und diese mit hohen Umsatzrückgängen und mit erheblichen Einbußen beim Gewinn zu kämpfen hätten. Aber dem ist nicht so. Die Unterschiede könnten größer nicht sein.

1. Absatzentwicklung: Premiumhersteller mit geringen Rückgängen und etablierte E-Autoanbieter im Hoch
Das fängt schon bei den Absatzzahlen an. So fuhr die französische PSA mit den Marken Citroën, DS, Opel, Peugeot und Vauxhall mit einem Absatzminus von 27,8 Prozent das katastrophalste Ergebnis des Coronajahres 2020 ein (siehe Grafik). Heftig auch die Rückgänge bei Ford, Nissan, FCA und Renault. Bei diesen betrug der Rückgang jeweils über 21 Prozent. Die Pandemie am besten weggesteckt hat unter den westlichen Herstellern die beiden Premiumhersteller BMW mit einem Rückgang von 7,8 Prozent und Mercedes mit Minus 12,8 Prozent. Vor allem dank der unerwartet kräftigen Nachfrageerholung in China kam BMW rasch wieder in die Erfolgsspur zurück, so das Ergebnis einer Auswertung des CAM Institutes in Begisch Gladbach. Die beiden Premiumhersteller profitierten auch von kaufkräftiger Kundschaft, die auch in der Krise über das nötige finanzielle Pouvoir verfügt. "Premium geht in der Krise besser als Masse", so Frank Schwope, Autoexperte bei der NordLB. BMW geht denn laut Konzernchef Oliver Zipse „gestärkt und mit Rückenwind“ in das Jahr 2021.
Damit schlugen sich die Münchner besser als Mercedes-Benz. Bei den Schwaben waren die Absätze im vergangenen Jahr um 10,3 Prozent weggesackt. Insgesamt erreichen die deutschen Hersteller dank erheblicher Kosteneinsparungen und starkem Zuwachs in China im Herstellervergleich eine überdurchschnittliche Performance. Daimler etwa zeigt sich nach dem schwachen Jahr 2019 deutlich erholt.

Etablierte E-Autohersteller als Gewinner
Die zweite Gewinnergruppe waren Hersteller mit einem etablierten Angebot an Fahrzeugen mit E-Antrieb. Tesla konnte als einziger Hersteller im Vorjahr seinen Absatz steigern - und das gleich um fast 40 Prozent. Der chinesische E-Autohersteller Geely, zu dem auch Volvo gehört, kam mit einem Minus von 4,1 Prozent ebenso glimpflich davon wie auch Hybridspezialist Toyota, der als Massenautohersteller mit einem geringeren Absatz von knapp zehn Prozent gegenüber 2019 noch halbwegs gut weggekommen ist. Ähnlich wie andere Unternehmen profitierten die Bayern im vergangenen Jahr zudem von den üppigen staatlichen Förderungen für E-Autos und Hybride.

Tesla, BMW und Geely: Diese kamen gut durch die Krise. Tesla steigerte den Absatz um fast 40 Prozent, BMW setzte nur um rund acht Prozent weniger Autos ab und der chinesische Hersteller Geely mit Tochter Volvo verzeichneten nur einen vier prozentigen Absatzrückgang.

2. Gewinnmargen: Renault und Nissan mit Milliardenverlusten - Tesla, GM und Daimler steigern Gewinn
Wie gut die Autohersteller die Krise im Vorjahr gemeistert haben, lässt sich vor allem an der Ebit-Marge ablesen. Zu den erstaunlichsten Überlebenskünstlern zählt in diesem Punkt die PSA-Gruppe. Tesla weist im Vorjahr mit 1,7 Milliarden Euro erstmals überhaupt einen Gewinn aus, der überwiegend noch aus dem Verkauf von CO2-Zertifikaten stammt. Daimler, GM und Tesla sind die einzigen Autobauer, die ihren Gewinn im Corona-Jahr 2020 steigern können. BMW ist jedoch trotz überdurchschnittlich guter Absatzzahlen bei der Gewinn-Marge abgestürzt. Diese schmolz von 7,1 Prozent im Jahr 2019 auf 4,9 Prozent im Vorjahr.
Renault und Nissan hat es im Vorjahr allerdings heftig erwischt. Bei Ford bricht der EBIT um 58 Prozent auf nur noch 2,4 Milliarden Euro ein. Renault und Nissan vermelden im Jahr 2020 mit einem EBIT von Minus 2,0 Milliarden Euro beziehungsweise Minus 1,8 Milliarden Euro die höchsten Verluste. Zu den Low-Performern zählt insbesondere der US-Hersteller Ford, der nur noch auf eine Rendite von 2,1 Prozent kommt. Der Gewinn bricht um 58 Prozent auf nur noch 2,4 Milliarden Euro ein.

Die Ebit-Margen der Autohersteller sind im Vorjahr kräftig eingebrochen. Einzelne Autobauer haben sich aber dennoch gut gehalten, wie etwa GM, Daimler oder Tesla. Sie konnten den Gewinn sogar steigern.

Gewinn pro Auto: Daimler hängt 2020 alle ab
Die erstaunlichste Entwicklung beim Gewinn pro Auto nahm im Vorjahr Daimler. Der Hersteller schraubte diesen Gewinn massiv nach oben und erzielte 2.101 Euro pro Fahrzeug und damit auch den höchsten Wert aller Hersteller. Nummer zwei ist Volumenhersteller Toyota mit 1.233 Euro pro Fahrzeug. BMW muss starke Rückgänge verkraften und kommt nur noch auf einen Gewinn von 930 Euro/Fahrzeug. Auffällig ist, dass die Premiumher- steller Daimler und BMW seit 2017 nicht mehr an das hohe Niveau von mehr als 3.000 Euro pro Fahrzeug anknüpfen können. Die Volkswagen Group erzielt im Corona-Jahr 2020 nur noch einen Gewinn von 731 Euro pro Auto und liegt damit nur noch knapp vor General Motors, die ihren EBIT leicht auf 661 Euro pro Pkw steigern können. Ford erlöst pro Fahrzeug da- gegen nur noch 341 Euro.

Daimler macht pro Auto fast doppelt so viel Gewinn wie Toyota oder BMW.

2021: Höhere Gewinn durch Einsparungen erwartet
Für das Jahr 2021 rechnet das CAM-Institut mit einem leicht steigenden globalen Automobilabsatz. Negativ auf das automobile Konsumklima wirken ihrer Einschätzung nach die vor allem in Europa weiter anhaltenden Corona-Einschränkungen. Dagegen wird in China und den USA mit einer leichten Erholung des Marktes gerechnet wird. Der Mangel an Halbleitern wirkt zudem bei einer großen Anzahl von Automobilherstellern mindestens noch bis zum Sommer bremsend, indem er die Produktionsprozesse stört. Insgesamt wird für das Jahr 2021 im Schnitt mit höheren Renditen gerechnet, da sich die Kosteneinsparungen positiv auf das Ergebnis auswir- ken dürften. Allerdings werden die F&E-Aufwendungen der etablierten Automobilhersteller insbesondere für die Elektromobilität und die Vernetzung weiterhin hoch sein.


Kein „Survival of the Fattest“

Als wichtige Erfolgsfaktoren für die globalen Automobilhersteller nennt CAM-Studienleiter Stefan Brazel hohe Marktstärke und Finanzkraft, da sich die Branche "in einer kritischen Transformationsphase befindet. Mutiple Herausforderungen sind gleichzeitig zu bewältigen. "Die Hersteller müssen die Krise meistern und ihren Fokus auf Zukunftsthemen wie Elektromobilität und Vernetzung richten, die enorme finanzielle Investments erfordern. Dies wird nicht jeder Automobilhersteller schaffen. Die globale Automobilindustrie vielmehr vor einer Zeitenwende, die in den nächsten fünf bis zehn Jahren von einer großen Konsolidierungswelle begleitet sein wird. "Dabei gibt es keinen „Survival of the Fattest“. Absatzgröße allein wird das Überleben nicht sichern. Vielmehr müssen die Unter- nehmen die relevanten Kernkompetenzen in den Zukunftsfeldern konsequent erlangen und diese in neue Geschäftsmodelle übersetzen", so Brazel.

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