Bahnfracht zwischen Europa und China boomt in der Pandemie

Bahntransporte machen dem klassischen Seeweg immer öfter Konkurrenz, vor allem seit Ausbruch der Pandemie. Das Potential ist weiterhin hoch.

Bahnfracht zwischen Europa und China boomt in der Pandemie

Im ersten Halbjahr 2020 ist die Nachfrage nach Gütertransporten auf der Seidenstraße um 60 Prozent gestiegen.

Volvo hat unter den Autoherstellern den Anfang gemacht. Seit 2017 nutzt der schwedische Autokonzern mit chinesischem Eigentümer als erster europäischer Autohersteller die Schienentrasse der neuen Seidenstraße. Das in China produzierte Premiummodelle Volvo S90 wird seither auf der Schiene nach Europa transportiert. Auch Porsche liefert regelmäßig seine Modelle auf dem eisernen Transportweg nach China. Aber nicht nur Autos, auch Nudeln aus Italien und Rotwein aus Frankreich rattern mittlerweile in Containern der Güterwaggons durch Eurasien.

Gütertransport bleibt in der Krise stabil – hohes Nachfrageplus
Die Güterzüge zwischen China und Europa sind gut gefüllt, trotz Corona-Krise und ihren damit verbundenen zwischenzeitlichen Einschränkungen beim Transport hält die Bahnverbindung stand. „Die Bahnverbindung bietet ein Stück Stabilität was Verlässlichkeit und Kosten betrifft“, so das Ergebnis des kürzlich erschienen Drewry’s Sea & Air Shipper Insight Reports. Im ersten Halbjahr ist die Nachfrage nach Bahntransporten auf der Seidenstraße seit 2017 weiter gestiegen, gegenüber dem Vorjahreszeitraum gar um 60 Prozent. Nach Angaben der Weltbank gehen auf die Volkswirtschaften entlang des See- und Straßenweges der Seidenstraße im Jahr 2020 fast 40 Prozent aller global getätigten Transporte auf das Konto des „Belt and Road corridors“. Das ist fünf Mal mehr als im Jahr 2017.

150.000 TEU per Bahn, 10 Millionen TEU per Schiff
Die Anzahl der Züge, die zwischen den beiden Kontinenten Waren, hin und her transportieren, ist seit dem Start der Initiative One Belt, one Road, Ende 2013 durch Chinas Präsident Xi Jinping, seither von 80 Zügen auf 5.000 Züge gestiegen. Die Zahl der Container von 44.200 TEU auf 150.000 TEU im Jahr 2016. Wenn die absoluten Zahlen im Vergleich zu den transportierten Containern am Seeweg auch sehr niedrig ist. 2016 wurden zehn Millionen TEU auf dem Seeweg zwischen China und Europa transportiert.

Shanghai – Rotterdam: Zug braucht 18 Tage, Schiff bis zu 37
Wenn es darum geht, Güter über Kontinente hinweg schnell von A nach B zu transportieren, ist und bleibt die Luftfracht natürlich unschlagbar. Waren von Shanghai nach Rotterdam zu transportieren, dauert im Schnitt zwischen fünf und neun Tage, ergab die Erhebungen des Kreditversicherers Coface. Die Fracht auf See dauert dagegen oft viele Wochen, manchmal sogar Monate. Eine Ladung braucht für die selbe Strecke zwischen 27 und 37 Tage. Die Dauer einer Bahnpassage liegt in der Mitte. Auf Schienen dauert die Strecke Shanghai-Rotterdam im Schnitt 18 Tage, und die Fahrtzeiten der Bahntransporte werden zunehmend kürzer.

Schiff am billigsten, gefolgt vom Transport per Bahn
Da ist da auch noch der Faktor Geld. Unternehmen, die ihre Güter per Luft zu ihren Kunden bringen, müssen am tiefsten in die Tasche greifen. Die Fracht Shanghai - Rotterdam kostet über den Luftweg laut Coface 37.000 Euro pro Container. Wird die Ladung per Bahn verschickt, fielen 5.000 Dollar im Jahr 2018 an. Die Fracht per Schiene wird jedoch immer billiger. Aktuell werden laut dem Erai Euroasian Rail Alliance Index für einen Container nur noch 2.684 Dollar verlangt.

Güter per Bahn zu transportieren, ist verhältnismäßig günstig und die Dauer deutlich geringer als per Schiff.

Die Eisenbahn ist gegenüber dem See- und Luftverkehr am umweltfreundlichsten. Demnach ist der CO2-Ausstoß beim Transport auf der Schiene im Vergleich zu allen anderen Verkehrsträgern am geringsten.

Schiffsfracht durch die letzten teuren Kilometer bis zum Bestimmungsort im Nachteil
„Der Bahn-Korridor ist ein guter Kompromiss zwischen der Luft- und der Seefracht, diese ist leistbarer, wenn auch langsamer als Luftfracht, aber teurer als Seefracht“, fasst der Kreditversicherer Coface in einer Analyse zusammen. Erschwerend bei der Schiffsfracht kommt hinzu, dass diese vom Hafen zu ihrem letzten Bestimmungsort – oft per LKW – weit entfernt und teuer ist. „Die Weiterentwicklung des Bahn-Korridors zwischen China und Europa könnte Kosten und Zeitaufwand für den Transport reduzieren", so die Coface-Experten.

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