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Wiens First Lady Irmtraud Rossgatterer

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Wiens First Lady Irmtraud Rossgatterer
Irmtraud Rossgatterer©Trend Lukas Ilgner NEU
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Irmtraud Rossgatterer, Bankerin und Frau von Bürgermeister Ludwig, gibt erstmals Einblick in ihr Leben. Fazit: eine sportliche Lady, mit starken familiären Banden und einer Beziehung auf Augenhöhe.

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Bürgermeister Michael Ludwig steht mitten im Wahlkampf. Kein Schritt oder Tritt, bei dem die Scheinwerfer nicht auf den Landeshauptmann von Wien gerichtet sind. Aus seinem Privatleben dringt kaum etwas an die Öffentlichkeit. Am 31. August jährte sich der Hochzeittag von Ludwig und seiner Ehefrau Irmtraud Rossgatterer zum zweiten Mal. Ein Paar sind die beiden seit 14 Jahren.

Auch wenn nur Ludwig im grellen Rampenlicht steht, ein Schattendasein führt seine First Lady keineswegs. Erstmals gewährt die studierte Betriebswirtin und gebürtige Oberösterreicherin Einblicke in ihr Leben: Sie erzählt aus ihrer Kindheit, schildert ihren beruflichen Werdegang, zeigt sich von ihrer sportlichen Seite, aber auch als Ehefrau, die eine moderne Beziehung auf Augenhöhe führt.

"Für mich ist jeder Tag ein Tag der Freude. Denn das Erste, das ich sehe, ist mein Mann. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Viele Menschen waren während des Lockdowns sehr einsam, diese Vorstellung geht mir sehr nahe." Sie richtet sich gerade auf, streift den Rock glatt, ist um Fassung bemüht. Ihre Geste hat nichts Effektheischendes. Die Frau steht mit beiden Beinen im Leben, ist unabhängig und hat einen herausfordernden Job als Firmenkundenbetreuerin in einer österreichischen Bank -"lange schon bevor ich meinen Mann kennengelernt hab", darauf legt Rossgatterer größten Wert.

Kindheit am Land

Berufliches Vorbild war ihr wahrscheinlich der heute 94-jährige Vater Josef Rossgatterer, der sich vom Müller bis zum Vorstand in einer Sparkasse hinaufarbeitete. Nebstbei führte er mit seiner Frau Theresia eine vier Hektar große Landwirtschaft im oberen Mühlviertel. "Statt auf Urlaub zu fahren, haben wir die Heuernte eingebracht."

Hier am Hof wuchs Irmgard Rossgatterer gemeinsam mit ihren drei Schwestern auf, bis sie mit 14 Jahren ins Internat ging. "Unser Umfeld war freilich ländlich-konservativ, die Einflüsse vielfältig, aber das Verhalten unseres Vaters immer sehr fortschrittlich." Weil alle vier Mädels höher bildende Schulen besuchten, musste sich der Vater am Stammtisch immer "blöd anreden lassen". Die Töchter würden ohnedies heiraten, bräuchten nicht zu studieren. Das wäre nur eine Fehlinvestition.

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ARBEITSREICH. Eine Erinnerung, die Rossgatterers Eltern und zwei ihrer Schwestern bei der Heuernte im Mühlviertel zeigt.

© Privat

"Umso mehr freut es den Vater heute, dass wir alle unseren beruflichen Weg gemacht haben. Die Älteste, Elfriede, hat sich selbstständig gemacht, Margarita leitet eine Sonderschule, und Regina hat eine leitende Position im Finanzbereich inne." Der Zusammenhalt ist noch stärker, seit die Mutter im Vorjahr verstorben ist. Über eine gemeinsamen Familienkanal kommunizieren die Geschwister regelmäßig mit dem Vater.

Der erste Berufswunsch von Rossgatterer war, Sprachen zu studieren, um später die Welt zu bereisen. "Das war den Eltern zu wenig zielorientiert. Und weil ich noch zu unentschlossen war, begann ich zunächst, in Linz im Finanzbereich zu arbeiten." Sechs Jahre später fiel die Entscheidung, Betriebswirtschaft zu studieren. "Das war eine interessante Erfahrung, denn nicht nur meine Studienkollegen waren viel jünger, sondern auch mein Wissen, insbesondere meine Mathematik- und Statistikkenntnisse, war in die Jahre gekommen", erzählt Rossgatter lachend.

Der Karriere tat das keinen Abbruch. Im Gegenteil, Rossgatterer entwickelte sich zu einer Toprisikomanagerin, spezialisierte sich später auf Exportfinanzierung und ist heute im Firmengeschäft eines großen Bankinstituts tätig. "Das erfüllt auch meinen Mann mit Stolz, dass ich einem eigenständigen Beruf nachgehe, der zwar fordernd ist, mir aber viel Freude bereitet."

Im Rampenlicht

In der Öffentlichkeit zu stehen und gleichzeitig ein möglichst intimes Privatleben zu führen, ist eine Disziplin, die Rossgatterer elegant meistert. Wenn sie in Begleitung ihres Mannes unterwegs ist, gibt es freilich keine Anonymität. "Schau, das ist der Bürgermeister", raunen sich die Leute zu. Schlendert die First Lady allerdings alleine durch Wien, bleiben derartige Reaktionen aus. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sie ungeschminkt, das Haar locker aufgesteckt, leger in Jeans gekleidet ihre Wege erledigt.

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ZIELORIENTIERT. Bürgermeister Michael Ludwig und seine Ehefrau, Irmtraud Rossgatterer, beim Endspurt des Sie+Er Laufs im Wiener Prater.

© Christian Jobst

Nicht einmal ihr Nachname lässt darauf schließen, dass die Frau mit den Sommersprossen die Frau des Bürgermeisters ist. "Für mich ist der Geburtsname eines Menschen auch Ausdruck der Individualität und Identität." Den Ausschlag, ihren Namen beizubehalten, gab für Rossgatterer eine historische Lektüre. Aus der ging hervor, dass früher der Mann als Haushaltsvorstand mit seinem Namen alle quasi gebrandet hat. "Von da an hatte ich das Bild von gekennzeichneten Rindern im Kopf. Das ist heute nicht mehr zeitgemäß, dachten sich Michael und ich, das passt nicht zu uns."

Beziehung auf Augenhöhe

Entscheidungen trifft das Ehepaar Ludwig-Rossgatterer immer gemeinsam, die beiden begegnen sich auf Augenhöhe. Schon der Beginn der Beziehung war von gegenseitigem Respekt und entsprechenden Freiräumen gekennzeichnet. Die Romantik kam trotzdem nicht zu kurz. Nach dem ersten Kennenlernen auf einem Flug funkte es zwischen den beiden.

Wie sehr ihm die Frau imponierte, zeigte Ludwig mit einem kleinen Präsent: Er schenkte Rossgatterer das Buch "Mehr Mut als Kleider im Gepäck", eine Lektüre, die tapfere und einzigartige Frauen Ende des 19. Jahrhunderts beschreibt, die auf Entdeckungsreise um die Welt gingen. Beigelegt war ein handgeschriebener Brief. "Ich habe mich sehr wertgeschätzt und geehrt gefühlt", erzählt Rossgatterer.

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FAMILIENBANDE. Einmal im Jahr treffen sich die Rossgatterer-Schwestern Margarita, Regina, Irmtraud und Elfriede zu einem privaten Jour fixe. Diesmal war das Haus des Meeres der Ausgangspunkt.

© Christian Jobst

Auch nach 14 Jahren zeigt die Beziehung keine Abnützungserscheinungen. "Ich schätze den eleganten Humor von Michael, aber auch seine Verhaltensweisen und Entscheidungen, interkulturell und im historischen Zusammenhang. Wir haben ein wahnsinniges Glück, dass wir uns gefunden haben." Auch politisch hat Rossgatterer eine klare Meinung: "Das christlich-soziale Bild, mit dem ich aufgewachsen bin, verträgt sich ganz gut mit der Ideologie der Sozialdemokratie. Das Wandern zwischen mehreren Welten ist für mich wichtig. Das schätze ich auch an meinem Mann, der sich in viele Lebenswelten hineinversetzen kann."

Die gemeinsame Freizeit ist freilich spärlich. "Der Beruf meines Mannes nimmt sieben Tage 24 Stunden ein. Als Bürgermeister ist man nie außer Dienst, das ist aber auch seine Aufgabe." Für die beiden bedeutet das, Vereinbarungen in Form einer Wochenvorschau zu treffen. "Wir freuen uns über kleine Zeitfenster, in denen wir gemeinsame Zeit definieren, wie Lebensmitteleinkäufe oder Spaziergänge am Fuße des Bisambergs."

Rossgatterer bezeichnet sich selbst als "Schnellkocherin nach dem Baukastensystem", gemäß dem Motto, was im Kühlschrank ist, wird verwertet. "Ich koche täglich und leidenschaftlich, dabei kann ich mich gut von den beruflichen Fragestellungen entkoppeln." Für den Abwasch zeichnet der Ehemann höchstselbst verantwortlich. "Das passiert von selber. Ich hätte auch keinen Spaß daran, wenn ich Hausarbeit verordnen müsste."

Floridsdorfer Idylle

Einen hohen Stellenwert hat auch Bewegung im Leben von Rossgatterer. "Ich bin quasi eine Gesundheitssportlerin, Herausforderungen und Ziele habe ich genug in meinem Leben. Schon als Kind konnte ich nicht lange ruhig sitzen. Heutzutage würde man mit so einem Verhalten in Therapie kommen." Einmal die Woche stehen Muskeltraining und regelmäßige Laufrunden auf dem Programm, "da kann ich Natur und Bewegung verbinden". Auch im Floridsdorfer Kleingartenhaus und der Idylle am Marchfeldkanal lässt es sich abseits des politischen Trubels ein wenig entspannen. "Wir genießen hier die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt in Floridsdorf."

Noch knappe zwei Wochen bis zur Wien-Wahl. Just in diese Zeit fiel der 60. Geburtstag der First Lady. "Mein Geburtstag wird aus zeittechnischen Gründen nach einem Stufenplan mit meiner Familie gefeiert." Der Schwesterntag, ein jährlicher Jour fixe der vier Rossgatterer-Mädels, fand kürzlich in Wien statt. "Mein Mann hat mich zu einem netten Essen eingeladen und mir einen schönen Schal in Erdfarben geschenkt."

Privat

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